Fakon Champions Cup Wanderpokal 2019
2. Platz
Auf dem Papier mag dieser zweite Platz bei einem derartigen Teilnehmerfeld wie eine beeindruckende, großartige Leistung aussehen. So war ich selber kurz vor unserem vorletzten Match bass erstaunt, überhaupt in diese Schwindel erregende Tabellenhöhe gelangt zu sein - in beste Ausgangsposition. Ich hatte mich bis dahin nicht für die Platzierungen interessiert und aus sportlicher Sicht eher sehr gemischte Gefühle durchlebt.
Fußballerisch war das nämlich nicht unsere allerbeste Sahne, die wir auf den beiden unterschiedlichen Geläufen des Turniers aufgesprüht hatten. Ein paar knapp und glücklich gewonnene, wenn auch charakterlich stark umkämpfte Spiele, bei denen wir jeweils kurz vor Schluss durch einen großzügig gegebenen Strafstoß auf die Gewinnerbahn gerieten, erweckten bei mir nicht den Eindruck einer souveränen Turnierleistung.
Viele der angetretenen Top-Teams waren bereits am Vortag weit über 140 Spielminuten unterwegs gewesen, das darf man auch nicht vergessen. Mögen sie zwar einen größeren Kader haben, so sind solche Spielwochenenden, an denen man die herbstliche Sonne vor lauter Rasensport nicht mehr sieht, für jedes Team eine hohe Belastung, bei der es deutlich an die Substanz geht. Der tiefe, wässrige und holprige Rasen des Austragungsortes tat dazu sein Übriges. Beim Anschwitzen zog der Ball regelrecht Fäden, ein Wasserrad umgab den Ball beim Passen und Gehen. Die Spieler wunderten sich über die im Nu durchnässten Socken.
Auch der kleine Kunstrasenplatz, der als drittes Feld fungierte, bildete keinen Ort des Zungen schnalzenden Spektakels, an dem wir etwa den Ball sauber, zügig und gewitzt zwischen den eigenen Reihen hätten zirkulieren lassen. Irgendwie rumpelten wir uns ziemlich defizitär durch das gesamte Turnier, zeigten aber eine durchweg kämpferisch achtbare Leistung, weshalb die Platzierung am Ende vielleicht gar nicht so unverdient war. Zunächst mussten wir uns als Team erst einmal finden, denn zwei ältere Spieler verstärkten uns aufgrund Personalmangels, und auch wenn sie unserer Spielweise durch ihre körperliche Präsenz durchaus zuarbeiteten, mussten sie erst einmal ins taktische System eingepflegt werden.
Das gelang mit jedem Spiel besser, wenngleich wir in der ersten Hälfte des Turniers auch den einen oder anderen heftigen Tiefpunkt durchlitten. Eine idiotische Niederlage durch einen unnötigen und immer noch nicht ganz geklärten Elfmeter gegen Wilmersdorf in der letzten Minute, eine etwas leichtfertige Niederlage auch gegen die alte Dame Hertha, sowie drei alles andere als überzeugende Partien auf dem kleinen Kunstrasenplatz, auf dem wir fußballerisch ziemlich ideenlos blieben. Erst als unser zentraler Mittelfeldspieler eine Verletzung am Knöchel erlitt und im wahrsten Sinne vom Platz getragen werden musste, fanden wir seltsamerweise zu uns.
Fast war es so, als hätte das Team diesen Schock benötigt, um sich auf das eigene Spiel und die eigenen Fähigkeiten zu besinnen. So gewannen wir in der Folge alle weiteren Spiele, wenngleich das eine oder andere mithilfe gütiger Schiedsrichterentscheidungen. Es war eine fast irrationale Transformation, die sogar den verletzten Spieler ergriff, denn nach etwa zwei Stunden eifrigen Humpeln-und-Hüpfens über das Gelände, von Platz 1 zu Platz 2 zu Platz 3 und wieder zurück, kam er mir plötzlich erneut umgezogen in Dress und Fußballschuhen entgegen und meinte: Geht wieder, keine Schmerzen, volle Einsatzbereitschaft! Im ersten Augenblick dachte ich, er mache einen Witz. Aber man darf natürlich von den eigenen Knochen nie auf die der anderen schließen.
So freute ich mich doppelt über die wundersame Wunderheilung, der ganz am Ende eine weitere unerwartete Wiederherstellung erfolgte. Fand doch ein vor einer Woche an gleicher Spielstätte verloren gegangener, nagelneuer Trainingsball zurück zu seinem Besitzer, der im übrigen an dessen Verschwinden gar keine Schuld trug, hatte doch der Co-Trainer den Ball beim Warm-Up selbstbewusst und druckvoll in schönster Bogenlampe über den hohen Zaun des Kunstrasenkäfigs ins unzugängliche Areal des abgesperrten Rasenplatzes geschossen. Womit ich nicht behaupten will, dass der Kreis der technischen Unzulänglichkeiten, von denen es wahrlich viel zu viele an dieser Spielstätte zu sehen gab, nunmehr als geschlossen oder gar aufgelöst betrachtet werden kann. Im Gegenteil, da wartet noch eine Menge Arbeit auf uns.
Aber jetzt erst einmal schöne Herbstferien!
[Fakon Champions Cup / So. 6. Oktober 2019]