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AMA / D1
SAISON 2020 / 2021

Angenehme Abwechslung

AMA u13 - SC Staaken u13

3 : 1

Durch die Entzerrung des Ligabetriebs entstehen eigenwillige Korridore der Improvisation und Begegnung, die prima taugen für wunderbare Freundschaftsspiele und zwanglose Gespräche sowie informatives Austauschen von Neuigkeiten und fußballerischen Erfahrungen. Diese Wochenenden, an denen der Spielbetrieb ruht, entwickeln darüber eine ganz eigene Aura. Gleichwohl fehlt mir persönlich ein wenig der wöchentliche Spannungsbogen und die Drucksituation der Liga. Ich habe das Gefühl, dass man durch den entzerrten Ligabetrieb schnell bequem werden könnte. Dabei ist der Aufwand, um regelmäßig gute Spiele zu bekommen, sehr hoch.

Dem SC Staaken geht es in dieser seltsamen Verbandsliga-Saison ähnlich wie uns, vielleicht sogar in der Form noch etwas ausgeprägter: Spieler, die das Team in den Jahren zuvor getragen haben, sind auf ihrem Entwicklungsweg zu anderen Vereinen gewechselt. Neu hinzugekommene Spieler müssen erst an das Tempo und die körperlich betonte Spielweise in der Leistungsklasse herangeführt werden. Das braucht seine Zeit, und deshalb sind solche Testspiele zwischen den Pflichtspielen für beide Teams eine willkommene Gelegenheit, um sich auszuprobieren und viel zu testen.

Man konnte dem Spiel gut anmerken, dass wir mit unserer neuen Situation schon recht ordentlich umgehen und durchaus in der Lage sind, variabel aufzuspielen. Seit mehreren Wochen kompensieren wir den Ausfall unseres Stammtorhüters. Dieser wiederum kann, wenn es mit der Hand nicht geht, durchaus mal als Sturmspitze fungieren. Selbst der kurzfristige Ausfall eines anderen erfahrenen Spielers setzte uns an diesem sonnigen Oktobersonntag nicht schwerer zu, als ich noch vor Beginn des Spiels befürchtete. Gleichwohl ist es immer schwierig zu sagen, ob man nun insgesamt etwas besser geworden ist im Vergleich zum Spiel davor, oder ob der Gegner vergleichsweise etwas schwächer auftritt. Hier war wohl beides der Fall.

Überrascht war ich, dass die Staakener uns im Mittelfeld viel Raum zum Agieren überließen und ihr gewohntes Kombinationsspiel nicht so recht zur Entfaltung bringen konnten. Man merkte ihnen an, dass sie noch nicht die alte Präzision und Schnelligkeit im Spiel erlangt haben. Dennoch hatten wir viel Glück, dass sie ihre blitzschnellen Konter nicht effizient nutzen konnten. Auch im Athletischen wirkten sie nicht so präsent wie noch in der letzten Saison. Dennoch verteidigten sie ihr Tor sehr gut und ließen nur wenige glasklare Chancen zu. Wir wiederum fingen ihr Offensivspiel bereits solide hinter der Mittellinie ab. Was mir ausnehmend gut an dem Spiel beider Teams gefiel, war, dass keines in irgendeiner Weise überhitzte, sondern einfach nur an gutem und fairen Fußball interessiert war. Solche Begegnungen sind mir dann doch weitaus lieber als das wöchentliche emotionsgeladene Hochkochen von körperlicher Härte und Geifer nach Ligapunkten.

Unsere Abwehr und das Mittelfeld wirkten stabiler als gegen die Sterner, wenngleich immer noch nicht stabil genug. Die Harmonie zwischen den Mannschaftsteilen jedoch wächst. Die Zuspiele kommen etwas präziser, der Rhythmus wirkt ein wenig ausgewogener. Nur vorne zeigen wir weiterhin Nerven und mangelnde Präzision. Da fehlt es immer noch an Schneid und letzter Konsequenz. Gegen Teams, die uns spielerisch oder athletisch nicht allzu sehr zusetzen, gelingt uns zwar immer eine kleine Anzahl an Treffern, aber in einen Torrausch haben wir uns schon lange nicht mehr gespielt. Zwei regulär heraus gespielte Treffer und ein schönes Freistoßtor in 80 Minuten Spielzeit - das ist nicht unbedingt ein großer saftiger Sonntagsbraten, aber immerhin noch ein schmackhafter Zwiebelkuchen.

Mir geht es gar nicht um hohe Siege, sondern um einen geschmeidigen Vortrag - und zu diesem gehört eben auch der präzise Abschluss. Es reicht leider nicht aus, nur gut zu schwingen, man muss den Sprung auch stehen können. Gegen stärkere Teams werden wir weit weniger Gelegenheiten zum Torschuss bekommen. Wenn wir unsere Chancen nicht effizienter nutzen lernen, kann die Ergebniswaage schnell einmal zu unseren Ungunsten ausschlagen.

Meist bringen wir den Ball gut bis zum Strafraum, doch dann verlässt uns die Kreativität. Es fehlt der letzte Pfiff - diese kurze entscheidende Aktion, die eine Abwehr geschickt entzwei schlägt wie eine Axt einen Holzscheit. Ein kluger Pass in den Rückraum, ein scharfer auf den ersten oder langen Pfosten. Der Wille oder die Idee, einen Spieler noch einmal geschickt in Szene zu setzen. Laufwege werden nicht durchgezogen, Handlungsschnelligkeit verpufft. Noch sehen wir zu oft hilflose Schüsse aus unvorteilhaften Positionen, frei und fantasielos über jede Abwehr und das Tor hinweg. Das ist fußballerische Pappe.

Aber gut, erst mal selber besser machen! Ich weiß wohl, wie sich das anfühlt, wenn man auf dem Platz steht und der Gegner klug verteidigt, sich kaum eine Lücke zeigt. Da hilft eben nur zweierlei, entweder vorher schneller spielen, oder nun erneut neu ansetzen und den Gegner etwas heraus locken. Um das zu können, braucht man viel Erfahrung. Auch müssen Passgenauigkeit und Laufbewegungen aller Spieler optimal sitzen und aufeinander abgestimmt sein. Es ist wie mit den Wochenenden zwischen den Ligaspielen, auch diese müssen wir rechtzeitig und mit großer Genauigkeit füllen, sonst bricht der Spielrhythmus ein und die Trainingsbemühungen unter der Woche fliegen stumpf über das leere Wochenendtor hinaus.

Das Pokalspiel am kommenden Donnerstag (seltsame Entzerrung!) wird uns zeigen, wo wir tatsächlich stehen. Die Hertha 03 spielt einen technisch sauberen Fußball mit hoher Laufbereitschaft. Sie agieren schnell und zielsicher. Eine der beiden Mannschaften wird dabei aus dem Wettbewerb fliegen - was sehr schade ist, denn nur eine von ihnen wird dann für schöne und angenehm ruhige Freundschaftsspiele zwischen den Pflichtspielen zur Verfügung stehen. Im Zweifelsfall nehme ich natürlich zu den Freundschaftsspielen auch gerne ein paar rasante und emotionsgeladene Pokalspiele mit, einfach der schnöden Abwechslung halber. Deshalb lautet die Devise für Donnerstag natürlich: Gewinnen!

[Freundschaftsspiel / 4. Oktober 2020]


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3:1 (1:0)
(1x John, 1x Blerton, 1x Albion)
Es spielten: Bela, Blerton, Albion, Feris, Arda, Femi, Samy, Noah, Jonas, Levin, Luca, John, Nuri



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