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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Schlummernde Riesentalente

Spielerunde Berliner SC

3 x gewonnen

Ich kann mich gut an das bittere Gefühl erinnern, als ich meinen Sohn vor viereinhalb Jahren beim Fußball anmelden wollte. Am Platzhäuschen des Körte hing ein kleiner Aushang: Tut uns leid, im Jahrgang 2008 sind keine Plätze mehr frei! Wäre auch zu schön gewesen, dachte ich. Sportplatz gleich um die Ecke und ein fußballbegeisterter Sechsjähriger, der endlich in den Verein gehen und das tägliche Spielplatz-Kicken auf den Rasen verlegen wollte.

Wieder zu spät dran, hätte ich mich doch nur rechtzeitig gekümmert! Trotzdem krass, denn zu meiner Zeit wurde eigentlich jeder Junge beim Fußball aufgenommen, ob er nun gut Kicken konnte oder nicht. Viele erst mit acht oder neun Jahren. Ich brauchte einige Wochen, bis ich mir sagte, egal, versuch es einfach, gute Spieler werden immer genommen, man muss nur zeigen, dass man was kann! Allerdings war ich mir nicht sicher, ob mein Sohn dies auch begreifen und sich dann ins Zeug werfen würde. Ich schrieb eine Mail an die auf der Website angegebene Adresse und fragte nach einem Probetraining. Die Antwort brachte mich in Verlegenheit: Man würde meinen Sohn nur dann aufnehmen, wenn ich ein Ehrenamt übernähme.

Uff, was für eine Steilvorlage! Nicht nur für meinen Sohn, sondern auch für mich. Zwar hatte ich dem Fußball ein Vierteljahrhundert den Rücken zugekehrt und nicht die Absicht, mich zu irgendetwas zu verpflichten, aber im Grunde war mir klar, dass es solch eine Chance kein zweites Mal geben würde. Also sagte ich kurz entschlossen zu. Als ich den Sendebutton der alles entscheidenden Mail drückte, war es ein Gefühl, als hätte ich meine Unterschrift unter einen Vertrag gesetzt, der zugleich mein Hab und Gut verspielte. Sportliche Blöße und Verlust der Freiheit standen unmittelbar bevor!

Bislang habe ich die Entscheidung nicht bereut, auch wenn ich dem Ruin tatsächlich etwas näher gekommen bin, aber das hat natürlich andere Gründe. Die letzten vier Jahre waren schon sehr aufregend. Eine derartig gute Mannschaft zu betreuen und mit aufbauen zu können, ist ein großes Geschenk und immenses Glück.

Meine Güte, wir sind in der Berliner Rückrunden-Superstaffel auf Platz 4 gelandet und spielen in ein paar Tagen offiziell gegen den FC Barcelona. Also, ich kann mir Schlechteres im Leben vorstellen!

Aber so schön und geschmeidig wie in dieser Saison muss es ja nicht unbedingt weitergehen. Schon jetzt müssen die Weichen für die kommende Saison gestellt werden. Probespieler sichten, Hoffnungen nehmen und geben, das gehört leider zum Trainerjob und Ehrenamt dazu. Ein bis zwei Spieler kann unser Kader noch vertragen. Es kommt darauf an, wie beständig er sich weiterhin zeigt. Die Rechnung ist ganz einfach. Zu einem Spieltag in der D-Jugend sollten 11-12 spielfähige Spieler zur Verfügung stehen. Spielfähig sind sie dann, wenn sie ausreichend trainiert haben.

Einen Vater muss man in den seltensten Fällen von den großartigen Fähigkeiten seines Sohnes überzeugen (im Grunde kenne ich nur einen, auch wenn der Fall etwas anders gelagert ist). Insbesondere den Vätern von Probespielern fällt es sehr leicht, die Fähigkeiten ihres Kindes extrem hoch einzuschätzen, auch wenn ein Trainer das etwas anders sieht. Sie verweisen stets nachdrücklich auf das große Talent, das in ihrem Sprössling schlummert. Es gibt auch sehr leistungsorientierte Mütter, aber meistens ist ihre Blickrichtung eher menschlicher Natur. Freilich kennen Eltern ihre Kinder am besten. Ein Trainer weiß allerdings auch ganz gut, was er sucht oder eben nicht sucht.

Jemandem abzusagen, ist kein leichtes Unterfangen. Zu sehen, dass man die Träume und Hoffnungen anderer zerstört, zumindest für den Augenblick, ist alles andere als angenehm. Eben weil man eine Wertung vornimmt, die in den meisten Fällen nichts mit dem Wert des Menschen an sich zu tun hat, sondern nur mit seiner sportlichen Anlage, kommt man sich wie der Überbringer der allerschlimmsten Nachrichten vor.

Niemand kann etwas dafür, dass jemand nicht so schnell rennen, dribbeln und handeln kann wie jemand anderes. Am wenigsten ein Kind selbst. Aber genau das sind die Kriterien, nach denen vornehmlich entschieden wird.

Die Spieler untereinander können sich erstaunlicher Weise sehr gut einschätzen, sie bekommen es schnell heraus, ob einer etwas drauf hat oder nicht. Meistens geben sie es dadurch zu erkennen, dass sie den Neuen anspielen oder eben nicht anspielen, selbst wenn er hervorragend steht. Als Trainer achte ich zwar auf weitaus mehr, aber die Meinung von dem einen oder anderen Spieler im Team zu einem Probespieler ist mir schon wichtig.

Letztlich muss es menschlich passen, insbesondere mit Blick auf die Eltern. Mit Kindern lässt sich meistens gut auskommen, viel leichter als mit Eltern. Natürlich gibt es auch sehr spezielle Kinder, aber da sind die Eltern meist ebenso spezial. Am unangenehmsten sind mir solche Eltern, die gar nicht kapieren, dass man ihren Kindern etwas Gutes tun möchte. Da kann man viel erklären. Wenn die Sonne untergeht, halten sie den Trainer immer noch für einen Blödmann, der ihrem Superkind nichts Gutes will und es auch nie so recht gefördert hat.

Mein eigener Sohn spielt seit einem Jahr in der zweiten Mannschaft. Er hat den Wechsel bislang nicht bereut und empfindet ihn auch nicht als Demütigung oder Degradierung. Im Gegenteil, bei uns war es ihm, wie er mir nun sagt, immer viel zu anstrengend.

Natürlich weiß ich, dass in ihm ein Riesentalent schlummert!

[Spielerunde / 1. Juni 2019]


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3 x gewonnen!
(Babelsberg, Tebe, Berliner SC)
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Noah, Fynn, Feris, Luca, John, Bela, Timo, Kolja, Arda, Jegor



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