Köpenicker FC U15 - AMA U15
1 : 2
Oktoberanfang, goldenes Licht, eilige Regenschauer und noch einmal drei Punkte für das angeknackste Selbstbewusstsein. Von der Darbietung her war dieses Spiel eher ein glanzloser Sieg, nicht besonders überlegen und eindrucksvoll heraus gespielt. Von der Dramatik her ein durchwachsenes Stück mit schmeichelhaftem Happy End. Eine Punkteteilung wäre nicht ungerechtfertigt gewesen. Schlimmer noch: Wenn es einmal richtig dicke kommt - so wie im Pokal, geht solch ein Spiel sogar verloren.
Die stilbildende Struktur war in etwa die gleiche, nur nicht ganz so deutlich ausgeprägt: Vorne beherztes Anrennen und Versuche, zu guten Torgelegenheiten zu kommen. Hinten einige wackelige Stühle zu viel am Tisch. Aber dieses Mal hatten wir das Glück auf unserer Seite, vielleicht auch das Glück der Tüchtigen.
Ich hatte mich bereits mit der Punkteteilung abgefunden, da fanden die Jungs auf dem Platz doch noch eine Lücke in der gegnerischen Deckung und konnten unserem zentralen Mittelfeldspieler im Rückraum den Ball gut auflegen. Er nahm ihn kurz mit und schnitzte ihn aus achtzehn Metern sehr präzise und sauber in die linke Torecke. Der Jubel vier Minuten vor Spielende war entsprechend groß, zumal das Tor wie der erste Treffer wunderschön heraus gespielt und vollendet war und uns überraschend zurück ins Rennen um die oberen Tabellenplätze brachte. An der allgemeinen und speziellen Fehlerquote über den restlichen Spielverlauf gab es jedoch ebenso keinen Zweifel.
Wieder standen wir hinten alles andere als sicher, ließen haarsträubende Dinge zu und wirkten erneut nicht sattelfest. Es zieht sich eine kleine bis mittelschwere Verunsicherung durch das Team. Ein kleiner Wurm hat sich in den Apfel gefressen vor einigen Wochen, anfangs blieb er an der Oberfläche in Form von Auslassen allerbester Torchancen. Mittlerweile ist er im Kern angekommen und lässt sogar den Keeper bei der Spieleröffnung unglücklich aussehen. Am Mittwoch steht das erste große Gipfeltreffen mit einem der drei direkten Konkurrenten um den Aufstiegsplatz in der Liga bevor, eine echte Gelegenheit zu zeigen, was im Team steckt. Ich bin sehr gespannt, wie wir auftreten werden, ob wir uns steigern können.
Im Grunde spielen wir immer das Gleiche, stets beherzt nach vorne - mit dem Unterschied, dass sich andere Teams auf unsere Spielweise gut eingestellt haben und uns nicht nur bei der Spieleröffnung unter Druck setzen, sie verteidigen zudem im Mittelfeld und vor allem hinten sehr zweikampfstark, fehlerlos und konsequent. Die Räume sind sehr eng geworden, wir kommen nicht mehr so leicht durch bis in die Box. Jeder leichtfertige Ballverlust in der Vorwärtsbewegung bringt uns wiederum selbst in allergrößte Gefahr, da wir durch lange Bälle leicht zu überrumpeln sind. Oft kommen wir im Mittelfeld einen Schritt zu spät oder stehen nicht massiert genug in Ballnähe im Raum, um die ersten und zweiten Bälle zu behaupten. Auch dürfen gegnerische Spitzen nicht derart leicht unseren Verteidigern enteilen.
Auch im Aufbauspiel fehlt es momentan an Ballsicherheit, Schneid, Willen und Kreativität, wir müssten Räume zwischen den Reihen geschickter nutzen, um den Ball wirksamer in die Tiefe zu expedieren. Überzahl in einer viel versprechenden Spielsituation herzustellen, geht eben nur, wenn alle Spieler konsequent und sehr wachsam mitmachen. Schaltet ein einziger auf Standby oder reduziert seine Laufbereitschaft, kommt kein gemeinsames druckvolles Spiel auf. Ohne ein Mindestmaß an technischen und athletischen Fähigkeiten nützen jedoch alle gruppentaktischen Fähigkeiten nichts. Ein Pass muss ankommen, ein Torschuss sitzen, ein Laufduell gewonnen und ein gefährlich auf das eigene Tor zukommender Ball vom Keeper rechtzeitig geklärt werden. Es geht bei all dem nicht um die ganz schwierigen Dinge, sondern um basale fußballerische Aktionen und durchgehende Körperspannung und Konzentration. Sind Spieler jedoch verunsichert oder nicht ausreichend fit, gelingt selbst das Einfache nicht.
Freilich hatte der feuchte, aber ansonsten gut gepflegte Naturrasen seinen dämpfenden Anteil am Sonntagspiel. Tiefer Boden kostet nun mal Kraft und bremst die gewohnte Passschärfe aus. Auf der anderen Seite liegt der Ball besser am Fuß. Wer seinen Antritt und seine Schnelligkeit ausspielen kann, kann sich bei Laufduellen durchaus Vorteile verschaffen. Sehr tief oder weit gespielte Bälle bremsen noch vor den Grundlinien ab, könnten noch rechtzeitig erlaufen werden. Zu viele unnötige Dribblings auf engstem Raum saugen wiederum die Kräfte rasch aus den Beinen, dann fehlt es im Anschluss an Konzentration, Schusskraft oder Präzision im Abschluss.
Am Mittwoch werden Handlungsschnelligkeit und Fehlerquote im Verhältnis zueinander stehen und über den Ausgang des Spiels entscheiden. Für jeden folgenschweren individuellen Fehler, egal in welchem Mannschaftsteil, benötigen wir doppelt so viel Kraft, Aufwand und Kreativität im Spiel, um ihn wett zu machen. Je höher jedoch unsere gemeinsame Handlungsschnelligkeit sein wird, desto weniger individuelle Fehler werden uns unterlaufen. Das Spiel entscheidet sich im Kopf, nicht in den Beinen. Aber der Kopf muss natürlich wissen, dass er ohne Herz und Beine nicht weit kommt.
Eine wunderschöne Drucksituation!
[5. Spieltag / So. 2. Oktober 2022]