Berliner Hallenmeisterschaften
2 x verloren, 1 x gewonnen
Am Ende des Tages war vielleicht das vierköpfige Schiedsrichtergespann die größte Attraktion des Turniers gewesen. Gestenreich und stramm an den Linien auf und ab rennend, energisch in die Pfeife blasend, hatte das Gespann das Achterfeld der Teilnehmerteams durch den mehr oder weniger flotten Nachmittag der Berliner Hallenmeisterschaft geleitet.
Bereits der Anpfiff zum ersten Spiel war ein ohrenbetäubendes Signal - wie ein heftiger Zahnschmerz, tief und spitz, drang der schrille Ton in den Körper ein, nur eben über das Ohr. Eine Pfeife, die ihren Dezibel nach eher einen Sportpark mit Tartanbahn und rund 3000 Zuschauern beglückt haben könnte, in der kleinen Halle jedoch schmerzhaft überdimensioniert wirkte.
Heftig auch eine Szene, in der ein Zuschauer von einem der robusten Unparteiischen geradewegs umgerannt und beinahe in die Bewusstlosigkeit expediert wurde. Der Zuschauer war während eines Spiels still und leise durch eine der beiden spielfeldseitigen Türen in den Hallenraum getreten, um die auf der anderen Seite befindliche Tribüne zu erreichen. Es war nicht eindeutig zu erkennen, wer wen übersehen hatte, aber das ganze glich einer brutalen Kollision zwischen Paketlaster und Passant in einer Nebenstraße. Der nicht gerade leichtgewichtige Schiedsrichter legte immer wieder solche kurzen donnernden Sprints in der schmalen Gasse zwischen Wand und Spielfeldlinie hin, die sicherlich der Akkuratesse des Spielleitungsauftrags galten, aber im Grunde die Aufmerksamkeit weg vom Spiel auf den beschleunigenden Sprinter zog. So viel Verve und exponentielle Wucht war auf dem Feld nicht immer zu registrieren.
Als einem unserer Spieler in unserem ersten Spiel gegen BFC Dynamo ein gemeiner und völlig unnötiger Check an der Seitenlinie mitgegeben wurde, so dass er mit Karacho in die Hallenbänke donnerte und sich die Schulter prellte, der leitende Schiedsrichter darin aber keinerlei Unsportlichkeit sah und es eher als nötig erachte, mich zu maßregeln, der ich mich bei der Schiedsrichterbank lautstark über diese völlig übertriebene Attacke beschwerte, schrieb ich das Gespann endgültig ab und dachte vielmehr daran, wie ich meine Spieler unversehrt durch den Tag bringen könnte.
Fußballerisch war es eh kein Zuckerschlecken, unser Spiel glich einer dieser matschigen Hallenbuffet-Brötchenhälften mit Käse und Gewürzgurke. Im ersten Spiel brauchten wir geschlagene 12 Minuten, um überhaupt zu kapieren, wie Hallenfußball an diesem Tag funktionierte. Dummerweise stand es da bereits null zu eins gegen uns und das Spiel war zu Ende. Wir hatten den leicht vermeidbaren Treffer kurz vor Schluß kassiert, weshalb der Turnierstart schon mal solide versemmelt war. Im zweiten Spiel gegen Frohnau blitzte unsere Spielfreude dann erstaunliche vier Male auf. Aber gegen einen Gegner, der alle seine Spiele verliert, ist es keine große Kunst, furios zu glänzen. Immerhin blieb somit rechnerisch die Chance offen, mit einem Erfolg gegen die Hertha aus Zehlendorf anstelle des BFC ins Halbfinale zu ziehen.
Wir begannen nicht mal schlecht und hatten sogar die besseren Torchancen, vergaben sie aber viel zu leichtfertig, weshalb am Ende doch andere in die Endrunde einzogen. Da der weitere Verlauf bis auf unseren Keeper, dessen Vater und meine Wenigkeit niemanden aus dem Team zu interessieren schien, spart sich dieser Text die Beschreibung der gar nicht so uninteressanten Endrunde und fährt stattdessen ebenfalls einfach nach Hause.