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AMA / D2
SAISON 2019 / 2020

Was den Unterschied macht

Hertha BSC U11 - AMA U12

0 : 2

Vor knapp einem halben Jahr schlugen wir die 2009er von der Hertha an gleicher Stelle schon einmal und zwar relativ deutlich. Wir erzielten sieben Treffer, die Hertha zwei. Es war ein feuriges Spiel mit vielen Offensivsituationen auf beiden Seiten, bei dem wir am Ende mehr Kraft und das bessere Konterspiel bewiesen. Man sollte natürlich nicht vergessen, die Hertha-Spieler waren und sind im Schnitt 5-6 Monate jünger.

Kaum sechs Monate später hat sich das Kräftegleichgewicht schon etwas verschoben. Wenngleich wir mehr Spielanteile und die größeren Chancen besaßen, stand die Partie lange Zeit auf Messers Schneide. Beide Teams versuchten, ihr Spiel durchzudrücken und den ersten Treffer zu erzielen. Die Hertha zog sich bis zur Mittellinie zurück und lauerte auf Fehler in unserem Aufbauspiel. Wir stellten die Mitte zu und boten dem Gegner die Außenbahnen zur Spieleröffnung an. Um jeden Ball wurde leidenschaftlich gekämpft, die Räume waren sehr eng.

Zunächst schien es, als könnten wir durchaus einen ersten Treffer landen. Aber der Pfosten und die sehr diszipliniert verteidigende Hertha, die auch vor taktischen Fouls nicht zurückschreckte, machten uns das Leben schwer. Wie mussten uns sehr in Geduld üben, ohne dabei die Spannung und Konzentration bei allen unseren Handlungen zu vernachlässigen. Ein kleiner Fehler im Aufbauspiel, und wir wären von der Hertha überrannt worden. Nervenstärke war gefragt und eine taktisch geschlossene Mannschaftsleistung. Torlos ging es in die Pause.

Die Hertha kam anschließend besser ins Spiel, auch weil wir eine kleine Modifikation in der taktischen Grundordnung wagten - in der Hoffnung, dadurch mehr Raum im umkämpften Mittelfeld zu bekommen. Dem war aber nichts so, im Gegenteil, die Hertha kam nun einige Male gefährlich vor unser Tor. Also schlossen wir erneut die Mitte und warteten weiterhin geduldig auf unsere nächste Torchance. Es war ein wechselseitiges aktives, leidenschaftliches und kluges Belauern. Die Spannung war ungeheuer hoch. Und dann, endlich, in der 46. Minute war es soweit! Unser zentraler Mittelfeldspieler konnte einmal energisch durchbrechen. Im hohen Tempo und mit grandioser Präzision im Abschluss nutze er die kleine Lücke, die sich in der Deckung des Gegners aufgetan hatte und vollendete den Angriff.

Einmal mehr war dieser ominöse, so oft bestaunte Unterschied zu erleben. Gleichwohl konnte er nur deshalb aufblitzen und das Spiel zu unseren Gunsten lenken, weil eine gesamte Mannschaft den Weg dafür geebnet hatte. Ohne sie und die gesamte Leistung aller Spieler wäre dieses Exponat der fußballerischen Extraklasse nicht möglich gewesen. Natürlich unterstrich der gleiche Spieler mit seinem zweiten Treffer neun Minuten später, der wie eine Kopie des ersten wirkte, dass seine Fähigkeiten außerordentlich sind. Aber auch die Hertha und jedes andere große Fußballteam besitzen außerordentliche Spieler, die enge Spiele für ihre Mannschaft entscheiden können. Man sollte sich also hüten, Erfolge immer nur auf einzelne Spieler abzustellen. Es spielt immer ein Kollektiv, und die besten Spieler der Welt sind abhängig von ihrem Umfeld.

Wir können ja spaßeshalber den Spieß einmal umdrehen und unsererseits bei den großen Clubs die herausragenden Spieler abzuwerben versuchen! Denn irgendwie nervt es auch, sich immer rechtfertigen zu müssen, einen guten Spieler im Team zu haben. Als wäre das eine Störung der öffentlichen Ordnung. Warum denn eigentlich nicht? Wir haben eine extrem gute Mannschaft, es müsste jeden talentierten Spieler reizen, bei uns mitspielen zu dürfen. Zumal mit diesem einen Spieler, der angeblich immer den Unterschied macht. Aber so denken wir eben nicht, sondern wir sind uns unseres Teams und unseres mannschaftlichen Zusammenhalts sehr wohl bewusst. Deshalb sind wir ja so stark.

Es ist allerdings extrem schade, dass wir nicht so professionell vernetzt sind wie die großen Clubs. Es ist nicht so leicht, an überregionalen Leistungstreffen teilnehmen zu dürfen. Scheich und Scheich gesellt sich gern. Als kleiner Amateurverein genießt man eher den Status eines kleinen possierlichen Dorfes am Rande des Weltgeschehens. Wer seid ihr denn? Ihr habt ja einen lustigen Vereinsnamen!

Nun gut, hier und da hat es sich herumgesprochen, dass wir einen Zaubertrank brauen können, aber natürlich weiß auch jeder, dass die Weltgeschichte ihren Weg gehen wird. Mir kommt das Ganze ohnehin wie ein grandioser Heldencomic vor, da wir in aller Ruhe unser kleines Ding machen können und nebenbei ein paar große Römer vermöbeln, die meinen, wir seien nicht wirklich ernst zu nehmen. Wie auch immer, im Augenblick schreiben wir tatsächlich so etwas wie Geschichte.

Freilich sind wir nun selber Gejagte, und jedes Spiel kann uns zum Verhängnis werden. Die Freude, einen großen Gegner zu schlagen, ist immer besonders heftig. Kennen wir, oder? Mal sehen, ob wir auch Favorit können. Ich bin jedenfalls für jede neue Erfahrung offen, und sollte es irgendwann einmal so sein, dass sich die Verhältnisse ändern oder umkehren, kann ich immer noch sagen, ja, mit dem oder jenen Spieler an Bord, würden wir auch gewinnen, der macht eben den Unterschied.

AMAS, ich bin unglaublich stolz auf euch, auf jeden Einzelnen! Für mich seid ihr das beste Team der Welt!

[2. SP HR / 24. August 2019]


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0:2 (0:0)
(2x Fynn)
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Feris, Fynn, John, Kolja, Arda, Bela, Noah, Timo, Luca



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