TEBE U16 - AMA
4 : 1
Wer auch immer die sogenannten Berliner Zeugnisferien erfunden hat, er gehört zweifelsfrei der Alpinen Ski-Lobby an. Ich fuhr selber gern Ski als Kind und Teenie. Fünf mal stand ich in meinem Leben auf den Brettern - und für wahr, in den Anfängen waren es tatsächlich noch Bretter und keine kurz gezogenen Hightech-Schlappen für Hüftsteife. Beim Wedeln und in scharfen Kurven raspelte es nur so unter meinen Stiefeln, Garben glitzernder Eissplitter (und Holzspäne) flogen auf.
Als geborener Niedersachse alle Jubeljahre einmal in die Skiferien fahren zu dürfen, verdankte ich der exotischen Leidenschaft meines Vaters, der in seiner frühen Erwachsenenzeit mit seinem älteren Bruder, die Bretter noch geschultert, zu Fuß zu den Gipfeln gekraxelt war. Zu meiner Jugendzeit gab es dann längst Tellerlift und Berggondel, und ich war frei von Höhenangst. Und noch etwas gab es, das mittlerweile selten geworden ist: Echten Schnee. Massenweise pulvrigen, in der Sonne glitzernden Neuschnee, beinahe jeden Tag frischen.
Bis zu meinem sechsten Lebensjahr war ich bereits zwei Mal in der Schweiz in Anzère gewesen. Wir durften die Ferien-Wohnung eines Professorenfreundes meines Vaters nutzen. Damals kapierte ich noch nicht, was das alles bedeutete: Schwarze Ledersofa-Garnitur und Panoramafenster mit Blick auf verschneite Berggipfel. Aber ich genoss das Pistenfeeling unter dem weitem Himmel bis in die klumpig vereisten Haarspitzen. Jeden späten Nachmittag war ich nur schwer zurück in die Wohnung zu bekommen. Es folgten das Kleinwalsertal und Jahre darauf Kaprun sowie zum Abschluss der kurzen Liste eine zehntägige Schulfreizeit im österreichischen Brixen. Wir verreisten wenn, dann in den Osterferien, und schon damals war die alles entscheidende Frage, reicht der Schnee für eine Talfahrt aus?
Ich habe keine Ahnung, wie es heute auf den Pisten, in den Orten und auf den Bergen aussieht und zugeht – ich weiß nur eines: Ich werde mir die guten Erinnerungen ans Skifahren unter keinen Umständen von heutigen Verhältnissen überschreiben oder nehmen lassen. Mit dem Skifahren habe ich in großer Zufriedenheit und in bester Nostalgie abgeschlossen.
Ob man in den Berliner Zeugnisferien wie TEBE ins Trainingslage nach Antalya fliegen muss, stelle ich auch gern in Zweifel. Denn um ganz ehrlich zu sein, ich mag weder den modernen Ski-Tourismus, noch die Vielfliegerei – beides ist unzeitgemäß, aber ich kann jeden gut verstehen, der hinter liebgewonnene Gewohnheiten nicht zurückfallen möchte, auch wenn das Klima davon sicher nicht freundlicher gestimmt wird.
Im Fußball ist es ganz anders, dort werden die Trainer recht schnell ausgewechselt, sobald sich eine Talfahrt andeutet. In den meisten Fällen nützt die Intervention aber nichts gegen den drohenden Abstieg, erfolgt er nicht in dieser Saison, dann meist in der nächsten oder übernächsten. Abgestiegen (owi) wird immer extrem schnell, aufgestiegen (geberg) dagegen nicht ohne Anstrengung, da muss schon alles passen. Vielleicht haben wir in dieser Saison Glück, da uns die Liga-Vererbungsregeln eine günstige Konstellation bescheren. Alle Mitkonkurrenten der Liga dürfen nach derzeitigem Stand nicht in die Verbandsliga aufsteigen, da ihre ersten Mannschaften bereits dort angesiedelt sind. Was für ein Luxus!
Aber kommt es überhaupt auf den Aufstieg an?
Als schönes Saison- und Leistungsziel haben wir ihn durchaus formuliert. Aber bei der derzeitigen sportlichen Situation wäre ich eher vorsichtig mit einer vorschnellen Prognose. Momentan fahren wir auf reichlich pappigem Kunstschnee den Hang hinunter. Unser Fußball wirkt nicht so flott und geschmeidig wie noch vor einem halben Jahr. Einfach nur mutig Schuss und schnell die Piste runter ist eben noch keine echte Skifahrkunst. Wir müssen die Schwünge schon noch üben und trainieren, wenn die Fahrt elegant und souverän aussehen soll. Bei der konstant schlechten Trainingsbeteiligung zu jeder erdenklichen Ferienzeit landen wir allerdings früher oder später auf einem schattigen Ziehweg ins Mittelmaß.
Wie auch immer, bis zu den Osterferien dürften wir ungefähr wissen, ob wir auch Buckelpiste können. Gegen den zweiten Anzug von TEBE sahen wir jedenfalls nicht wie eine Streiffeste Verbandsliga Equipe aus. Das war eher Harz oder Deister, vor allem in der zweiten Halbzeit.
Kahler, grüner Brocken, wenn man so will.
[Testpiel / So. 11. Februar 2024]