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AMA / D1
SAISON 2020 / 2021

Solide berauschend

AMA u13 - Stern 1900 u13

4 : 1

Früher wirkte unser Offensivspiel oft, als hätten wir einen Spieler mehr auf dem Platz. Spielzüge glichen architektonischen Plänen mit klaren Linien. Momentan kommen wir über numerische Gleichheit und schnöde rechte Winkel nicht hinaus. Schlimmer noch, oft wirkt es, als hätten wir in der Bewegung nach vorne sogar einen Spieler weniger auf dem Feld. Räume fehlen, Spielzüge verpuffen im Nichts. Gegen sehr gute Teams könnte sich dieser Mangel an kreativer Offensive einmal rächen. Zwar schlugen wir die Sterne aus Friedenau in einem zähen Geduldspiel letztlich nahezu ungefährdet, aber sonderlich überzeugend wirkten wir dabei nicht.

Schon zu Beginn stolperten wir förmlich um den Ball und eröffneten den Sternern einen prekären Konter, den sie allerdings nicht nutzen konnten. Die taktische Marschroute, den Gegner von Beginn an unter hohen Druck zu setzen und keinerlei Luft zum Atmen zu lassen, wurde von uns nicht gut umgesetzt. Erneut wirkten wir unkonzentriert und nicht ganz auf der mental-sportlichen Höhe, eher nervös und fahrig. Oft kamen wir den berüchtigten Schritt zu spät, untrügliches Zeichen dafür, dass ein Team nicht energisch genug zur Sache geht.

Die Sterner wiederum zeigten zwar wenig spielerische Ambitionen nach vorne, verstanden sich aber sehr gut auf das körperlich robuste Verdichten der Räume in ihrer eigenen Hälfte. Sie lauerten auf Konter, die wir allerdings gut abfangen konnten. So bot das Spiel in den ersten 20 Minuten insgesamt wenig Strafraumszenen oder klare Abschlüsse. Immer wieder kamen wir gut bis in die gegnerische Hälfte hinein, aber kaum einmal gefährlich bis in die Tiefe oder in die Box. Auf den Flügeln wurden wir meist solide zur Seite abgedrängt. Wir ergatterten viele Einwürfe, aber was brachten die schon?

Zäh wurde im Mittelfeld um jeden Ball gekämpft, eine hohe Zahl an technischen Ungenauigkeiten begleitete das Spiel, es war nicht unbedingt schön mitanzusehen. Die Bälle wurden reihenweise schlecht kontrolliert oder ungenau gepasst. Wo war unser Taktgeber? Kluge und rechtzeitige Bewegungen ohne Ball blieben ebenso aus wie energische und gefährliche Dribblings in die Tiefe. Wir kamen einfach nicht ins Rollen. Unsere Offensivaktionen wirkten unzusammenhängend, planlos und zufällig. Das war beileibe nicht das Spiel, das ich mir gewünscht hatte. Bezeichnenderweise gingen wir erst durch einen direkt verwandelten Freistoß in Führung. Dieser Treffer war allerdings sehr sehenswert: Von halblinks aus sechzehn Metern ins lange Eck gezirkelt - das sah nach gewolltem und geglücktem Kunstschuss aus.

Der Treffer gab uns etwas mehr Sicherheit, folglich erhöhte sich auch die Zahl der Chancen. Leider konnten wir nur eine davon nutzen, was immerhin reichte, um zumindest mit kleinem Vorsprung in die Pause zu gehen. Nach der Pause zeigte sich der September zunehmend von seiner besten schlechten Oktoberseite, kühl, nass und ungemütlich. Unaufhörlich plätscherte ein kalter Regen nieder, bei dem einem die Hände einfroren, richtig klumpig wurden sie. Warum wir dann allerdings nach einer Ecke in den Sekundenschlaf fielen und erneut nicht energisch genug den Ball klärten, worauf dieser wie aus dem Nichts in unserem Tor landete, war mir zunächst unerklärlich. Es lag nicht am Regen, sondern an unserem - wieder einmal - nachlässigen, mangelhaften Defensivverhalten.

Man kann sogar sagen, dass dieser Treffer, den wir der Form nach beinahe nun in jedem Spiel kassieren, ein viel größeres Problem offenbart. Er ist symptomatisch für das Ausbleiben und Übernehmen von individueller Verantwortung, die wir eigentlich so bitter nötig haben. Niemand fühlt sich zuständig, die Ecke mit aller Macht abzuwehren. Der liebe Mitspieler wird es schon richten!

Fatal, denn so geht niemand energisch genug zum Ball, nur der Gegner, der seine Chance wittert. Diese Gegentreffer im Verbund mit unseren derzeit durchschnittlichen Qualitäten in der Offensive werden uns noch, wenn wir uns nicht erheblich steigern, wertvolle Punkte kosten. Bislang sind wir einigermaßen gut davon gekommen, aber auf Dauer können wir uns nicht auf das liebe Glück verlassen. Es wird Teams geben, die ihrerseits klug nach vorne spielen, wodurch wir ganz anderen Drücken ausgesetzt sein werden. Wer dann nicht aktiv und wachsam genug auf dem Platz agiert und seine Chancen eiskalt nutzt, geht unter.

Gleichwohl blieb es bei diesem einen Gegentreffer. Zwei energisch zu Ende geführte Angriffe im letzten Drittel des Spiels brachten uns endgültig auf die Siegerstraße. Zweimal konnte sich ein Spieler im Mittelfeld sehr gut durchsetzen, einmal legte er klug auf, das andere Mal verwandelte er selbst. Den Chancen nach hätten wir sogar noch zwei weitere Treffer erzielen müssen, aber auch da zeigte sich erneut ein Mangel an Entschlossenheit. So blieb es bei einem wenig spektakulären, zähen Arbeitssieg gegen gut verteidigende Sterner.

Im Grunde brauchen wir derzeit zweierlei: Mehr spielerischen Esprit nach vorne respektive eine höhere Chancenverwertung in der Spitze als auch einen deutlichen Schub jedes einzelnen Spielers hin zu mehr Eigenverantwortung und aktiver, handlungsschneller Wachsamkeit.

Irgendwie ist es, als könnten wir die vorhandenen Potentiale des Teams noch nicht adäquat zur Entfaltung bringen. Manchmal wirken wir wie ein schlecht gepackter Reisekoffer.

Zeit, einen Gang höher zu schalten!

[2. Spieltag / 26. September 2020]


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4:1 (2:0)
(1x Blerton, 2x Femi, 1x Arda)
Es spielten: Bela, Blerton, Albion, Feris, Arda, Femi, Timo, Noah, Kolja, Jonas, Levin, Luca, John



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