Stralauer Sommercup 2018
2. Platz
Auf uns wartet eine Sonderstaffel mit sehr guten Mannschaften, die allesamt kaum weniger ambitioniert sind als wir selbst. Wie schön! Denn eigentlich kann uns nichts Besseres passieren, als Woche für Woche richtig gefordert zu werden. Nur so können wir erkennen, ob wir auch in der Lage sind, eine Spielkultur dauerhaft zu etablieren.
Kurzfristige Erfolge bedrohen jedes allzu instabile Selbstbewusstsein. Beim Wettkampf kann Hybris schnell in Depression kippen. Denn nichts im Fußball ist launischer als die Wahrheit, die nun mal einzig und allein auf dem Platz liegt. Eine sehr gute Leistung Woche für Woche zu wiederholen, geht nur dann, wenn man alle Instabilitäten, sowohl sportliche als auch mentale, gut im Griff hat.
Zur Spielkultur gehört also nicht nur das gepflegte fußballerische Können einer Mannschaft, sondern auch die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu fokussieren. Jedes Spiel ist anders, jedes Spiel erfordert ein Maximum an Aufmerksamkeit, Wachheit, Konzentration, Siegeswillen und spielerische Kreativität. Was bedeutet schon ein famoser Turniererfolg am Anfang der Saison, wenn ein Spieler plötzlich meint, er sei so stark, dass er sich nicht mehr anzustrengen habe?
Das nächste Spiel ist immer das schwerste, insbesondere dann, wenn man glaubt, es bereits im Sack zu haben. Insofern sind wir gut beraten, diesen schönen Turniererfolg beim Stralauer Sommercup ganz schnell abzuhaken. Natürlich wollen wir ihn nicht klein reden oder gar vergessen. Unsere Leistung war insbesondere in den drei Spielen der Goldrunde überragend und überraschte uns selbst ein wenig. Wer hätte gedacht, dass wir uns gleich gegen zwei große Konkurrenten so deutlich behaupten würden und gegen den dritten übermächtigen nicht mal schlecht aussahen?
Gegen die U11 von Hertha BSC mit 1:3 zu verlieren, ist wahrlich keine Schande. Zwar waren wir spielerisch deutlich unterlegen, aber in einigen Situationen konnten wir dem Favoriten das Leben zumindest ein wenig schwer machen. Aus solchen Niederlagen geht man ohnehin als Gewinner hervor. Denn im Grunde schnupperten wir schon an einem Unentschieden und lernten, dass auch eine Übermannschaft wie die Hertha nur eine Mannschaft ist, die sich in jedem Spiel maximal anstrengen muss. Das tat die Hertha ab der Hälfte der 20minütigen Spielzeit, und so ging ihr Sieg vollauf in Ordnung.
Wir hatten nichts zu verlieren, denn zuvor boten wir eine überzeugende Partie gegen den SC Staaken, eine Mannschaft, die ohne Zweifel hinter der Hertha zu den besten fünf Teams unserer Altersklasse in Berlin und weit darüber hinaus gehört. Staaken hatte sich aufgerieben in der Vorrunde gegen sehr starke Gegner, so dass wir kräftemäßig vielleicht ein wenig im Vorteil waren. Im Grunde ließen wir sie gar nicht erst ins Spiel kommen und nutzten unsere Chancen konsequent. Wir standen sicher in der Abwehr und gelangten völlig verdient auf die Siegerstraße. Zwischenzeitig verloren sie einen Spieler für zwei Minuten aufgrund einer Schiedsrichterentscheidung. Aber auch in Gleichzahl hätten wir Staaken an diesem Tag geschlagen.
Auch Hansa Rostock musste sich erneut geschlagen geben gegen uns, wenngleich das Spiel etwas offener war und unsere Kräfte zunehmend dahinschwanden. Aber der zwischenzeitige Vorsprung von 4 Toren reichte aus, den verdienten zweiten Platz des Turniers zu sichern. Und dies absolut verdient und mit einer wie auf den Punkt gebrachten Mannschaftsleistung über den ganzen Tag. Aber wie gesagt, eine Leistung ist erst dann etwas wert, wenn sie auch in den kommenden Spielen und nächsten Wochen auf dem Platz behauptet wird. Erst dann können wir von einer guten Verfassung des Teams sprechen und uns auf eine sehr interessante Saison freuen. Insofern kommt dieser wunderschöne Turniererfolg, der noch mit zwei Trophäen für den besten Spieler und den besten Torhüter des Turniers versüßt wurde, etwas zu früh.
Der augenblickliche Stand auf unserem Punktekonto in der Staffel ist: Null. Wer glaubt, die ersten drei Punkte gegen Empor stünden bereits fest, wird sein blaues Wunder erleben. Uns steht ein heißer Tanz bevor am Sonntag um neun Uhr in der Früh. Es sind schon ganz andere Teams nach einem großen Erfolg glanzlos untergegangen. Das ist ja das Schöne am Fußball: Nicht die Gewohnheit gewinnt, sondern die größere Leidenschaft.
[Stralauer Sommercup / Samstag 25. August 2018]