United Berlin U11 - AMA U11
2 : 10
Irgendwie war dieses Wochenspiel ein eher unprätentiöser Rahmen für das Rückrundenfinale. Zähe Anreise durch den dichten Berliner Nachmittagsverkehr, leichtes Erschöpfungssyndrom der Mannschaft am vierten Wettkampftag hintereinander, dazu ein auf die leichte Schulter genommener Gegner, der sich als durchaus tapferes, bissiges und sehr zweikampfstarkes Team entpuppte und ein sehr gutes Spiel auf echtem Rasen hinlegte.
Es gab also nicht viel, das an die mit Emotionen sonst so überschütteten Zielgeraden des Liga-Fußballs erinnerte. Selbst der unglaubliche Aufstieg der Eisernen in die erste Liga wurde nur peripher gestreift an diesem stinknormalen Dienstag. Ein kurzer Aufschrei der Begeisterung während der Hinfahrt, als der Aufstieg kurz zur Rede kam, dann schon wieder die nächsten drögen Bremslichter auf der vollgestopften Heeresstraße.
Sehr interessant waren immerhin die ersten 15 Minuten des Spiels, in das wir einfach keinen Tritt bekamen. Erst parierte der gegnerische Keeper gleich drei harte und gut platzierte Schüsse auf sein Tor mit allem, was sein Körper hergab. Dann fingen wir uns auch noch einen idiotischen Konter ein und sahen dabei alles andere als hellwach aus. Bahnte sich da etwa eine Überraschung an?
Die United agierte sehr konzentriert und präzise, kämpfte phantastisch und nahm sogar unsere Balleroberungszange gekonnt auseinander. Aus Gewohnheit schlossen wir die Mitte und vergaßen darüber die Außen. Ihr zentraler Spieler dort machte es sehr klug. Er stellte sich bei den Abstößen direkt an die Außenlinie zwischen die Reihen. Dort kam er jedes Mal schnell an den Ball, der ihm vom Rechtsverteidiger zügig zugespielt wurde.
Unser zentrales Mittelfeld lief ihm manches Mal hinterher, kam aber selbst nicht immer an ihm vorbei. So dribbelten wir uns entweder in der Mitte fest oder entwickelten nicht den nötigen Druck über die Außen. Kamen wir doch einmal zum Abschluss, stand da immer noch der Keeper, der bis dahin beste Mann auf dem Platz. Verflixt und zugenäht. Erst als wir ausglichen - erneut aus einem Gestocher im Torraum heraus - schien sich unser Spiel langsam durchzusetzen.
Nun agierten wir schneller und zielstrebiger, zur Pause führten wir mit drei Toren Vorsprung. Dennoch hatten wir uns die Partie insgesamt leichter vorgestellt, der Gegner hielt weiterhin tough dagegen und spielte sogar mit. Immer wieder stach er mit schnellen Vorstößen zu. So fingen wir uns kurz nach der Pause erneut einen Gegentreffer: Sekundenschlaf in der Abwehr, eine halbherzige Rettungsaktion, schon eilte der United-Stürmer nach langem Zuspiel davon und lochte kompromisslos ein.
Man muss United durchaus ein Kompliment machen, sie spielten wirklich sehr gut und diszipliniert. Allerdings machte sich bei ihnen langsam ein Kräfteverschleiß bemerkbar. So brachten wir immer mehr tiefe Zuspiele ins Ziel und gewannen zunehmend die Zweikämpfe im Mittelfeld. Der bissige Widerstand brach mehr und mehr zusammen, unsere Beine wurden immer länger.
Zwischen der 30. und 39. Minute erzielten wir schnell hintereinander 5 Treffer (darunter ein blitzsauberer Hattrick) und legten anschließend im Fünfminutentakt zweimal nach. Einmal knallte unser geflitziger Kalle del`Haye den Ball so hart ins rechte Eck, das er zwischen Netz und hinterem Gestänge hängen blieb. Das war noch nicht ganz der Schlusspunkt, obwohl es gepasst hätte. Den setzte stattdessen unser Torgeier, der bis dahin ein wenig müde gewirkt hatte, nun aber jeden nochmal deutlich daran erinnerte, das man ihm besser keinen noch so kleinen Happen anbietet im Strafraum. (Nach Spielende musste er sich allerdings mit dem übrig gebliebenen Pausenbrot aus der Schule begnügen. Andere besorgten sich einen Eistee, der war aber nicht mal die Dose wert.)
Mehr war dann nicht zu holen an diesem Spieltag. Wie nun auch immer die Schlusstabelle aussehen wird am kommenden Wochenende, den vierten Platz werden wir wohl behaupten können. Durch die besonderen Regularien des BFVs (direkter Vergleich vor Torverhältnis) und des anders wertenden Algorithmus von Fußball.de wirkt das Endergebnis auf dem Display ohnehin wie eine durcheinander geratene Lottoziehung. Wer letztlich vor oder gleich hoch mit wem steht in der Tabelle, ist bei aller Liebe zu den Zahlen und ihren Verhältnissen Nebensache.
Nach einem leicht verpatzten Rückrundenstart haben wir sehr gut zu uns und zu unserem Spiel zurückgefunden, das ist die Hauptsache. Und noch ist die Saison ja nicht zu Ende! Weshalb wir mit einem Fazit auch zurückhaltend sein wollen. Man könnte sogar sagen, das eigentliche Highlight steht uns noch bevor. Das hieße wiederum zu verkennen, was wir bereits alles erreicht haben. So gesehen genießen wir den seltenen Augenblick eines offenen Glücksloses.
Im Grunde haben wir schon sechs Richtige, jetzt fehlt nur noch die Superzahl!
[9. Spieltag RR / 28. Mai 2019]