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AMA / C1
SAISON 2022 / 2023

Der erwartete schwierige Gang

AMA U15 - FC Wilmersdorf U15

3 : 0

Mit Wilmersdorf verbindet uns eine komplizierte Vergangenheit, deren Ursprung in einem skandalösen Spiel in der jüngeren E-Jugend liegt. Damals peitschten die Verantwortlichen und Eltern der Wilmersdorfer ihr Team von außen derart an, dass es zu überharten Gangarten auf dem Platz kam. Der damals eingesetzte Jungschiedsrichter wurde in ein Haifischbecken voller überdrehter und wie von Sinnen agierender Spieler und Eltern geworfen. Sein Obmann schaute stumm von außen zu. Damals stand noch The King of the Hunting Voice – Almir - am Spielfeldrand: „Jagen, Jagen!“ schrie er unentwegt ins Spiel, derweil unser Keeper von den gegnerischen Eltern hinter dem Tor drangsaliert wurde, ein neunjähriger Junge. Zum Ende der Partie gab es rüde Fouls mit absichtlichen heftigen Tritten in die Leiste, ein weiterer Spieler von uns musste im Gesicht blutend ausgewechselt und versorgt werden. Es existiert ein Foto, das ziemlich heftig ist, sodass man es nicht zeigen mag.

Zum Glück besserte sich das Verhältnis in den darauf folgenden Jahren. Es gab weitere Ligaspiele, sogar Freundschaftskicks, und womöglich ist von diesem erschreckenden Ereignis damals vielleicht nur meine Skepsis übrig geblieben, man müsse, wenn man gegen Wilmersdorf spiele, immer wachsam sein und könne die Kirche leider nicht einfach so im Dorf lassen. Ich rechne immer mit einer harten Gangart, mit kleinen Nickligkeiten und verbalen Versuchen, auf nicht ganz faire Weise Einfluss auf das Spiel zu nehmen, sowohl auf dem Platz, als auch von außen. Vielleicht nur ein Zufall, aber in der Fairnesstabelle stand Wilmersdorf an diesem Spieltag am Tabellenende, noch hinter Rixdorf.

Fußball ist eigentlich nichts anderes als Zweikampf im Mannschaftsformat, im Grunde kloppen sich zwei Typen. Freilich wurde, um dies nicht ganz so offensichtlich zu machen, eine gewisse Spielkultur um diesen Fight herum entwickelt, damit meine ich alles, was das Spiel absteckt: Feld, Regeln, Offensiv- und Defensivtaktiken, fußballspezifische und andere Spielweisen. Die Emotionen kochen im Spiel schnell hoch, da bei dem Körpereinsatz stets viel Adrenalin mit ausgeschüttet wird. Da reicht es schon, dass einer einem versehentlich die Vorfahrt nimmt, schon geht die innere Wutbombe hoch. Einige agieren aus Gewohnheit temperamentvoller und regen sich sogar auf, wenn andere eher nach Vorschrift fahren. Die wenigsten halten sich wohl überhaupt an die Geschwindigkeitsbegrenzungen. Fußball ist also nichts anderes als Straßenverkehr, nur umweltschonender.

Ja, das ist unser Sport, und in Spielen wie diesen, kommt vieles von dem zu Tage, was ihn eben so ausmacht, im Guten wie im Schlechten. Gut fand ich, dass wir gewannen, schlecht eigentlich nichts bis auf ein paar kleine Situationen auf und neben dem Spielfeld, bei denen ich dachte, okay, so ist es nun mal, dieser Sport ist wahrlich nicht das Gelbe vom Ei.

Nicht gerade optimal war womöglich, einen Jungschiedsrichter anzusetzen, der sein zweites Spiel pfiff. Auf der anderen Seite gut, denn wenn man was lernen soll, muss man auch Fehler machen dürfen. Aber eben auch gewagt, denn solche Spiele, bei denen es um viel geht, können in ihrer Komplexität und ihrer Chemie schon mal aus dem Ruder laufen. Dies geschah glücklicherweise nicht, und insgesamt kann man sogar sagen, dass der Jungschiedsrichter sehr viel gelernt haben dürfte in dieser Partie. Alle sahen ihm die paar Fehler im Grunde nach. Die Nachbearbeitung mit seinem Betreuer dauerte sicher etwas länger.

Wilmersdorf brachte wie erwartet eine hohe Physis mit ins Spiel, sie liefen geschickt an und agierten durchaus schnell und präzise, wenn sie selbst am Ball waren. Sie haben einen absoluten Ausnahmespieler in ihren gut aufgestellten Reihen, der Spiele allein entscheiden kann. Bekommt man ihn in den Griff, kann man sie einigermaßen gut verteidigen, darf sich aber selbst keinen Fehler erlauben. Ihr Motor ist ihre Zweikampfstärke und Laufbereitschaft, ihr Booster das Temperament. Doch wenn sie spüren, dass nicht viel geht, kehrt sich ihre fußballerische Leidenschaft schnell ins Gegenteil, sie teilen aus oder resignieren.

