AMA FII - FC INTERNATIONALE FII
7 : 6
Luis stürmt aus dem Kasten, schlägt den Ball zur Kerze hoch in die Luft. Der Ball kommt wieder runter, Luis nimmt ihn gleich noch mal: wieder direkt. Zum zweiten Mal fliegt der Ball zehn Meter hoch. Luis läuft ihm hinterher und trifft ihn ein drittes Mal, wieder volley: Im hohen Bogen fliegt der Ball endlich aus der Gefahrenzone.
Sah toll aus, man zählte umgehend mit, allein das turboeske Einholen der steilen Bogenlampen war sehenswert und glich einer Pirouettenreihe beim Eiskunstlauf. Aber sicherer wäre wohl gewesen, den Ball einfach mit den Händen aufzunehmen, um ihn dem nächsten freien Mitspieler in den Fuß zu rollen – aber gut, auch einem Torhüter sei ein echtes fußballtechnisches Spektakel vergönnt!
Und so gebärdete sich das Spiel von Anfang an als eine muntere Mischung aus Können, Katastrophe und Kuriosum. Noch bevor die Stoppuhr aktiviert wurde, fiel das erste Tor. Ich sah noch, wie Ion den Ball ins Netz donnerte, hatte aber komplett verpasst, wie der Ball so schnell zu ihm und vor das gegnerische Tor gelangen konnte? Wir hatten doch gar keinen Anstoß?! Hatte der sichtlich gut aufgelegte Luca den Ball in Nullkommanichts stibitzt und direkt nach vorne durchgesteckt?
Munter ging es weiter - auf beiden Seiten! Viele Tore fielen, wie es sich gehört für ein F-Jugend-Spiel, bis die Zeit leider schon abgelaufen war. Eine Minute vor Schluss führten wir mit komfortablen 7:4 Toren. Aber was früh beginnt, wiederholt sich am Ende oft doppelt dick, nur anders herum. Zwei Tore in der letzten Spielminute, das hat vor uns nur ManU geschafft, besser gesagt: "DER EFF. ZEH. BAYERN" (Oliver Kahn / ZDF-Experte), denn auch für uns waren diese Treffer Gegentreffer! Endstand also 7:6! Und irgendwie hatten wir sogar großes Glück, dass der Letzte-Spielminuten-Rekord nicht noch vom F.C. Internationale um einen Treffer auf 3 hochgeschraubt wurde.
So liest sich die Torfolge wie ein paranoider Algorithmus: 1:0, 1:1, 2:1, 2:2, 3:2, 4:2 – Halbzeit – 5:2, 6:2, 6:3, 6:4, 7:4, 7:5, 7:6. Was hatte unser Team bloß vor? Wollte es erst eine ominöse Verfolgungsangst besiegen, um dann direkt auf der Ferse kehrt zu machen? 1x Ion, 2x Luca, 4x Fynn – immerhin das Trefferkonto liest sich wie eine logische Reihe. Doch so richtig schlau wurde niemand aus dem Spiel. Allenfalls der liebe Gott, oder jemand, der es versteht, aus einer verkehrten Welt ein kreatives Prinzip herauszulesen.
Denn die gehörte zweifelsfrei zu diesem Spiel dazu: Luca, der am Vorabend die Aufstellung vornahm. Levin, der auf seiner nicht angestammten Seite souverän verteidigte. Ion, der vom quirligen Linksaußen zum soliden Rechtsverteidiger avancierte. Jaden, der einmal kurz Rechts für Links hielt, um dann den Gegner beim Sprint quer über den Platz vollends zu verwirren. Fynn, der lieber noch sein drittes und sein viertes Tor schoss, als - wie nach der Pause vom Trainer verlangt - hinten dicht zu machen. Und selbst die Trainer wurden von diesem ungewöhnlichen, nahezu vorbildlichen Spieltag erfasst: Sie standen nicht wie gewohnt vor der Haupttribüne und den jubelnden, mitgehenden, bangenden Eltern, sondern auf der fernen, dem Anfeuerungsfeuer abgewandten Gegenseite. Allein das Wetter machte dem Sprichwort alle Ehre: „April, April, der macht, was er will!“
Also alles noch mal gut gegangen mit einer Extraportion Betonung auf „guuuuuut“. Zu verbessern gibt es ohnehin immer etwas, das ist so, das bleibt so, das wird auch dann noch so sein, wenn Übermorgen gestern war.
A propos Training: Vor dem eigenen Tor nicht durch die Mitte spielen, sondern immer über die Außenseite klären. Als Torhüter den Ball auch mal in die Hand nehmen – wozu gibt’s das Privileg? Und überhaupt: Das Überzahlspiel bitte immer sauber zu Ende spielen durch klare Laufbewegung und kluges Passen. Aber alles in allem bin ich doch sehr zufrieden mit unserer Leistung, war es doch ein sehr schönes, spannendes Spiel mit vielen Torszenen, tollen neuen Entdeckungen und Erfahrungen und einem ausgesprochen netten und sympathischen Gegner, das kommt schließlich auch nicht alle Tage vor!
In diesem Sinne: To be continued
[2. SPIELTAG RR / SAMSTAG, 16. APRIL 2016]
