BERLINER ATHLETIK KLUB 07 - AMA FII
4 : 4
Wir sind in der 22. Minute der zweiten Halbzeit, wir führen 4:3! Mein Trainerkollege schaut auf die Uhr: „Wir sind schon drüber!“, sagt er. Ich schaue aufs Spielfeld, der Gegner rollt gerade an. Ich will fair sein, außerdem vertraue ich unserer Abwehr: „Lass ihnen den Angriff, dann pfeifen wir ab!“
Der Gegner findet eine Lücke, er passt einem Spieler zu, er kommt zum Torschuss, nicht besonders platziert, aber gefährlich halb hoch. Unser Torhüter müsste versuchen, den Ball mit den Händen abzuwehren oder sogar zu fangen, doch seine Fußballer-Instinkte rufen: „Schlag den Ball mit dem Fuß weg!“ Er holt aus, schießt, trifft den Ball aber nicht ganz, er rollt ihm halb über den Spann, halb über den Oberschenkel und landet im Tor. Ausgleich! Abpfiff!
Ich könnte mich herausreden und darauf verweisen, dass die Nachspielzeit einer nicht abgegoltenen, zweiminütigen Spielunterbrechung in der ersten Halbzeit geschuldet war. Ich könnte auch darauf verweisen, dass wir es dem Gegner nach einer sicheren 4:2 Führung sehr leicht gemacht haben. Nicht nur nach Torschüssen lagen wir vorne, auch nach Großchancen. Drei der Gegentreffer waren zudem nicht herausgespielt, sondern beruhten auf eigenen Patzern und für den Gegner glücklichen Zufällen. Wir hatten es selber in der Hand! Aber gut, hätte ich dem Trainerkollegen nur gleich gesagt: „Los, pfeif ab! Denn wenn eine Zeit abgelaufen ist, dann ist sie nun mal abgelaufen, letzte Aktion hin oder her!“, dann hätten wir verdient gewonnen. So aber haben wir unentschieden gespielt.
Was bedeutet schon ein Ergebnis in Zahlen, wenn wir insgesamt ein sehr gutes Spiel gezeigt haben? Wir waren stark und haben läuferisch eine ungemein beeindruckende Partie hingelegt, und dies auswärts. Zehn Kinder sind zum vollen Einsatz gekommen, keines war unzufrieden mit seiner individuellen Spielzeit. Wir haben vier schöne Tore heraus gespielt (2x Ion, 2x Luca), und alle haben sich darüber gefreut, auch die, die gerade draußen waren. Wir waren von Anfang an hellwach und gingen völlig zurecht in Führung. Und auch nach dem schmeichelhaften Ausgleich blieben wir diszipliniert und ließen nach der Pause nicht nach, sondern drehten erst richtig auf. Selbst das kleine, winzige Kraftwort, das einem unserer Spieler plötzlich aus dem Mund fiel, wurde ganz schnell wieder aufgesammelt und zurück in den Mund gestopft. Ich finde also, wir haben ein sehr gutes Spiel hingelegt, wir haben heute viel mehr als nur ein Spiel gewonnen!
Der Gegner war zudem kein schlechter - im Gegenteil! Auch Eigentore entstehen nicht aus Zufall, sondern sind Folge eines geschickten Pressings. Das aus einem Befreiungsschuss allerdings ein unfreiwilliges Kopfballtor entsteht, kommt nicht gerade häufig vor, aber auch das kann passieren. Leider, muss man sagen, denn diese kleinen Kinderköpfe sollten überhaupt gar keinen Ball mehr an den Kopf bekommen, nicht mal einen bewusst gespielten Kopfball! Neueste Studien zu Gehirnerschütterungen und deren Spätfolgen insbesondere im Amateurfußball sind alarmierend! Lasst uns um Gottes Willen die Kinder keine Kopfbälle mehr machen!
Diese hoch herein geschlagenen Ecken des Gegners waren also doppelt brandgefährlich. Lieber tausend Gegentreffer nach hohen Ecken als ein einziges Kind mit potentiellen Spätfolgen. Wir wollen den Ball lieber flach halten, das ist ohnehin der schönere Fußball: Wenn der Ball wie ein emsiges Eichhörnchen von einem Fuß zum anderen läuft und dann schön „flach oben rein geht“, wie Mehmet Scholl einmal sagte! Ein Lapsus, nehme ich mal fest an.
Also noch mal perdóname für das letzte Ding! Das habe ich vermasselt, ich nehm´s auf meine Kappe! Jeder von euch hat eine Superpartie gespielt - weiter so, macht weiter so!
P.S. Elferschießen ist allerdings mal angesagt - Junge, Junge!
[RÜCKRUNDENAUFTAKT/ SONNTAG, 10. APRIL 2016]