picture
loading

AMA / D2
SAISON 2019 / 2020

Mittwochabendspiele

BFC DYNAMO U12 - AMA U12

1 : 6

Letztes Jahr liefen wir beim BFC Dynamo in weißen Trikots auf und legten ein famoses, begeisterndes Spiel hin. Es war der erste Schritt zur Herbstmeisterschaft. Dieses Mal trugen wir unsere roten Trikots - und weil auch Dynamo einen Gefallen am Bordeauxrot hat (unseres ist allerdings ein aus roter Beete gekochtes Rot), mussten sie als Heimmannschaft orangefarbene Leibchen überstreifen.

Auf dem mäßig beleuchteten Trainingsplatz dieses feucht-kalten Herbstabends wirkte das Team von Dynamo durchaus präsent und spielerisch verbessert als im Vergleich zu ihrem Heimspiel gegen den SC Charlottenburg vor einigen Wochen, das ich mir noch bei bestem Sonnenschein angeschaut hatte. Dass sie zu kämpfen verstehen und eine robuste Gangart einlegen können, wussten wir ohnehin. So deckten sie uns im Mittelfeld sehr gewissenhaft und machten die Räume eng, insbesondere bei unseren Abstößen. Die enge Deckung schien unseren zentralen Mittelfeldspieler jedoch erst recht zu befeuern.

Nach dem Motto, wenn ich eng gedeckt und im Mittelfeld gedoppelt werde, tun sich dahinter extra-große Räume auf, erging er sich in einem Tempodribbling nach dem anderen. Zwar hatte ich eine komplett anders ausgerichtete Taktik vorgegeben, aber als ich sah, mit welcher Verve er in die Dribblings ging und dabei nicht hängen blieb, ließ ich ihn einfach machen. Es schien, als hätte er auf der langen Anreise mit der BVG irgendein Stromaggregat angezapft und seine Akkus bis zum Anschlag aufgeladen. In der ersten Halbzeit war er nicht zu stoppen.

Mir war in der vollgestopften Bahn eher die Luft ausgegangen. Unglaublich, wie viele Menschen täglich freiwillig solche Strapazen in Kauf nehmen, nur weil die Fahrradwege längs der Berliner Ausfallstraßen in einem ruinösen Zustand sind. Erinnert sich noch jemand an diesen ruckeligen, hochtonigen Einwählsound der Modems um die Jahrtausendwende? So in etwa fühlt es sich an, auf dem Rad Richtung Hohenschönhausen zu radeln. Und nicht nur dort!

Beim Umsteigen am Alex waren mir im Gewühl - und weil ich einen forschen Schritt vorlegte - zwischenzeitig drei Spieler verloren gegangen, was mich ziemlich in Panik versetzte. Ich konnte es kaum fassen, wie konnten es die Jungs allen Ernstes vollbringen, dermaßen verträumt durch die Station zu bummeln und uns Speerspitze vorne aus den Augen zu verlieren? Allzumal eh schon alles zeitlich super eng getaktet war. Aber dann fanden wir über den Umweg eines kurzen surrealen Telefonats wieder zueinander und erwischten sogar noch die avisierte Bahn, in der bereits ein weiterer Spieler auf uns wartete und die sich zu unserer Verwunderung mit jeder Station mehr und mehr auffüllte zu einer hübschen zitronenfarbenen Mobiltitätskonserve.

Zügiges Umziehen, punktgenaue Vorgaben, konzentriertes Warmmachen und kleine Individualgespräche, schon ging es los - aber nicht ohne unser wie durch Teleporting wundersam herbei gebrachtes riesiges AMA-Banner am hohen alten Sportforum-Zaun. Es dauerte keine fünf Minuten, da konnten wir den ersten Treffer verbuchen. Zwar war deutlich zu spüren, dass sich Dynamo viel vorgenommen hatte und die Räume sehr eng hielt, aber auch wir waren gut aufgelegt und trauten uns einiges zu. So lief der Ball recht gut, wir lösten uns immer wieder geschickt aus der Umklammerung und kreierten Varianten bei der Spieleröffnung, so dass wir bald die Oberhand über das Spiel gewannen.

Der zweite Treffer nach neun Minuten war dann eine Demonstration der individuellen Extraklasse und erinnerte mich der Form nach eher an einen gelungenen Touchdown beim Football: Dieses Meter für Meter unmöglicher erscheinende, aber technisch perfekte und fintenreiche Durchbrechen eines kompletten gegnerischen Abwehrverbands mit der abschließenden kraftvollen letzten Bewegung bis in die Zielzone. Das Ganze nur eben mit dem Ball am Fuß und nicht unter dem Arm.

Der Treffer legte zugleich die Nerven der Dynamos blank, sie machten sich erste gegenseitige Vorwürfe - untrügliches Zeichen dafür, dass ein Team seinen Faden verliert. Mit zwei weiteren Treffern, davon einem Strafstoß, bauten wir die Führung bis zur Halbzeit solide aus. Aber der Drops war noch nicht gelutscht. Immer wenn wir mit einem sicheren Vorsprung in die Pause gehen, leuchten bei mir die Alarmlampen auf. Zu oft verspielten wir schon solche guten Ausgangssituationen durch einen plötzlichen mentalen Einbruch.

Also rief ich den Spielern ins Gewissen, bloß nicht in der Konzentration und ihrer Leidenschaft nachzulassen. Vor allem müsse die Null hinten stehen bleiben. Mein Kalkül war, die ersten zehn Minuten der zweiten Halbzeit unbeschadet zu überstehen, um dann per Konter und schnelles Spiel in die Tiefe die Führung weiter auszubauen. Der Plan gelang im Grunde sehr gut, wenngleich wir mehrere riesige Torchancen ungenutzt liegen ließen. Aber auch Dynamo kam drei Mal sehr gefährlich zum Abschluss und hatte etwas Pech. Zum Ende rutsche zumindest ein Ball durch und bescherte ihnen den verdienten Ehrentreffer.

Unsere Spielweise war klar und konzentriert. Es gab nur wenige technische Unzulänglichkeiten oder Stellungsfehler zu bemängeln, weshalb der Sieg in der Höhe vollkommen in Ordnung ging. Meines Erachtens wären zwei Treffer mehr sogar nicht unverdient gewesen. Aber darum geht es nicht, sondern darum, dass die Mannschaft gegen einen gut aufgelegten, sehr zweikampfstarken Gegner einmal mehr einen überaus souveränen und charkterfesten Eindruck hinterließ.

Zwei heftige Fouls, von jedes Team eines, überschatteten das an sich faire Spiel leicht, wenngleich niemand dem anderen böse Absichten unterstellen dürfte. Der Schiedsrichter leitete das Spiel, wie ich fand, sehr ruhig und trug durch seine klare Sprache insbesondere bei den Zweikämpfen von Anfang an dazu bei, dass der Spielfluss für beide Mannschaften nicht gehemmt wurde.

Zurück ging es mit dem Privatbus. Als ich ausstieg, waren die ersten auf der Rückbank bereits eingepennt. Unfassbar eigentlich, was diese Kinder alles leisten!

[10. Spieltag HR / Mi. 7. November 2019]


***

1:6 (0:4)
(3x Albion, 1x Fynn, 1x Arda, 1x Bela )
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Arda, Luca, John, Levin, Timo, Noah, Kolja, Bela, Fynn


***

TABELLE ANSCHAUEN
EINBLENDEN / AUSBLENDEN