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AMA / D2
SAISON 2019 / 2020

Sternkonstellationen

AMA-100 Hallencup 2020

2. Platz

Gelegentlich ließ der Text schon auf sich warten. Mal bremste ihn der Alltag aus, mal fand ich keinen Geschmack am allzu Bekannten. Oder ich suchte vergeblich nach dem Besonderen des Spieltages. Ich gehöre nicht unbedingt zu denen, die an Inspiration glauben. Aber ich nehme sie gerne mit, wenn sie am Rand der Galaxie den Daumen raus hält.

Als kreative Disziplinen nehmen sich Fußball und Schreiben eigentlich nicht viel. Beide muss man täglich üben, will man die angeborenen und erworbenen Fähigkeiten geschmeidig halten. Das größte Talent nützt einem wenig, wenn man es nicht entsprechend fordert oder pflegt. Hat man etwas weniger Talent, muss man sich sogar noch etwas mehr strecken. Meist erkennt man darüber jedoch ganz andere Eigenschaften, die sich durchaus lange versteckt halten können, wenn man sich niemals streckt. Insofern lohnt jeder Aufwand und jede Geduld, so oder so.

Derzeit ist alles gut eingestellt. Dennoch baut sich im Hintergrund immer etwas Neues auf. Das ist das Gesetz der Zeit und der Entwicklung: Nichts bleibt, wie es ist, sogar das Universum expandiert. So justiere ich die Teleskope oft nach, um alles gut im Blick zu behalten. Bin ich mir einer Sache allerdings zu sicher, grätscht von links oder rechts gerne das Unerwartete herein.

Der Verein feiert dieses Jahr sein 100jähriges Bestehen. Für uns als Team bedeutet das vor allem einen erhöhten Organisationsaufwand, der sich hoffentlich in besonders schöne und bleibende Erinnerungen verwandelt.

Unser Hallencup war dafür schon mal ein guter Anfang. Es war ein sehr schönes Turnier in einer sehr hellen und freundlichen Halle, wenngleich sie dem einen oder anderen vielleicht etwas zu frisch vorkam. Aber dafür strahlte unser Logo umso leuchtender und wärmer von der inneren Hallenseite. Im Hintergrund hatten wir ein extra-langes Buffet aufgebaut. Im Zentrum des Tisches stand eine Spendenbox. Sie bewies einmal mehr, wie großzügig und offen Menschen sein können, wenn man sie zu nichts zwingt, sondern dazu anhält, selbst über die Dinge und ihre Verhältnismäßigkeiten nachzudenken.

Die Mannschaft, die jungen Schiedsrichter, die Turnierleitung und die Standbetreuung gaben ihr Bestes, wenngleich es nur sportlich an diesem Tag nicht ganz ausreichen sollte für den ersten Platz. Dennoch würde ich sagen: Famos aufgespielt in allen Belangen und einmal mehr unterstrichen, welche erstaunlichen Potentiale in der Mannschaft stecken. Auch das ist ein großes Geschenk, das wir unserem Verein in diesem Jahr zum Jubiläum machen können. Aber loben wir uns mal besser nicht zu sehr über den grünen Klee.

Am Ende entschied ein einziger Treffer über den Turniersieg, der dieses Mal an die Viktoria 89 ging. Er fiel zwanzig Sekunden vor Schluss in unserer Partie gegen Staaken. Wir führten mit zwei zu eins Treffern, mussten uns jedoch in den letzten Spielminuten dem enormen Druck der Staakener stellen. Im Getümmel des Strafraums behielt ihr bester Spieler die Nerven und verwandelte blitzschnell und mit großer Eingebung einen beinahe unmöglichen Ball zum Ausgleich.

Es war ein sehr sehenswerter Treffer, wenngleich er uns in der Endabrechnung den Turniersieg kostete. Aber so siegte zumindest in diesem Fall die außerordentliche Eingebung, die besondere Inspiration, und ich bin froh darüber.

Das soll unseren eigenen Erfolg natürlich in keiner Weise schmälern. Jeder Spieler hatte gleichgroßen Anteil am Geschehen. Wir spielten als zwei Teams, die sich die Spielzeit teilten. In jedem Spiel wechselten wir exakt in der Mitte einmal komplett durch. Nur der Torhüter durfte sich nicht ausruhen und musste über die gesamte Turnierzeit ran (auch zum Ausgleich eines Spielers, der mit Fieber das Bett hütete). Einmal mehr zeigte er überragende Paraden auf der Linie, die man durchaus mit den unwahrscheinlichsten Toren, die in einem Spiel fallen können, vergleichen darf.

Was der eine Teil der Mannschaft vorlegte, durfte der andere entweder verwalten oder musste er retten. Man kann nicht sagen, dass der eine dem anderen unterlegen oder überlegen gewesen wäre. Jeder Teil für sich war etwas ganz Eigenes und Besonderes.

Auch im Fußball geht es nicht um einzelne besonders hell leuchtende Sterne, sondern um komplexe Konstellationen und zutiefst verborgene Kräfte, deren geheimnisvolle Wechselwirkungen sich bedingen. Nur sie entscheiden über die Güte des Gesamtbildes, nicht unbedingt das sichtbarste seiner Lichter.

[AMA-100 Hallencup 2020 / So. 12. Januar 2020]


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2. Platz
Es spielten: Samy, Blerton, Noah, Kolja, John, Albion, Fynn, Timo, Luca, Bela, Feris, Arda



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