AMA U12 - Viktoria 89 U12
0 : 5
Machen wir uns nichts vor, so sieht es aus, wenn ein Team nicht in bester Verfassung zum Spiel antritt und dann noch einen rabenschwarzen Tag erwischt. Natürlich fehlten uns drei Spieler. Auf der anderen Seite standen immer noch zehn auf dem Platz, darunter vier, die vom DFB-Stützpunkt als Talente geführt werden.
Wir müssen das Spiel nicht höher hängen als nötig, es war nur ein Testspiel. Gleichwohl offenbarte es eine bestimmte Symptomatik, die augenblicklich durch zusätzliche Veränderungsprozesse für eine gewisse Unruhe sorgt. Derzeit schaut jeder, wohin es ihn im nächsten Schuljahr verschlagen und wo er nächste Saison spielen wird. Sein oder Nichtsein, das ist mal wieder die Frage.
Trainingseinheiten fallen aus, es muss für die Schule gelernt werden, um Notendurchschnitte zu trimmen. Einige versuchen, direkt bei den großen Sportschulen unterzukommen und unterziehen sich gnadenlosen Ausleseverfahren. Das alles bleibt nicht ohne Spuren auf dem Platz.
Es wird im nächsten Jahr erhebliche Veränderungen geben, so oder so. Wahrscheinlich auch bei uns im Team. Wenn wir in der Verbandsliga auf Augenhöhe mitspielen möchten, müssen wir uns verstärken. Noch sind wir nicht ganz so homogen, wie ich es mir wünsche. Zwar sind die Lasten derzeit einigermaßen gut verteilt; einige profitieren von der Stärke der anderen, jeder gibt mehr oder weniger sein Bestes. Aber wenn es darauf ankommt, Verantwortung zu übernehmen, scheinen einige doch überfordert zu sein - das jedenfalls ist für mich das Ergebnis aus dem verloren gegangen Testspiel. Ein Spiel zu verlieren, ist nicht schlimm, das ist normal. Die Art und Weise jedoch, wie wir auftraten, gibt mir zu denken auf.
Es wäre gut zu wissen, woran wir in der nächsten Saison sind. Alles ist möglich. Es kann sein, dass ein bis zwei Spieler gehen möchten. Dann wird höchstwahrscheinlich eine Kettenreaktion in Gang kommen, die der Verein schon zur Genüge kennt und der ganze Jahrgänge auseinander reißt. Es wäre wohl auch das Ende dieses Weges und der Beginn eines neuen. Es kann aber auch sein, dass wir uns gezielt und mit gesundem Augenmaß verstärken, um weiterhin ein hohes Ziel zu verfolgen. Ganz so schlecht sind unsere Voraussetzungen jedenfalls nicht. Und je schneller wir Klarheit bekommen, desto besser für alle.
Was ich mir selber persönlich ersparen möchte, ist ein quälend langer Ablösungsprozess. Wenn es nach mir ginge, würde ich jetzt gerne damit beginnen, die nächste Saison zu planen und zu organisieren. Dafür bräuchte ich allerdings konkrete Zusagen und eine klare Haltung jedes Einzelnen zu Mannschaft, Training und Spielbetrieb. Je länger wir zögern, desto wahrscheinlicher wird eine Punktlandung im Ungefähren, man könnte auch sagen: Bruchlandung, so leid es mir tut.
Bis zu einem gewissen Grad trage ich jedes Experiment mit, vor allem wenn ich sehe, dass es Früchte trägt. Wenn sich ein sehr guter Spieler in einem großen Club zusätzliche Inspirationen holt, finde ich das durchaus in Ordnung. Wenn ein schwächerer Spieler etwas mehr Zeit braucht, um auf ein gehobenes Niveau zu kommen, bekommt er sie. Bei uns darf man in den Ferien sogar Skifahren oder drei Wochen lang auf französischen Schlössern musizieren gehen. Selbst wasserscheue Trainingssäumer werden nicht gleich gegrillt. Aber am Ende des Tunnels sollte irgendwo auch mal die Mannschaft stehen.
Auch diese Mannschaft braucht klare Strukturen. Ein Spieler muss wissen, wo er steht und was von ihm verlangt wird. Und ich als Trainer muss wissen, auf wen ich mich verlassen kann. Nur so können gemeinsame Ziele erreicht werden.
Vielleicht könnten wir uns darauf einigen, dass jeder mit seiner Bewerbung für die weiterführende Schule auch mir signalisiert, wohin die Reise in der nächsten Saison gehen soll. So hätten wir noch Zeit genug, auf jedwede Drehung des großen Kaleidoskops zu reagieren. Andernfalls sehe ich auf eine nicht gerade angenehme Weise schwarz für die Zukunft.
[Testspiel / Sa. 23. November 2019]
