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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Vorentscheidende Runden

AMA e2 - 1. Fc Union Berlin E2

7 : 7

Es beginnen die entscheidenden Wochen, die Glocke der letzten Runde schellt. In der Bundesliga stehen Meister und erster Absteiger fest, bei uns hat sich die Liga in drei Unterligen aufgespalten. Oben stehen vier bis fünf Teams, die sich in den verbleibenden vier Spielen untereinander aufreiben werden, gefolgt von einem kleinen Mittelfeld, das sich noch nicht ganz entschieden hat, ob es nun zur ersten oder zur dritten Gruppe gehören möchte, der Gruppe mit den etwas schwächeren Teams dieser Superliga. Wir gehören wohl eher zu den etwas schwächeren Teams, wenngleich wir in beide Richtungen noch etwas Luft haben.

Nur zur Erinnerung: Hier spielen die bestplatzierten Berliner Teams der Vorrunde gegeneinander. Und abgesehen davon, dass einige große Vereine ihre Teams bewusst in älteren Jahrgangsklassen spielen lassen wie zum Beispiel Hertha BSC und TeBe, zählen die Mannschaften dieser jüngeren E-Jugend-Bezirksklasse Staffel 1 zu den stärksten ihres Jahrgangs in Berlin. Die Unterschiede mögen dem Laien nicht so auffallen, aber das fußballerische Tempo und die Intensität in dieser Liga sind extrem hoch. Die zehn Mannschaften dieser Staffel würden gegen die 200 anderen Berliner Teams ihrer Altersklasse relativ klar gewinnen.

Wir wollen aber nicht vergessen, dass es nicht vordergründig um Ergebnisse und Tabellenstände geht, sondern um Kinder-Fußball, wenn auch um einen sehr ambitionierten. Die Kinder sollen Spaß am Sport haben und sich fußballerisch entwickeln können. Nichts wäre schlimmer, als wenn ein Kind sich in diesem Leistungsrahmen nicht wiederfindet oder permanent überfordert wäre. Doch leider kommt dies zuweilen vor, denn unbeeinflussbare Faktoren wie körperliche Konstitution, Schnelligkeit und Schusskraft entscheiden im Entwicklungsprozess über eine sinnvolle oder nicht so sinnvolle Partizipation am Spielbetrieb dieser Leistungsklasse.

Entscheidend sind aber auch spezifische Faktoren wie Handlungsschnelligkeit, Technik und Spielverständnis, die wesentlich sind für das individuelle Mithalten im Wettkampf. Vieles lässt sich durch Training schulen und verbessern, dennoch deuten sich immer wieder sportliche Grenzen bei den Kindern an, die die Frage nach einer Richtungsentscheidung aufwerfen. Diese Entscheidungen erfordern von allen Beteiligten sehr viel Mut und Offenheit, denn natürlich bedeutet ein Wechsel in eine andere Mannschaft oder Leistungsklasse auch eine soziale Veränderung. Gleichwohl steckt das Leben voller Veränderungen und existentieller Weggabelungen, von denen auch Kinder nicht ausgenommen sind.

Letztes Jahr rieten wir drei Spielern zu einem Mannschaftswechsel in unsere zweite Mannschaft. Wenn ich mir diese Spieler heute im Spielbetrieb anschaue, würde ich sagen, sie haben den Sprung hervorragend gemeistert. Sie spielen einen sehr guten Fußball, sie haben sich exakt in den Bereichen verbessert, in denen sie bei uns nicht weiterkamen. In ihrer neuen Mannschaft haben sie genügend Zeit und Raum erhalten, sich sportlich und charakterlich zu entwickeln - eben weil der Leistungs- und Gegnerdruck dort nicht so hoch ist wie bei uns. Sie haben sichtlich großen Spaß und Erfolg am Fußballspielen und kicken in einer Liga, in der sie hervorragend mithalten.

