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AMA / F4
SAISON 2015 / 2016

ATLETICO MACH MIT!

AMA fIV - SV ROT-WEISS VIKTORIA MITTE fX

1 : 3

Der Weg ins Schlaraffenland führt durch eine riesige Mauer aus Reisbrei, man muss sich erst durchfressen, bevor gebratene Hühner an einem vorbei fliegen und Kolonnen bunter Gummibärchen und Lakritzschnecken auf einen zu laufen. Viktoria Rot-Weiß hat bereits einen Tunnel ins Schlaraffenland gelegt, das konnte man heute gut sehen. Deshalb haben wir das Spiel gegen sie auch verloren. Wenngleich lange nicht so verdient, wie es das Ergebnis den Anschein erweckt. Die Partie war eigentlich recht ausgeglichen.

Aber da gab es diesen Siebener, der das ganze Spiel über einsam und verlassen mitten im schönsten Obstgarten auf die Extraportion Pommes mit Ketchup wartete! Unbewacht und unbedacht stand er vor unserer Hütte und spekulierte geduldige 40 Minuten lang auf einen verwertbaren Sonntagsbraten. Irgendwann kam das Ding dann zu ihm, und er klemmte es sich einfach unter den Arm, lief auf unser Tor zu, und schon stieg Rauch auf! Was nützt das eifrigste Fressen an der Reisbreimauer, wenn einem der goldene Löffel erst später nachgereicht wird?

Aber so ist es nun mal, wir dominierten das Mittelfeld und hatten sicherlich mehr Ballkontakte als der Gegner, unsere Passquote war auch nicht schlecht, nur fehlte uns am Ende der letzte Punch, der letzte zupackende Meter vor dem Tor!

Doch wir können sehr zufrieden sein – alle: Spieler, Trainer und Eltern! Es war ein schönes Fußballspiel mit fairem Einsatz auf beiden Seiten, eine Partie ganz ohne Fouls, ohne Geschrei und ohne mentale Selbstauflösung. Im Gegenteil, man sah Musketiere laufen: Einer für alle, und alle für einen!

Keyan, der in alle Richtungen ackerte, wie ich es bei ihm noch nie zuvor gesehen habe, der sowohl vorne als auch hinten keinen Ball verloren gab. Jaden, der zunächst alle Bälle weit vor der Torwartlinie abfing und klug zurück ins Spiel lenkte und dann in der zweiten Halbzeit selber beherzt nach vorne stürmte. Koray, der oft mutig die Vorwärtsbewegung wählte und zum Abspiel kam, statt sich wie vor kurzem noch per Sohlenziehertango am Gegner fest zu tanzen. Aber auch alle anderen Spieler waren hellwach und überraschten uns Außenstehende mit einem klugen Kombinationsspiel. Klar, noch läuft nicht alles rund und perfekt, aber die Erde ist bekanntlich auch nur eine Kartoffel.

Möglich, dass der geheimnisvolle Zitronentrunk vom Ama-Treff, den Keyan kurz vor Spielbeginn zu sich nahm, eine substanzielle Wirkung bei ihm und dadurch beim ganzen Team auslöste. Vielleicht sollte der Verein beizeiten mal eine Palette davon spendieren und unter „AMA 2020“ verbuchen! Ich kann mich selber noch gut an meine Zeit als Nachwuchskicker erinnern: Unser Jugendwart, ein Mann gediehenen Alters und mit Kriegserfahrung, den ich nur mit dicker Zigarre im Mundwinkel kannte, kam nach den Spielen gern zu uns in die Kabine, blies eine Wolke ab und stellte dann eine gemischte Palette River Cola, Frisco Citrus dazu. Das hat uns immer beflügelt!

Vielleicht hatte Keyan heute einfach einen Riesenspaß daran, Fußball zu spielen, und siehe da, so funktioniert es: Gewinnen oder Verlieren hin oder her! Man muss sich hineinarbeiten in die Mauer, dann kommt der Spaß von allein! Unser einziges Tor erzielte, wenn ich mich nicht verguckt habe, Willi, aber es ist ohnehin nicht entscheidend, wer die Treffer markiert, sondern wie sie zustande kommen. Und da würde ich mal sagen: Eine einzige herrliche Verwertungskette großer Reisbreifresser mit etwa 30 Minuten Anlauf!

Zu sehen also, dass eine Mannschaft spielt und keinen Ball verloren gibt und nur durch eine euphemistische Mischung aus Pech und Standfestigkeit ins Hintertreffen gerät, grämt mich nun wirklich nicht. Freilich müssen wir dem einen oder anderen Spieler noch einmal verdeutlichen, dass der Ball zwar oft und wie von Geisterhand allein zu einem kommt, es insgesamt aber doch sinnvoller ist, ihm stets entgegen zu gehen, um ihn vor dem Gegner aufzunehmen, anzunehmen und oder weiter zu spielen. Denn man juckelt ja nicht allein durchs Schlaraffenland, da sind noch eine Menge anderer Zungenspezialisten unterwegs, und jeder sucht das beste Kompott, das dickste Kratzeis und die leckerste Cola.

[8. SPIELTAG RR / SAMSTAG, 4. JUNI 2016]


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1:3 (0:1)
(1 x Willi)
Es spielten: Jakob, Jaden, Yoko, Keyan, Koray, Lenne, Lennie, Willi, Danji, Lounes, Timo

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