Fc Wilmersdorf U12 - AMA U12
0 : 1
Ein Ligaspiel mit nur einem einzigen Treffer hatten wir noch nie, genauso wenig wie ein Null zu Null. Staaken trennte sich neulich torlos von Dynamo, zwei Teams, denen man nicht nachsagen kann, an Ladehemmungen zu leiden. Dass weniger Tore fallen, liegt auch an der Entwicklung des Spiels und der zunehmenden körperlichen Spielweise der Spieler. Das Mittelfeld wird arg umkämpft, und obwohl das Feld etwas größer ist als noch in der Vorsaison, scheinen sich neue Raumvorteile nicht sonderlich einzustellen, zumal jede Mannschaft einen Spieler mehr aufs Feld schickt.
Einen nicht unwesentlichen Anteil am versiegenden Torestrom haben auch die Torhüter, deren Gehäuse zwar gleich groß geblieben ist, sie selbst aber sind gewachsen, weshalb sie nun kompakter zwischen den Pfosten stehen. Wenn unser Keeper nicht so einen famosen Tag erwischt und einige starke Schüsse der Wilmersdorfer nicht so grandios pariert hätte, wären in der Partie auch durchaus mehr Tore gefallen. So blieb es bei dem einen einzigen glücklichen Treffer für uns, bei dem wiederum der gegnerische Torhüter leicht mithalf.
Ein guter Torwart ist von unschätzbarem Wert, nicht nur in der Defensive, sondern auch beim Aufbauspiel. Er eröffnet das Spiel und dirigiert das Überzahlspiel im ersten Drittel. Strahlt er Ruhe und Übersicht aus, überträgt sich dies auf die Feldspieler. Andersherum: agiert er fahrig, nervös oder am Ball unsicher, kann sich dies ebenso übertragen, allerdings negativ.
Torhüter haben nun mal den schwersten Job von allen, dafür müssen sie auch am wenigsten laufen. Fehler, die sie begehen, haben meist drastischere Folgen für ihr Team als ein Ballverlust in der Vorwärtsbewegung am Mittelkreis, womit ich nicht sagen will, dass solche Fehler nicht auch kapitale Böcke sind. Nur ist die Entfernung vom Mittelkreis zum Tor noch so groß, dass ein Fehler dort meist ausgebügelt werden kann, insbesondere als letzten Rettunsanker durch einen hervorragenden Torhüter. Passt ein Torhüter aber beim Abstoß ungenau oder ohne ein sicheres Gefühl für die Raumaufteilung, kann es schon zu spät sein und alle Schuld wird bei ihm abgeladen. Was der Keeper also nicht rennen muss, das muss er komplett fehlerfrei und vorausschauend spielen, sonst wird es heikel.
Letztlich macht jeder Spieler Fehler, weshalb es ein Ziel ist, in jedem Spiel die Fehlerquote so gering wie möglich zu halten. Das führt wiederum dazu, dass manchmal weniger Risiko eingegangen wird und daher auch weniger Überraschendes, Ungewöhnliches oder Gewagtes geschieht. Man muss ein Gefühl dafür entwickeln, wann es besser ist, auf Sicherheit zu spielen oder eben ins Risiko zu gehen. Aus den Erfahrungswerten und durch eine gewisse Übung entwickelt sich mit der Zeit ein bestimmter und persönlicher Spielstil. Aber bis eine Mannschaft einen gemeinschaftlichen Spielstil so perfektioniert hat, dass ihn alle fein aufeinander abgestimmt zelebrieren können, sind schon wieder viele neue Faktoren hinzugekommen, die ins System eingepflegt werden müssen, weshalb man der optimalen Form eigentlich immer hinterher läuft.
An diesem Samstag späten Mittag kam sogar eine hübsche kleine Liste an Faktoren zusammen, die das übliche Maß ein wenig überschritten: Ein unsicherer Kader im Vorfeld, Verletzte und Kranke am Spieltag, ein Gastspieler, überhaupt ein Gegner, auf dessen Platz wir zuletzt kein schönes Erlebnis hatten und von dem wir nicht wussten, wie er aufgestellt sein würde. Bei solchen Bedingungen hat es die Konzentration auf das Wesentliche doppelt schwer.
