FC INTERNATIONALE F1 - AMA F1
3 : 5
So schlecht ist das mit der Freundschaft, mit dem Wettkampf, mit dem periodischen Kräftemessen auf abgestecktem Feld nicht. Einmal verliert man, ein anderes Mal gewinnt man. Zwei Mal trafen wir letzte Saison auf unsere Freunde vom FC Internationale, einmal gewannen wir, einmal verloren wir (beziehungsweise gewannen sie unseren schnuckeligen Coerthe-Cup!). Folglich war dieses Mal für uns wieder Gewinnen dran.
Ich mag den FC Internationale - nicht nur, weil er ein übersichtliches Vereinsgelände mit einem extra auf Maß gebauten Kleinfeldplatz und ein modernes Clubgebäude mit famosen, ungeheuer komfortablen und atmosphärischen Kabinen besitzt. Ich mag den FC Internationale auch deshalb, weil er für Fairness und kulturelle Offenheit steht und ganz hübsche Vereinsfarben hat. Außerdem verstehe ich mich gut mit dem Trainerkollegen.
Wir lästern gern über den Größenwahn anderer, die meinen, große Welt simulieren zu müssen, indem sie F-Jugend-Turniere mit 36 Mannschaften ins Leben rufen und den inoffiziellen Berliner U8-Meister ausspielen wollen. Unlängst erfuhr ich von einem für 2017 geplanten, bundesweit ausgerichteten U9-Turnier, das an sechs Wochenenden zwischen Rostock und Sindelfingen stattfinden soll. Ich glaube nicht, dass die großen deutschen Clubs an diesem überregionalen Kräftemessen überhaupt teilnehmen werden, aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich genügend kleine Vereinsmeier finden, die gerne einmal so bedeutend sein wollen wie die großen Vereinsmeier.
Zurück zum Spiel. Ich sah fünf schön heraus gespielte Tore unserseits und zwei grandiose Bogenlampen vom FC Internationale. Möglich, dass sich das Training auf einem fest installierten Kleinfeldplatz positiv auf die Schusstechnik von jungen Spielern auswirkt. Jedenfalls waren uns die Internationalen an Schusskraft deutlich überlegen. Dennoch hatten wir mehr Anteile vom Spiel, und so gewannen wir nach frühem Rückstand am Ende verdient mit fünf zu drei Toren.
Es war schön mit anzusehen, wie wir nach der Auftaktpleite in der letzten Woche zurück ins Kombinations- und Passspiel gefunden haben, zumindest ansatzweise. Unser verschärftes Kognitions-Spielkreativitäts-Training trägt allmählich Früchte. Klug abgespielte, finale Pässe aus dem Mittelfeld auf einen sich frei laufenden Angreifer sind ein schöner Beleg dafür. Um solche Pässe spielen zu können, benötigt man Timing, Übersicht und Umsicht. Einer muss sich geschickt freilaufen, der andere muss dieses Freilaufen erkennen und den Ball sauber zuspielen können. Das ist nicht wenig! Gelingt es, wird es sofort brandgefährlich. So kam Luca heute auf drei musterhaft heraus gespielte Treffer, weil er jeweils von Fynn klug aus dem Mittelfeld bedient wurde – ein Zusammenspiel, von dem wir Trainer schon seit längerem träumen.
Aber noch gelingen diese ersten wohl überlegten Spielzüge nur sporadisch. Wir stehen gewissermaßen an der Schwelle zum echten Kombinations- und Positionsspiel. Wenn ein Spieler jede Position im Spiel kennen gelernt und verinnerlicht haben wird, wozu er noch Zeit benötigt, wird er sie automatisch zu interpretieren beginnen. Das bedeutet nichts anderes, als dass er das Zusammenspiel mit anderen bewusst suchen und einfordern wird. Letzteres insbesondere dann, wenn Bälle auf den besser Platzierten, für alle erkennbar, nicht gespielt werden. Jeder Spieler, egal ob am Ball oder nicht, ist zu hundert Prozent am Spiel beteiligt – das ist es, was ich den Kindern bis zum Ende der Hinrunde gern beigebracht haben möchte.
Dann kann sogar an weitere Finessen gedacht werden. Zum Beispiel an einen zentralen Abwehrspieler, der im gegebenen Fall mit in die Mittelfeldreihe rückt, um mehr Druck nach vorne auszuüben, während die beiden Außenverteidiger die Lücke schließen und nach hinten absichern. Noch spielen wir ein klares 3-3-System, aber hier und da liebäugeln wir bereits mit einer 2-3-1-Variation. Wer meint, dass Kinder solche taktischen Vorgaben noch nicht verstehen und umsetzen können, hat vollkommen Recht. Aber er unterschätzt ihren spieltechnischen Instinkt, der sich mit jedem Training schärft und weiter herausbildet.
Bald werden sie von selbst auf solide Interpretationen ihrer Positionen kommen und den Sinn des gemeinsamen Spiels durchschauen. Sie tun es im Grunde jetzt schon, nur vergessen sie dabei noch ihren eigentlichen Auftrag. So endet ein mutiger Ausflug nach vorne nicht selten in einer heiklen Verschnaufpause und einem staunenden Maulaffenfeilhalten auf den plötzlich auf das eigene Tor zu eilenden Gegenspieler.
Es sind noch genügend Stellschrauben vorhanden, an denen wir fröhlich drehen und justieren können, bis die Kinder sie während des Spiels von selbst einstellen. Aber wir kommen dem Ziel Woche für Woche etwas näher – und mit jedem Spiel eine Vierteldrehung mehr.
Bis dahin mögen wir uns hoffentlich noch recht oft mit dem FC Interationale zum freundschaftlichen Kräftemessen treffen, gerne auch auswärts bei ihnen in aller Frühe am Rande dieser angeblich größten Kleingartenkolonie Europas, und nicht nur der grandiosen Kabinen wegen, die fast noch besser sind als der herrliche Kleinfeldplatz, auf dem sich sogar Regenwürmer wohl fühlen und vor Spielfreude wild winden. Und mein Traum ist es, dass wir dann eines Tages nach einem richtig großen Spiel, wie es sich für echte Freunde gehört, die Trikots tauschen. Brauchen wir nur noch einen überregional agierenden Sponsoren!
[2. SPIELTAG 2016-17 / SAMSTAG, 24. SEPTEMBER 2016]