Für uns lief das Match sehr gut: Wenn man in Führung geht, wenn man direkt nach der Pause nachlegen kann, wenn man in einer gegnerischen Druckphase einen Elfmeter pariert und zum Ende des Spiels hin sogar noch einen dritten Treffer landet, ohne selbst einen zu kassieren, dann ist ein Match wahrlich gut für einen gelaufen.

Beide Teams verloren durch Verletzungen wichtige Spieler. Unserer fiel jedoch erst spät aus, nachdem er durch eine überragende Leistung den Weg zum Erfolg geebnet hatte. Selbst da hatten wir also das "Glück" auf unserer Seite, aber Verletzung und Ausfall sind natürlich ein großes Unglück. Ein Fall von Unglück im Glück also.

Gleichwohl fielen unsere Treffer nicht zufällig oder grundlos. Zwar eröffneten wir ungewohnt, aber wie abgesprochen, sehr viel häufiger mit weiten und steilen Bällen, so dass unser gewohntes Spiel über das Mittelfeld kaum Konturen annahm. Zugleich aber versuchten wir mit Tempo und Präzision im letzten Drittel zum Abschluss zu kommen. Meist klärte der Gegner zur Ecke, eine davon fand Mitte der ersten Hälfte ihren Weg auf den Kopf unseres Innenverteidigers und von dort ins Tor der Wilmersdorfer. Bei einem Vorsprung von einem Tor muss man einerseits den Druck hochhalten, andererseits darf man nicht überheblich werden. Dies gelang uns bis zur Pause gut, wir leisteten uns kaum Fehler, unsere Verteidiger standen extrem robust gegen die gegnerischen Angreifer, verursachten aber zwei Freistöße, bei denen wir zitterten. Die Schüsse gingen jedoch deutlich über das Gehäuse hinweg.

Spielentscheidend dann im Grunde zwei Szenen in der zweiten Halbzeit: Zunächst der schnelle zweite Treffer gleich nach Wiederanpfiff, der wie ein Schlangenbiss daherkam, unscheinbar, schnell, aber giftig. Von nun an konnten wir das Tempo leichter herausnehmen, die Zeit spielte uns in die Karten. Die Wilmersdorfer kamen, sie ließen sich nicht beeindrucken und zeigten ihre beste Phase und übernahmen das Mittelfeld. Sie waren uns mehrmals den viel besagten kleinen Schritt voraus. So drang ihr Ausnahmespieler geschickt in den Strafraum, umzingelt von drei Spielern und fiel. Was für mich von außen wie eine astreine Schwalbe aussah, war keine. Es gab tatsächlich ein Foul, wie mir einer meiner Spieler später sagte, er hatte den Spieler getroffen. Dieser Move, der den unbeabsichtigten Tritt in der Box provozierte, war natürlich absolut genial.

Der Strafstoß allerdings eher nicht. Ich sah, wie unser Keeper seine rechte Seite freimütig freigab, um den Schützen zu irritieren. Dieser ging auf das Angebot ein und platzierte den Ball eben in diesem Eck, aber leider nicht hart und scharf genug, so dass der Schuss von unserem Keeper pariert wurde. Die Parade war so viel wert wie die ersten beiden Treffer, denn sie rettete uns den sicheren Vorsprung. Bei einem Gegentreffer hätte das Spiel schnell eine ganz neue Richtung nehmen können.

Ab der 60. Minute verflachte der Widerstand der Wilmersdorfer und ging zunehmend in Resignation über. Nun bekamen wir Räume geschenkt, die wir mit guten Kombinationen und etwas längeren Passstafetten füllen konnten. Zwei hochkarätige Chancen pfiffen knapp am Tor vorbei, aber bei einem weiteren Angriff durch die Mitte und über die halbrechte Seite passte es dann und wir erhöhten auf drei Treffer. Der Schiedsrichter ließ lange nachspielen, obwohl wir nur drei Wechselfenster geöffnet hatten. Aber selbst das spielte eher uns in die Karten, ein vierter Treffer lag in der Luft.

Was bleibt? Ein Spiel, bei dem alles möglich war, das beide Teams hätten gewinnen können, in dem zwei gut eingestellte Kollektive hoch motiviert aufeinandertrafen und bei dem wir für dieses Mal die Nase klar vorn, aber auch den günstigeren Spielverlauf auf unserer Seite hatten.

Muss man aber auch erst mal schaffen!

[13. Spieltag / Mi. 18. Januar 2023]


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3:0 (1:0)
(1x Bela, 1x John, 1x Hasan)
Es spielten: Djamal, Bela, Noah, Jaden, Julius, Arda, Moritz, John, Timo, Levin, Jonas, Levi, Efe, Felix, Hasan.


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