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AMA / D2
SAISON 2019 / 2020

Mein neuer Freund Volker

U12 Euro Cup 2019

5. Platz

Ob es sinnvoll ist, 24 Mannschaften zu einem Einheitstag-Termin zu versammeln und den ganzen wechselhaften Tag lang mehr oder weniger gegeneinander spielen zu lassen, darüber lässt sich streiten. Mir sind Leistungstreffen mit einer Hand voll guter Teams lieber. Im Endeffekt sind solche Großturniere mit heterogenem Teilnehmerfeld eher ein guter Test in sportlich-charakterlicher als in fußballerisch-qualitativer Hinsicht.

Natürlich wird auch guter Fußball gespielt: Tore fallen, Spiele werden hart umkämpft, man gewinnt, man verliert, Erfolg und Misserfolg liegen nah beieinander. Aber die meiste Zeit geht dann doch fürs Warten auf das nächste Match drauf. Die beiwohnenden Eltern sind deshalb auch die wahren Helden solch anspruchsvoller Veranstaltungen. Die ganze Zeit harren sie bei ungemütlichstem Wetter und derben Grillgerüchen am Spielfeldrand aus und stehen ihren Teams in jeder Situation und bei jedem noch so bedeutungslosen Spiel mit unerschöpflicher Aufmunterung und großem Trost zur Seite.

Am Ende gewinnt meist das Team, das es besser als alle anderen vermag, während der vielen Stunden die Konzentration hoch zu halten und seine Leistung Spiel für Spiel auf den Punkt zu bringen. Dieses Mal waren dies zwei Mannschaften mit weitaus längerer Anreise als die vielen Berliner und Brandenburger Clubs - ein polnisches und ein tschechisches, die sich das Finale teilten. Auch wir unterlagen dem Zweitplatzierten, dem FC Hradec Králové, im Viertelfinale nach einer schwachen Vorstellung, bei der wir uns erneut innerhalb weniger Minuten durch einen Doppelschlag die Chance auf das Erreichen des Halbfinales verspielten.

Neben einer mittlerweile durchaus zum Problem werdenden Abschlussschwäche gehört dieses abrupte Einknicken der Moral nach einem plötzlichen Gegentreffer weiterhin zu unseren faszinierendsten Phänomenen. Die Niederlage erinnerte mich der Form nach an das schwache Auftreten gegen Unterhaching beim Cordial-Cup vor vier Monaten, bei dem wir uns ebenso leichtfertig auskontern ließen. Auch da verloren wir nach einem ersten Gegentreffer schlagartig die Konzentration und ließen die Köpfe entmutigt hängen. Es mag da eine gewisse Leichtfertigkeit oder sogar Überheblichkeit in der Grundeinstellung mit hinein spielen. Spiele gewinnt man nun mal nicht von selbst, auch wenn man zuvor viele hintereinander gewonnen hat. Wenn man ein Spiel, einen Gegner oder eine Spielsituation nicht ernst nimmt, geht der Schuss schnell nach hinten los.

In gleich zwei Begegnungen gegen Tebe bewiesen wir jedoch durchaus Moral und bestätigten auch unser fußballerisches Können, sodass wir zusammen mit dem Gesamtergebnis und den vielen Extra-Trophäen, die unsere Spieler für den besten Torhüter und den besten Fußballgolfer einheimsten, mit dem erreichten 5. Platz durchaus zufrieden sein können.

Hier und da blitzte sogar ein vielversprechendes neues Potential auf, nicht nur in Form eines spontan bestellten Teamzeltes und einer Reihe leichter Klappstühle, die nun zukünftig neben unserem riesigen und portablen Vereinsbanner für AMAfarbene Atmosphäre an jeder beliebigen Sportstätte der Welt sorgen werden. (Fehlt eigentlich nur noch ein russischer Samowar oder eine japanische Thermoskanne voll grünen Tees.) Nein, sogar die zuletzt zum Haareraufen schlechten Einwürfe wirkten leicht verbessert, was vielleicht aber auch daran lag, dass nicht jede Falschausübung abgepfiffen wurde.

Was nehmen wir nun konkret mit von diesem neunstündigen Einheitsritt? Vielleicht etwas, das sich so kurz danach noch gar nicht richtig fassen oder beschreiben lässt. Als komplexer sportlicher, mentaler und charakterlicher Belastungstest jedenfalls war dieses Feiertags-Turnier ganz gut zu gebrauchen. Man kommt in vielerlei Hinsicht an seine persönlichen Grenzen und darf sich zurecht am Abend ein paar leichte schwungvolle Filme anschauen. Zum Schmunzeln fand ich auch den neuen Spitznamen, den mir mein neuer Freund von Tebe, Volker, nach seiner zweiten Niederlage gegen uns zugedachte: "Locke". Eigentlich steckt in Volker ein großartiger Dadaist. Aber ich fürchte, er kann mit solch einem Kompliment gar nichts anfangen.

Wie schade!

[Turnier / Do. 3. Oktober 2019]


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5. Platz
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Fynn, Kolja, Arda, Ayhem, Levin, Timo, Noah, Feris, Luca



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