picture
loading

AMA / F2
SAISON 2015 / 2016

PAPPENHEIMERS PAPPNASEN

ZWEI TEAMS - 1 KADER

6 : 4 und 5 : 2

Beide Teams gewinnen, wir sind auf dem Sprung in eine höhere Spielkultur. Grobe Schnitzer bleiben aus, wir beginnen langsam, echten Fußball zu spielen! Die Kinder entdecken die geheimnisvollen Vorteile des Passspiels, sie kommen zu echten Torchancen, sie holen couragiert Rückstände auf und spielen sich beherzt frei. Woche für Woche erzielen sie schöne und noch schönere Treffer und kombinieren sich geschmeidig durchs Mittelfeld. Ab und an brechen sie noch ein oder verschlafen einen Beginn, gelegentlich sogar eine ganze Halbzeit, aber insgesamt stehen sie gut da. Es macht Spaß, ihnen zuzuschauen, es ist toll!

Ergebnisse:
F4 auswärts gegen die toughen Mädchen von SV B.W. Berolina Mitte: 5:2 (0:1).
F2 auswärts gegen einen spielstarken FSV Berliner Stralau: 6:4 (3:1).

Zum Glück erwartet uns nächste Woche ein hübscher Härtetest: Ein Testspiel gegen eine Mannschaft mit großem Namen (Überraschung!) Dort können wir sehen, wo wir wirklich stehen oder gerne stehen würden, es wird eine Herausforderung.

Wer zufällig in der vorletzten Woche das F2-Testspiel gegen die ein Jahr ältere F3 gesehen hat, der fühlte sich möglicherweise erinnert an das Brasilien-Halbfinale von 2014. „Was passiert denn hier?“, dachte ich. Nach drei Minuten stand es 3:0, zur Halbzeit gar 6:0. Auch die zweite Halbzeit gewannen wir gegen den personell verbesserten Gegner, wenn auch nicht so klar und deutlich. Dennoch, ein wenig unheimlich war es schon - dieses spielerische Übergewicht: wie aus dem Nichts eine hohe Laufbereitschaft, grandiose Dribblings, herrlich heraus gespielte Tore. Wir dachten, mit diesem Team zu unserem AMA-Turnier, und das Ding gewinnen wir!

Wir haben uns dann bewusst für zwei gemischte, annähernd gleichstarke Formationen entschieden, um kein Team zu übervorteilen. Die eine Mannschaft hatte etwas mehr Glück im Turnier, die andere etwas sehr viel Pech. Gewonnen hat letztlich eine dritte Mannschaft, die zwar kaum Tore zuließ, aber auch nur eine Handvoll schoss: FC Internationale - ein geradezu italienisch heraus gespielter Sieg!

Das Turnier selbst war ein in der Tiefe aufgehender Erfolg: Auf eigenem Platz zu spielen (zu gewinnen und zu verlieren), mit einem perfekten Buffet im Rücken (Sahne für die Mannschaftskasse), und als Bonbon noch prominenter Besuch an der Seitenlinie, von dem es Autogramme direkt auf die Trikots gab – was will man mehr? Sogar die Sonne kam raus an diesen frostigen Pfingsten!

Wir Trainer betrachten weiterhin jedes Spiel, jedes Turnier als einen Test, wir befinden uns im Modus der permanenten Beobachtung und Selbstkritik. Das entscheidende Spiel, bei dem es absolut drauf ankommt, das liegt immer vor uns. Anders gesagt: Für uns ist der Weg wichtiger als das Ziel. Auf diesem Weg erlernen die Spieler, was der Fußball zu bieten hat. Dieser Weg macht nicht nur Spaß, denn wenn wir gleich ins Ziel kämen, würden wir uns um all das bringen, was nicht nur den Fußball auszeichnet: Niederlagen (die man verdauen muss), Konflikte (die man lösen muss), Tiefschläge (die man wegstecken muss), Krisen (die zu überwinden sind). Wenn Fußball eine Schule des Lebens sein soll, darf er vor der Ambivalenz der Dinge und vor den unvermeidbaren Ungleichheiten nicht einknicken. Nur eine einzige Sache würde ich, wenn ich es könnte, gern aus der Realität streichen: Verletzungen! Aber selbst die gehören zum Fußball wie schwere Erkrankungen zum Leben, leider! Benjamin Köhler war da, ihr habt euch sein Autogramm geholt, ihr hättet ihn fragen können, wie es ist, sich durch eine schwere Erkrankung zu kämpfen!

Erfolg steigt schnell zu Kopf! Plötzlich wird herablassend nach unten geblickt. Oder es fallen unbedachte Ausdrücke. Ganz vorsichtig mit Bezeichnungen wie „Pappnasen“! Wenn es etwas gibt, das ganz schnell auf einen selbst zurückfallen kann, dann bestimmte Körpermerkmale in prominenter Gesichtsgegend! Auf meiner ersten Vereinssitzung kursierte einmal ein anderer hämischer Ausdruck für unvollendete Fußballtalente, der direkt von der Sommerwiese des Prinzenbads gepickt wurde: „Nichtschwimmer!“ Man kann über solche Versuche der verniedlichenden Verbildlichung schmunzeln, aber um ehrlich zu sein, ich habe schon Spieler gesehen, die konnten auf dem Platz alles. Aber als sie einmal 25 Meter kraulen sollten, schlugen sie aufs Wasser, als wollten sie Fliegen verscheuchen.

Kein Sportler, kein Fußballer, kein Trainer hört jemals auf zu lernen oder zu trainieren, es sei denn, er beendet den Sport. Und solange ein Kind nicht aufhört zu trainieren, so lange werden wir Trainer seinen Wunsch, Fußball zu spielen, ernst nehmen und fördern. Es ist egal, ob es bereits ein guter, ein sehr guter oder ein noch nicht so guter Spieler ist – bis an die Spitze ist es selbst für die allerbesten noch ein sehr langer Weg.

Die Nominierungen und die Trainingsarbeit werden weiterhin nach individuellen Leistungsständen ausgerichtet, aber um das ein für alle Male klar zu stellen: Es gibt bei uns keine festgeschriebenen F2- oder F4-Spieler! Wir sind ein Team, aus dem zwei spielberechtigte Mannschaften Woche für Woche gebildet werden. Jeder Spieler kann sich in eine der beiden Mannschaften spielen oder trainieren! Es gibt keine festen Plätze, keine Vorschusslorbeeren, keine festen Positionen, keine Privilegien – nur Training und Training und nochmals Training mit jeweils neu festgestellten, individuellen Leistungsständen und einer potentiellen Nominierung für die eine oder die andere Mannschaft!

Wer das anders sieht oder gern anders haben möchte, kann von mir aus gerne zum SC Siemensstadt wechseln oder zu jedem anderen verlockenden Verein mit großem Namen. Aber gut aufpassen, dann nicht plötzlich zu den "Pappnasen" zu gehören!

[6. SPIELTAG RR / SAMSTAG, 21. MAI 2016]


***

F2
4:6 (1:3)
(2 x Luca, 2 x Kolja, 1 x Ion, 1 x Timo)
Es spielten F2: Fynn, Levin, Julius F., Ion, Luca, Timo, Jaden, Arturo, Kolja


F4
2:5 (1:0)
(1 x Willi, 1 x Eduard, 2 x Ruben, 1 x Eli)
Es spielten F4: Leo, Eli, Koray, Niklas, Edouard, Ruben, Willi, Francesco

***