AMA - FC Tecnico
2 : 0
Neulich entdeckte ich eine Union-Hose im Vorprogramm unseres Mittwochstrainings auf dem Körte. Den Träger konnte ich nicht sogleich zuordnen, da er sich unter einer Kapuze und im Deckungsschatten einer kleinen Privatkickergruppe versteckt hielt. Erst nach ein paar Minuten wurde mir klar, dass es sich um einen ehemaligen Keeper von uns handelte. Irgendwie sind Pubertät und Alter doch zwei Seiten ein und derselben Medaille.
Auch bei diesem Spiel gab es ein Wiedersehen mit sage und schreibe gleich fünf ehemaligen Spielern, die einmal bei uns mit dem Fußball begonnen und sich im Laufe der Jahre für einen anderen Weg oder Verein entschieden hatten. Auch bei ihnen haben Zeit und Körperwachstum das einstmalige Bild überschrieben, wiedererkennbar waren sie in jedem Fall, insbesondere das Lächeln bewahrt ja seine ursprüngliche Frische. Fußballerisch war ich schon sehr gespannt, welcher von ihnen mich beeindrucken würde.
Insofern war ich sehr enttäuscht, als einer von ihnen wegen seiner Aluminiumstollen vom Schiedsrichter vom Platz gebeten wurde, zumal es offensichtlich keine 16mm langen waren. Bis er sich neues Schuhwerk organisiert hatte, war die Partie bereits fortgeschritten. Schade, dachte ich, denn anfangs wirkte das Spiel durchaus offen, doch mit diesem ersten Wechsel in zentraler Position des Gegners hatten wir mehr und mehr die Initiative in die Hand genommen und das Spiel deutlich und dauerhaft in dessen Hälfte verlegt.
Die engen Raumverhältnisse auf dem schnuckeligen Körte wirkten nicht unbedingt belebend, es sei denn, man bevorzugt die oberen Regionen von Flippergeräten, dort stehen meist die Jet-Bumper, die die Kugel zwischen Banden und Shotpoints wild hin und her katapultieren. Je nach dem wie elegant und rhythmisch man am Gehäuse ruckelt, kann da schon mal eine längere Kugelbesitzphase herauskommen. Aber gezielte schneidige Außenristpässe über die langen Rampen sind dann doch etwas anderes. So wurde viel um den Mittelkreis herum um den Ball gekämpft, gleichwohl bemühten wir uns, einigermaßen kontrolliert und präzise bis in die Box vorzudringen. Aufregende Torraumszenen blieben leider rar. Immerhin unser Führungstreffer wurde sehenswert und knackig ins lange Eck vollendet. Drei weitere gute Gelegenheiten und eine Hand voll Ecken, um zu erhöhen, das war es aber auch schon.
Der Gegner lief zwei mal gefährlich auf unser Tor zu, einmal mussten wir gar in allerletzter Sekunde auf der Linie klären, da unser Torwart bereits geschlagen war. Das Wetter wiederum wirkte wie der augenblickliche politisch-gesellschaftliche Zustand: trübe, nasskalt, unwirtlich. Defintiv kein Kaiserwetter. Zumindest die rege Zuschauerschaft am Spielfeldrand verlieh dem Treffen guten alten Körtecharme. Zur Pause wechselten wir, um alle Spieler ausreichend zum Zuge kommen zu lassen. Das Spiel setzte sich in ähnlich konturierter Weise fort, wenngleich unsere Torchancen nicht mehr ganz zu zwingend wirkten. Hier und da ging das Abwehrverhalten des Gegners etwas zu weit, weshalb wir im Laufe der Partie zwangsläufig einen Elfmeter zugesprochen bekamen. Der Gefoulte nahm sich selbst ein Herz und erhöhte auf Zwei zu Null.
Ein taktisches Foul unserseits, das sehr großzügig mit „nur“ gelb bestraft wurde, hätte, wenn es ausgeblieben wäre, durchaus eine Änderung des Druckgefälles bewirken können. Im Trainerstab an der Seitenlinie wären wir für diesen Anschlusstreffer absolut offen gewesen, allein um zu sehen, wie das Team auf eine solche Situation reagieren würde. Doch der Gedanke verwirklichte sich nicht. Nach vorn und in der gegnerischen Hälfte passierte nicht mehr viel, so blieb es bei dem soliden Ergebnisstand und das Spiel plätscherte unter dem Surren der schließlich doch aktivierten Veo-Kamera dahin.
Klar stellen wir uns viele Fragen zur näheren Zukunft, denn das Team wird ganz sicher ein neues Gesicht bekommen im Laufe der nächsten Monate, spätestens zur kommenden Saison. Einige Spieler werden für längere Zeit ins Ausland gehen, andere in die A-Jugend wechseln. Wir werden uns deutlich verstärken müssen, wenn wir den bisherigen Weg fortsetzen wollen. Freilich wäre es schön, wenn wir dann immer noch als die erkennbar wären, die wir sind (oder waren).