Der Kinderfußball wird argumentativ oft dazu benutzt, um gesellschaftlich fragwürdige Paradigmen wie Leistung oder Klassenzugehörigkeit im Gegenmodell zu desavouieren. Er soll ausgleichen, was auf der großen Bühne des Gesellschaftlichen daneben geht. Doch statt den Wettbewerbscharakter innerhalb der Gesellschaft durch die eigene Lebens- und Handlungsweise in Beruf, Schule, Familie und Alltag zu entschärfen, wird der Sport herangezogen, um Inseln der gesellschaftlichen Idylle zu erträumen. Dabei ist es der Sport, dem der Wettbewerbsgedanke wohl am eigensten ist. Es ist absurd! Natürlich kann und sollte der Sport ein großes Vorbild sein, und seine gesellschaftlich integrative Funktion ist unbenommen. Doch eine gerechtere Gesellschaft entsteht wohl kaum dadurch, dass wir unterschiedlich veranlagte Kinder in ein und derselben Leistungsklasse spielen lassen.

Der Sport kann durchaus gesellschaftlich etwas bewirken. Er kann zum Beispiel beweisen, dass Veränderungen im Kleinen möglich sind und auch fruchten. Ich warne davor, das Prinzip: "Mein Kind muss unbedingt aufs Gymnasium gehen!" auf den Sport zu übertragen. Das wäre keine gesellschaftliche Veränderung, sondern Stillstand.

Man muss nicht alle Höhen erreichen. Der Weg unterhalb des Gipfelgrads ist oft der bessere, um unbeschadet ins Ziel zu kommen. Selbstbewusstsein entsteht nicht durch permanente Überforderung, sondern durch eine angemessene Form der Belastung. Mit einem gesunden Selbstbewusstsein wiederum lässt sich fast alles erreichen im Leben.

Beste Freundschaften hin oder her, wenn ein Kind schneller rechnet als sein Freund, macht es wenig Sinn, beiden die gleiche Aufgabe zu stellen, nur weil sie beste Freunde sind. Eine Freundschaft begründet sich nicht durch exakt gleiche Anforderungen, sondern im Gemeinsamen über individuelle Unterschiede hinweg. Eine Freundschaft findet im Herzen statt, nicht auf dem Parkett des leistungsorientierten Kinder-Fußballs.

Der Mut, innerhalb der Hierarchien seinen angemessenen Platz zu finden und zu gestalten, könnte die Welt durchaus etwas gerechter machen. Es müsste dann nicht immer um dieses eine Ideal des allem Gerechten gekämpft werden, das es so gar nicht gibt. Das vermeintliche Ideal der gesellschaftlichen Gleichheit ist letztlich nur eine kollektive Ansammlung von eher gleichen Wünschen und Hoffnungen, deren bestes Zusammenwirken immer noch die goldene Mitte der klugen Selbsteinschätzung und das Prinzip des gemeinsamen Handels wäre. Eine Fähigkeit im übrigen, die beim Fußballspielen eine wesentliche Rolle spielt. Denn nur wer seine eigenen Stärken und Schwächen gut kennt, wird sie auch im Wettkampf zum Nutzen der gesamten Mannschaft sinnvoll anzuwenden wissen.

Fußball ist ein Mannschaftssport, darin besteht sein gesellschaftliches Moment. Der Beste zu sein oder zu den Besten zu gehören, ist immer ein schönes Gefühl. Aber es gibt immer einen Besseren oder bessere Andere, das sollte man nicht vergessen. Im Fußball sind nicht alle gleich. Aber er macht allen gleich viel Spaß, wenn die Kräfteverhältnisse stimmen. So wie bei dem torreichen und sehr spannenden Unentschieden zwischen uns und dem 1. FC Union: Ein aufregendes, vielseitiges, vielgestaltiges und abwechslungsreiches Fußballspiel, das beiden Teams sehr wohl etwas nützte, wenngleich jedes für sich gerne zwei Punkte mehr mitgenommen hätte.

Bescheidenheit ist auch eine Tugend, sie ist die beste Freundin der Selbsteinschätzung.

[5. Spieltag Rückrunde / 29. April 2018]


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7:7 (5:4)
(2x Fynn, 1x Gabriel, 2x Blerton, 1x Luca, 1x Albion)
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Fynn, Ruben, Kolja, Luca, Ion, Gabriel, Timo


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