1.Fc Wacker Lankwitz U15 - AMA U15
2 : 4
Das war sie nun, die U15-Landesliga, Staffel 1: Im Finish noch mal ein irres Resultat zwischen Wilmersdorf und den Nordberlinern - Ali gleich mit sechs Buden, die geballte Ladung Gewalt im Sturm. Angesichts unseres eigenen letzten Auftritts messe ich dem letzten Spieltag keine besondere Bedeutung zu, ich bin mir allerdings nicht sicher, ob er phänomenologisch nicht doch ein klein wenig über sich selbst hinausweist. Kann man am letzten Spieltag vielleicht doch irgendetwas ablesen, was in die Zukunft weist? Oder stellt er einfach nur einen finalen Schlusspunkt dar? Eine Art Ausrufezeichen auf das Gespielte einer Saison?
Es war nicht unser bester Auftritt in dieser Spielzeit gegen ein Gegner, der seinem Namen alle Ehre machte, wenngleich nicht immer auf die feine Art. Erst schlugen sie die Bälle durchgehend lang, dann, nachdem wir uns auf diese langen Bälle eingestellt hatten, lockten sie uns ein wenig vor, um dann doch nur nach kurzem Rückpass wieder nur lang nach vorne zu schlagen, darauf spekulierend, dass irgendein Ball irgendwann mal durch ginge. So war es dann auch! Waren wir wiederum selbst am Ball, häkelten sie sich förmlich in die Zweikämpfe hinein, scheuten auch vor plumpen Fouls nicht zurück, ein wenig nervig bei der großen Hitze, aber so ist dieser Sport nun mal, gelegentlich so eine Art lästiges Fliegen-Ding.
Gehört das Foulspiel eigentlich mit zum Fußball?
Ich geriet zum Ende des Spiels nach wiederholten Ruppigkeiten des Gegners in einen kurzen Disput mit dem jungen Kollegen, der sichtlich bemüht war, seinem abgestiegenen Team noch einmal ein positives Erlebnis zu verschaffen. Ich mag es allerdings nicht, wenn Verantwortliche dabei Fouls als legitime Mittel betrachten, deshalb widersprach ich ihm, nachdem er eine erneute plumpe Attacke am Spielfeldrand kleinredete. Ja, das Foulspiel gehört wohl zum Fußball - so wie Abgase zum Autofahren gehören oder Tote zum Krieg, deswegen muss man grobe Unfairness jedoch nicht gut heißen oder als legitimes Mittel betrachten. Der junge Kollege beendete den moralisch-philosophischen Diskurs (nach meinem Hinweis auf den zweifachen Abstiegsplatz) in bekennendem Anti-Konfuzianismus: „Scheiß `was auf die Fairnesstabelle!“
Die Hitze machte allen zu schaffen, nicht nur den Spielern, ihnen aber besonders. Mittlerweile führe ich den unbotmäßigen Einfluss des groben Wetters (auf diese Sportart) auf das seit über einer Dekade ungebremst anhaltende globale Sport-Washing der Erdöl- und Gas fördernden Golfstaaten-Emirate zurück. Ja, auch ich rede mir die Welt manchmal schön! Mit dem vielen Wüstengeld kam eben auch die Hitze über uns, der Fußball stellte sich selbst ein Bein.
Der Urheber des Wahnsinns in diesem Geschäftsmodell bleibt freilich der Madrider Bauwumpi Florentino Pérez, der eine teuflische Zwillingskopie des von mir sehr bewunderten Peter Sellers ist. Er war es, der das Galaktische einst herausforderte und damit das Völkerverbindende dieser Sportart vom Planeten fegte. Luis Figo wurde sein erster Zauberlehrling, sein Adept, sein Anakin Skywalker. Seitdem wechselten sehr viele sportlich Hochbegabte zur dunklen Seite der Macht. Im Grunde ist das moderne Fußballgeschäft eine Art Todesstern. Man sollte sich allerdings davor hüten, in Gianni Infantino einen Meister Yoda sehen zu wollen! Den reinen Helden wird es im Fußball nicht mehr geben, auch nicht in Gestalt eines norwegischen Neo-Wikingers mit Babyface. Manchester City? Auch nur eine zweifelhafte Wundertüte aus dem Hause fragwürdiges Geschäftsmodell.
Am Ende zeigten wir uns im Vergleich zu den Konkurrenten deutlich beständiger, nur ein einziges Mal mussten wir uns geschlagen geben, abgesehen von dem unleidlichen Auftritt im Pokalwettbewerb, bei dem allerdings schon sehr früh zu Tage trat, was uns durchaus die ganze Spielzeit treu begleitete. Auch im letzten Spiel zeigten wir diese immer wieder aufblitzende Konzentrationslosigkeit in zweifacher Perfektion.
Von der Spielanlage her dominierten wir die Liga, aber durch diese kleinen Momente der Unachtsamkeit gab es keinen Grund, vorschnell abzuheben. Letztlich hatten wir das Glück (und sicherlich auch das Glück des Tüchtigen) auf unserer Seite. In allen Tabellen-Kategorien erreichten wir erste Plätze: Am meisten Tore geschossen, am wenigsten kassiert, beste Heimmannschaft, beste Auswärtsmannschaft, Sieger Hinserie, Sieger Rückserie. Lediglich in der Fairnesstabelle mussten wir uns Friedrichshagen klar und deutlich geschlagen geben, dies allerdings nicht nur wegen gelegentlicher philosophischer Diskussionen mit Verantwortlichen am und über den Spielfeldrand hinaus.
Was immer noch geschehen und kommen mag, ein paar Dinge werden sich hoffentlich zum Positiven ändern.
[26. Spieltag / Sa. 10. Juni 2023]