Viktoria Mitte - AMA
3 : 0
"Un cygne qui s'était évadé de sa cage,
Et, de ses pieds palmés frottant le pavé sec,
Sur le sol raboteux traînait son blanc plumage.
Près d'un ruisseau sans eau la bête ouvrant le bec [...]"
(Charles Baudelaire, Le Cygne)
Ich muss gestehen, meine Motivation über dieses Spiel zu schreiben, ist in etwa so groß wie die dargebotene Leistung, mit der wir das Spiel sang und klanglos verloren. Auf diesem Niveau lohnt ein Fortschreiben der Geschichte und des Projekts kaum mehr, da kann es auch eingehen wie jedes andere mittelprächtige Ansinnen der Welt, selbst die jahrzehntelange Verkehrspolitik der Bundesrepublik erscheint dagegen wie ein revolutionäres Innovationsprogramm.
Um im Bild zu bleiben, seitdem mein altes Stevens-Bike nach dem einmaligen Hallentraining in der Rosa Parks Schule während der ersten Kälteperiode dieses Winters (mit zwei Punktspielausfällen) einen Kettenspeichenbruch des Rahmens erlitt, ist es auch mit meiner eigenen Mobilität komplett dahin und damit auch aus Mangel einer schnell hervorgezauberten Alternative mit jenem guten Vorsatz, zu jedem Auswärtsspiel per Rad anzureisen. Folgerichtig musste der erste Gastauftritt post bicycletta komplett den Bach runtergehen. Das Glück hatte mich/uns verlassen!
Allein der Ort der Ankunft raubte mir alle Illusionen: Von wegen Gesundbrunnen! Die reinste Krankheit, dieser Ort, unglaublich hässlich und nur dazu gut, sich noch mal eindringlich zu hinterfragen, warum man überhaupt in Berlin leben will.
Schon in der Trainingswoche zuvor war eine gewisse Lethargie und komplette Espritlosigkeit im Team zu spüren. Die drei Einheiten brachten mich über den Goldrand guten Benehmens hinaus, ich war wirklich kurz davor, komplett zu explodieren, denn alles, was ich sah oder anzuleiten versuchte, glich einer völlig missglückten zähen und ungenießbaren Weihnachtsgans, komplett ohne Form und Kruste, zudem lauwarm und schwerer zu kauen als 3 Hubba Bubba auf einmal. Insofern war der katastrophale Auftritt nur das derbe klarsichtige Fett über dem allerdürftigsten, völlig ungenießbaren Braten. Die Kartoffelklöße und Spielstätte zudem matschig und grau wie das vorweihnachtliche Wetter.
Was hätte ich für ein bisschen Nelke im Rosenkohl gegeben, aber an diesem Samstag war von unserer sonstigen schmackhaften Spielkultur so viel zu sehen und zu genießen wie von einer a priori weggelassenen Beilage. Die Sonne in dieser sich immer schrecklicher hinziehenden langen Winternacht strafte uns zudem mit arger Verachtung. An einen glutroten Wein zum Festessen dachte sie aus wohlkalkulierter tiefster Verachtung und Bosheit nicht mehr. Also, wer jemals mit dem schwarzen Hund eine gute Bekanntschaft gepflegt haben sollte in seinem Leben, der wird wissen, wovon ich spreche. Dieses Spiel war nicht mal als geeignetes Anschauungsobjekt für depressive Verstimmung geeignet, es war einfach nur von vorn bis hinten die allergrößte Schmach und Entzauberung, die ich bis dato mit dem Team erleben durfte. Beinahe ein Abgesang.
Die Frage ist, war es nur ein Zufall und ein Ding außer der Reihe oder besteht ein grundlegender Zusammenhang zwischen dieser katastrophalen Form und dem missglückten Spieltag? Machen wir jetzt etwa auf Union?
Nach Helmut Kohl kommt es zwar immer nur darauf an, was am Ende hinten rauskommt, aber eben deshalb wurde sein Spruch ja auch zum grotesk sarkastischen Andenken seiner selbst, und insofern möchte ich absolut vermeiden, irgendwann als derjenige erinnert zu werden, der es so oder so mitten in der Saison verkackt hat. Man soll zwar aufhören, wenn es am schönsten ist, aber diesen Moment habe ich nun leider schon verpasst.
Insofern gehen wir jetzt erst mal in die Weihnachtsferien und schauen dann im neuen Jahr, was für uns noch drin ist! Ja, ja, diese Assoziation steckt da wie die köstliche Apfelfüllung mittenmang! Lustig allerdings, dass ich, kaum läuft es bei uns nicht, so eine Art erstes Angebot aus dem Hause Himmelblau bekommen habe.
Da verstehe noch einer die Welt.
[13. Spieltag / Sa. 16. Dezember 2023]
