AMA - BW Hohen Neuendorf
7 : 1
Vor zwei Jahren hatten wir eine doppelte Trikotnummer zum Saisonauftakt bei Hohen Neuendorf im Trikotsatz, bekamen dafür regelkonform eine gelbe Karte gezeigt. Dieses Mal, zwei Jahre und zwei Aufstiege später, war zumindest einer unserer beiden neuen Trikotsätze zwar endlich komplett und eindeutig durchnummeriert. Jedoch unterlief mir der folgenschwere Fehler, einen Spieler mit einer falschen Nummer auf den Spielberichtsbogen eingetragen zu haben, dies wiederum dem Umstand geschuldet, dass wir bis dato mit dem alten improvisierten Trikotsatz (mit doppelten 15, 7, 5 etc.) gespielt hatten, bei dem der besagte Spieler die Nr. 13 trug und nicht wie nun beim neuen Trikotsatz die Nr. 9.
Dem findigen Gästetrainer schien dies beim Live-Ergebnis-Tickern über den Torschützen zum 5:1 in der 52. Spielminute sofort aufgefallen zu sein, denn unmittelbar darauf intervenierte er beim Schiedsrichter: Wie es sein könne, dass ein Spieler, der nicht auf dem Spielberichtsbogen stünde, einen Treffer erzielen kann? Nun, der Gästetrainer konnte nicht wissen, dass der Spieler durchaus auf dem Spielberichtsbogen stand, nur eben mit falscher Rückennummer. Aber ich war ihm sehr dankbar für den Hinweis und zeigte dem Schiedsrichter per App den eingetragenen Spieler im Spielbericht samt falscher Nummer, das Foto des hinzugekommenen Spieler lieferte den eindeutigen Live-Identitäts-Beweis. Auf die Frage des Gästetrainers, was bei uns bloß los sei angesichts der wiederholten peinlichen Trikotgeschichten, wollte ich ihm meine Trikotsatz-Leidensgeschichte der letzten vier Monate lieber ersparen und verzog nur schamhaft-schmerzhaft mein Gesicht.
Direkt nach dem Spiel, das Hohen Neuendorf so klar und unzweideutig wie frisch geputztes Kristallglas verloren hatte, kam der Schiedsrichter jedoch auf mich zu und meinte, die Gäste würden eventuell Protest gegen das Ergebnis einlegen wollen. Offenbar war Hohen Neuendorf über unsere wiederholte laxe Art der Trikotsatzpflege derart verärgert, dass sie erwogen, zu BFV-disziplinarischen Mitteln greifen zu müssen. Anders war diese potentielle Intervention zur punkte-pädagogischen Erziehungsmaßnahme nicht zu erklären. Oder sollte es tatsächlich so sein, dass sie, wenn sie schon nicht gegen uns gewinnen, nun auch nicht mehr gegen uns verlieren konnten? Nein, dies sicher nicht, der Ordnung müsse lediglich Genüge getan werden.
Zudem hatten wir insbesondere in der ersten Halbzeit wahrlich kein fußballerisches Meisterstück hingelegt, wenngleich drei Standards gekonnt ins Ziel fanden, zwei Mal per Kopf in nahezu identischer Manier durch den gleichen Spieler, er sollte zur Krönung noch ein drittes Tor auf ebenso kopfballstarke, in der Ausführung jedoch noch beeindruckendere Weise erzielen, und ein Mal per Direktfreistoß von der Strafraumgrenze. Kein Meisterstück deshalb, weil wir kein weiteres Mal auf das Gästetor geschossen hatten in dieser ersten Halbzeit, wenngleich es fleißig umspielt.
Hohen Neuendorf stand sehr tief und lauerte auf Fehler unseres Aufbauspiels, um ihr Umschaltspiel zu starten. Allerdings geschah dies eher selten zwingend erfolgreich, wenngleich sie ein gutes halbes Dutzend Ecken erobern konnten. Auf der anderen Seite kamen auch wir nicht zwingend in die Tiefe und in ihre Box hinein. Dazu agierten wir zu langsam, zu pomadig und nicht zielstrebig genug. Gleichwohl markierten wir die drei ersten Treffer, im Nachhinein betrachtet sogar auf eine durchaus sehr solvente alternative Weise zur angestrebten flachen Spielkultur.
Zur Pause erklärte ich daher noch einmal, wie auch ein tief stehender und gut verschiebender Verbund kombinatorisch auseinander gezogen und bespielt werden könne, was wir dann auch prompt deutlich besser und schneidiger umsetzten. Zunächst aber verteilten wir erneut brav unser obligatorisches Spieltagsgeschenk in Form eines viel zu einladenden Gegentreffers nach perfekter Fehlerkette. Jedoch schien dieser Anschlusstreffer die Gäste nicht zu beflügeln. Nach dem kurz darauf erzielten vierten Treffer wirkten sie zunehmend lustloser und überließen uns weit mehr Raum und Zeit beim Aufbauspiel als in der ersten Halbzeit. Wir wechselten durch, spielten unseren Stiefel runter und schraubten das Ergebnis in eine Höhe, die aus Sicht der ersten Halbzeit unerwartet erschien, aber sicherlich durch die deutliche Steigerung in der zweiten Halbzeit nicht unverdient.
Bleiben wir gespannt, was eine falsch eingetragene Trikotnummer im Berliner Fußballsport kostet, geloben aber an dieser Stelle für alle weiteren Partien gegen Hohen Neuendorf ordentliche und geflissentliche Besserung.
[10. Spieltag / Sa. 25. November 2023]