AMA F1 - TSV MARIENDORF F1
2 : 4
Wenn es so etwas gibt wie eine geheimnisvolle mentale Übertragung von einem Medium ins andere, dann würde ich sagen, das erste Spiel der Saison hat negativ auf mich abgefärbt. Dies ist der dritte oder vierte Anlauf, dem eigenwilligen Geschehen am letzten Samstag sprachlich beizukommen, und ich gestehe, ich stelle mich noch ungeschickter an als unsere Mannschaft auf dem völlig verwässerten Züllicher.
Kaum habe ich die Tastatur unter den Fingern, dribbele ich schon drauf los und will mit dem ersten Satz den ersten Treffer erzielen. Ich tippe und tippe, mache `ne Finte hier, einen Übersteiger dort, renne vor, renne zurück, aber so richtig in Tornähe und zum Torschuss komme ich nicht. Denn irgendeine Pfütze bremst mich permanent aus, irgendein Gegenspieler stellt sich mir geschickt in den Weg. Anstatt den Text einfach ruhen zu lassen oder an jemanden abzugeben, hämmere ich eigensinnig auf die Tastatur ein und will allen zeigen, wie gut ich schreiben kann.
Aber der Ball geht nicht rein, ich erziele zwar zwei schnelle Treffer, aber das Spiel selbst kommt nicht in Gang. Etwas misslingt, und ich weiß nicht recht, woran es liegt. Ich könnte alles auf die widrigen Platzverhältnisse schieben, den chaotischen, übers Knie gebrochenen Anfang des Spiels, das von diesem wundersamen Platzregen heimgesucht wurde. Aber das ist es nicht! Natürlich haben wir uns alle wahnsinnig auf den Ligastart gefreut, und irgendwie konnten und wollten wir unter diesem dunkelblauen Regenhimmel partout nicht einknicken oder einsehen, weshalb unser Spiel wegen ein paar dicker Regentropfen einfach ausfallen sollte. Nix da! Wozu haben wir uns drei Wochen lang gezielt vorbereitet und anständig geschwitzt und volle Wassereimer an den hochsommerlichen Trainingsplatz geschleppt? Wir wollten alle kicken, der Gegner auch, also los!
Aber nun dies: Heimniederlage! Schreibblockade! Knoten in den Beinen! Verlust jeglicher Selbstsicherheit. Wie kann das nur passieren? Bremeneffekte, Schalkeblues! O Gott, schrecklich, schrecklich! Wir müssen sofort raus aus dem Keller! Wir müssen etwas ändern, und zwar ganz schnell!
Immer langsam mit den jungen Pferden, wir haben ein Spiel verloren, nicht mehr, aber auch nicht weniger! Wir haben lausig gespielt, zugegeben, und einige negative Muster durchblicken lassen, an denen wir hart arbeiten müssen. Ganz elementar: Unser Zusammenspiel liegt völlig brach! Ich habe kaum einen bewusst ausgeführten Spielzug gesehen, so gut wie keinen gelungenen Pass, keine Umsicht. Dafür eine Reihe an individuellen und technischen Fehlern: Torhüter, die vergessen, die Hände einzusetzen, Verteidiger, die ihre Position nicht halten, Dribbelkünstler, die sich das Leben schwer machen, Mittelfeldspieler, die nur offensiv agieren und die Defensive andern überlassen, überhastete Aktionen am Ball. So kann man nicht erfolgreich miteinander Fußball spielen! Wenn wir so weitermachen, regiert bei uns bald das Prinzip Zufall.
Vielleicht ist es an der Zeit, zwischen allgemeinen und individuellen Aufgaben im Spiel deutlicher unterscheiden zu lernen. Laufen, Angreifen, sein Bestes geben, am Spiel teilnehmen - all das gilt schon lange für jeden Spieler. Aber wie äußert sich das konkret auf den einzelnen Positionen? Worauf hat ein Außenverteidiger im Besonderen zu achten? Wie laufe ich mich als Mittelfeldspieler am besten frei? Was kann ich als Torhüter tun, um ein Spiel schneller zu machen? Wie decke ich einen Gegenspieler? Wann und wie schließe ich als Angreifer einen Spielzug ab?
Die Entwicklung von Spielverständnis und Spielintelligenz ist mehr denn je gefragt. Allerdings lässt die Ballbehandlung noch sehr zu wünschen übrig, wie ich bereits im Training feststellen konnte. Einige Spieler scheinen über Wochen kein einziges Mal einen Ball am Fuß gehabt zu haben. So gesehen, haben wir eine Menge zu tun, und ich kann nur hoffen, dass es am nächsten Wochenende besser aussieht. Ansonsten wird uns der Himmel auf den Kopf fallen!
[1. SPIELTAG 2016-17 / SAMSTAG, 17. SEPTEMBER 2016]