AMA fII - BORUSSIA PANKOW fII
4 : 1
„My fellow AMAs, ask not what your TEAM can do for you, ask what you can do for your TEAM."
zit. nach: John F. Kennedy
Sonntags um 9.15 Uhr kann die Juni-Sonne schon hellwach sein und jegliche Morgenfrische einkassieren. Ähnlich beherrschend und klar stellte sich unser Spiel heute dar. Wir ließen dem Gegner aus Pankow so gut wie keine Torchance zu und dominierten die Partie. Vielleicht waren die Pankower ein wenig erschöpft von der Anreise und dem frühen Aufstehen, jedenfalls bestimmten wir das Spiel und waren immer einen Schritt schneller am Ball. Allerdings ließen wir uns mit dem Toreschießen Zeit. Eins zu Null zur Pause, das ist immer ein dünnes Ergebnis, da kann ein Spiel schnell kippen, zumal wenn der Gegner gut steht und durchaus spielerische Mittel zur Verfügung hat, um Druck aufzubauen. Aber heute blieben wir konzentriert und konsequent bis zum Schluss. Ein großes Kompliment daher an alle Spieler!
Zwei Treffer erzielt und einen dritten vorbereitet, zudem mit Sicherheit am weitesten von allen gelaufen – das klingt verdächtig nach Player of the Match. Für mich viel schöner als der sehenswerte zweite Treffer von Fynn war allerdings seine Vorarbeit zum dritten – beide Male sah ich ein energisches Dribbling über Links, beide Male erfolgte ein beherzter Abschluss, aber im zweiten Fall war es ein kluges Zuspiel mit viel Übersicht auf den besser Positionierten, denn nicht immer gelingt einem aus spitzem Winkel ein Tor des Monats!
Aber heute waren alle Spieler Matchwinner und Spieler des Tages: Jeder spielte souverän und auf hohem Niveau und vor allem immer genau das, was die Position von einem verlangt. Im Grunde spielte jeder sogar noch einen Tick darüber hinaus! Eine extra 10 für Luis` spektakulären Seitfaller – so etwas kommt auch nicht alle Tage vor.
Die hohe Flexibilität aller auf allen Positionen ist generell ein Schlüssel zum Erfolg. Heute garantierte sie uns die klare Dominanz im Mittelfeld und in der Abwehr. Eli, der als rechter Verteidiger agierte im Tausch mit Levin, ebenso Linksfuß, konnte dabei einmal feststellen, wie wichtig es ist, auch den schwächeren, den rechten Fuß zu schulen, um Pässe wie gewohnt sauber in den Lauf des Mittelfeldspielers zu spielen. An Elis und Levins Stellungsspiel besteht ohnehin kein Zweifel. Mittlerweile gehören sie zu den Spielern, die das Spiel durch kluges und sicheres Passspiel nach vorne eröffnen sollen, um den Mittelfeldspielern den Weg zum eigenen Tor zu ersparen. Und das bekommen sie mit jedem Spiel besser hin! Freilich müssen die Mittelfeldspieler ihnen auch vertrauen können!
Zur Not kann sogar ein Dribbler wie Ion hinten rechts als Verteidiger aushelfen. Ion entpuppt sich mehr und mehr als überall einsetzbarer Spieler - zu seiner eigenen Überraschung vielleicht, denn freilich würde er am liebsten immer nur auf der linken Seite oder in der Spitze agieren und viele, viele Tore erzielen. Aber gerade diese Offenheit und die Bereitschaft, immer und überall am Spiel teilzunehmen, egal auf welcher Position, sowie sein Verständnis von den Positionen machen Ion zu einem wichtigen und vielseitigen Spieler unseres Kaders. Und es wird ihm selber einmal zugute kommen!
Genauso Kolja, der in der zentralen Verteidigung mit viel Übersicht agierte und große Ruhe auf alle ausstrahlte, der freilich auch lieber als Mittelstürmer auf Torejagd gehen würde, aber nicht immer ist das, was man gerne möchte, auch das Beste im Sinne der Mannschaft. Und auf die kommt es nun einmal an! Zu wissen also, dass unsere Spieler vorne wie hinten universell einsetzbar sind, erhöht die Vielfalt unseres Spiels. Und dies wird früher oder später auch allen Spielern auf dem Weg durch die Jugendklassen viel bringen!
Was macht einen guten Spieler aus? Er versteht jede Position des Spiels und weiß sein Spiel entsprechend jeder Situation anzupassen und auszurichten. Er integriert sich selbstständig ins Aufbauspiel, er nimmt mental wie körperlich an allen Aktionen teil, egal ob defensiv oder offensiv, ob als Torhüter oder als Laufbursche in der Zentrale; auch ein lauernder Stürmer hat klare Defensivaufgaben. Ein guter Spieler hat stets ein Auge für den besser platzierten Mitspieler, nicht nur unmittelbar vor dem Tor, sondern jederzeit! Das bedeutet auch, dass ein guter Spieler niemals einem Spieler, dem ein Fehler unterläuft, kritisiert, sondern im Gegenteil: ihn motiviert und ermuntert! Ein guter Spieler ist ein Mannschaftsspieler, der weiß, dass er ohne seine Mitspieler keine Chancen hat, ein Spiel zu drehen oder zu gewinnen. Und doch muss er es versuchen! Denn ein guter Spieler erkennt Lücken und Schwachstellen in den eigenen Reihen und ist sich nicht zu schade, sie durch einen Mehraufwand zu beheben.
Wir hätten heute leicht zwei Tore mehr schießen können, wenn das Prinzip des Zusammenspiels noch konsequenter befolgt worden wäre. In Überzahl vor dem Tor einen Querpass spielen, so dass ein mitgelaufener Mitspieler nur noch einzuschieben braucht, das ist nichts Kleinliches! Dazu gehört Klugheit, Timing, Umsicht und ein hohes Spielverständnis. Ein guter Spieler entwickelt solche Eigenschaften im Laufe der Zeit, genauso wie er schon früh erlernen sollte, Verantwortung zu übernehmen und sich für andere Spieler einzusetzen.
Ein guter Spieler denkt in alle Richtungen, nicht nur in eine oder in seine Lieblingsrichtung – und die beste Voraussetzung, die Vielschichtigkeit des Spiels zu erlernen, ist es, sich von Anfang an für keine Position zu schade zu sein oder auf eine bestimmte zu bestehen. Selbst die Position des Jokers gehört zur Variabilität eines Teams und zum Fußball, denn auch ein Joker kann ein Spiel wesentlich beeinflussen und sogar entscheiden!
Insofern haben wir heute alle eine großen Schritt nach vorne getan, ganz unabhängig vom Ergebnis! Hoffen wir, dass es so weiter geht!
[7. SPIELTAG RR / SONNTAG, 5. JUNI 2016]