Zudem konnten wir uns nicht wie gewohnt warm spielen, da der Platz plötzlich noch einmal gewässert werden musste. Auch wurde die Frage des Schiedsrichters erst kurz vor dem Anpfiff geklärt. Wir stellten ihn schließlich im Wissen, dass es gegen Wilmersdorf meist starke Einflussnahmen von außen gegeben hatte, die wir uns dieses Mal ersparen wollten.
Die zweite Halbzeit verlief in dieser Hinsicht auch schon durchaus richtungsweisend, nachdem in der ersten Halbzeit erneut massiv versucht wurde, von außen auf das Spiel und auf den Schiedsrichter Einfluss zu nehmen - in einer Art und Weise, die mit Sport eigentlich nicht viel zu tun hat. Mochte in einer Szene ein klarer Vorteil für die Wilmersdorf abgepfiffen worden sein aufgrund eines voran gegangenen Fouls, so muss man dennoch nicht drei Meter hinter dem gegnerischen Tor in einem fort lauthals ins Spiel brüllen, um irgendetwas vom Schiedsrichter zu verlangen, was darüber hinaus zum Teil inhaltlich auch noch falsch ist. Das ist eine Form der Einflussnahme, die wenig Respekt für das Spiel und die Bedingungen des Spiels als solches zeigt. So waren wir alle froh, als die Seiten gewechselt wurden und sich endlich mehr Ruhe am Spielfeldrand einstellte.
Die Wilmersdorfer zeigten ein sehr gutes Spiel und hatten an Torchancen gemessen sogar mehr Anteile. Im Mittelfeld agierten sie sehr engagiert und laufstark, ließen uns nur sehr wenig Zeit und Raum. Wir hatten große Probleme, den Ball einmal länger als über zwei oder drei Pässe zu behaupten. Zu nervös waren wir, teilweise aber auch nicht einfallsreich und clever genug, unser Spiel solide aufzuziehen und die Räume blitzartig zu besetzen. Unsere Führung war glücklich, auch wenn wir immer wieder mit Tempo aufkamen und unsere Chancen suchten. Aber die robusten Wilmersdorfer verteidigten vor dem Strafraum sehr klug und zweikampfstark, zuweilen im Strafraum mit etwas zu viel Armeinsatz im Rücken des Angreifers, aber immer noch so, dass ein Strafstoß wahrscheinlich als heillos übertrieben gewertet worden wäre.
Die dünne Führung im Rücken blieb das Spiel in den letzten 24 Minuten sehr spannend. Brachen die Wilmersdorfer einmal durch, stand unser Keeper goldrichtig und parierte reflexartig. Er hielt uns die Null, das war überhaupt das Ziel nach der Halbzeitpause: Nicht einzubrechen und weiterhin konzentriert das Spiel bis zu Ende zu führen. Mit einigen holprigen Aktionen und zum Teil nicht gerade ansehnlichen langen Bällen konnten wir uns immer wieder neuen Atem verschaffen. Hier und da lag der zweiter Treffer zwar in der Luft, nur fallen wollte er nicht. So können wir am Ende festhalten, uns nicht sonderlich mit Ruhm bekleckert zu haben, dennoch als glücklicher Sieger vom Platz gegangen zu sein. Ein torloses Unentschieden wäre durchaus leistungsgerecht gewesen.
Die Wilmersdorfer sind mit ihrem neuen Trainer indes auf einem sehr positiven Weg. Die zweite Halbzeit zeigte sich die Mannschaft als ein faires Team, das gelernt hat, sich besser auf sein eigenes Spiel zu konzentrieren als auf etwaige Zwischenrufe und verschlüsselte Kommandos von außen. Dieses neue reflexive Selbstbewusstsein steht ihnen viel besser als die alte eskalierende Härte, mit der sie oft ihre Gegner bezwangen oder bezwingen wollten, und wird sich sicherlich eines Tages in ehrlich erspielten Punkten bezahlt machen.
[5. SP. HR / Sa. 14. September 2019]