AMA - Füchse Berlin U16
2 : 3
Zwei Szenen empfand ich als emblematisch: Die erste gleich nach Anpfiff, als die Füchse einen ersten hohen langen Ball schlugen und unser Linksverteidiger ohne Raumgegnerdruck die Bogenlampe beim Kopfball unterlief. In der zweiten Szene, tief in der zweiten Halbzeit, griff ein Fuchs nach kurzem Gerangel unserem zentralen Mittelfeldspieler kurz entschlossen in die Weichteile und drückte beherzt zu. Unser Spieler ging zu Boden, die Tätlichkeit blieb ungeahndet.
Verlieren gehört zum Fußball, auch wenn jede Niederlage weh tut. Und manchmal tut sie besonders weh. „Erst hatten wir kein Glück, dann kam noch Pech hinzu“, sagte Jürgen „Kobra“ Wegmann einmal. Aber dieser Satz passt eher zum Preußenspiel. Gegen die Füchse gaben wir das Glück freimütig her, schlimmer noch, wir verteilten großzügig vorweihnachtliche Geschenke. Pech fand in diesem Spiel eigentlich nicht statt.
Drei Gegentreffer nach Standards und ein jeder nach dem Modell einer überaus einfachen Strategie: Schießt den Ball einfach mal halbhoch Richtung Amateure-Tor, die lassen jeden durch, vielleicht fälscht noch jemand ab, aber zum Ball gehen die Amateure im Strafraum eigentlich nie.
Der erste Gegentreffer aus gut 25 Metern: Freistoß von halblinks, eine zarte Zweispielermauer, ein Treffer wie aus dem Nichts, kurz nach Beginn, eine völlig harmlose Situation, der Schuss direkt aufs Tor gezielt, irgendwie minimal abgefälscht, der Keeper erstarrt auf der Linie: Bumm.
Der zweite Gegentreffer, nachdem wir uns redlich herangekämpft und den Ausgleich wunderbar erzielt und den Gegner spielerisch eigentlich voll im Griff hatten, wieder ein Schuss aus 25 Metern nach einer kurz ausgeführten Ecke, vier Minuten in der Nachspielzeit, zehn Sekunden vor dem Pausenpfiff, dieses Mal von halbrechts, halbhoch in den Pulk der Spieler im Strafraum hinein, niemand von uns versucht den Ball abzuwehren, er geht direkt durch die Traube, der Keeper wie erstarrt auf der Linie: Bumm.
In der Pause eine der sehr seltenen Standpauken, ich gerate regelrecht in Rage, überschlage mich vor Frust und Vorwürfen, bringe es letztlich auf die Formel: „Erst zu spät zum Training, dann zu spät zum Spiel, dann zu spät zum Ball – das ist symptomatisch!“
Hochmut kommt vor dem Fall. Zu glauben, man könne ewig mit dem gleichen Überdehnungsschema seinen kaiserlichen Einsatz-Bogen gespannt halten, führt am Ende lediglich zu einem ausgeleierten Stück Weidenholz, das allenfalls zum Karpfenangeln taugt. Oliver Kahn brachte es einmal auf seine Art zur Sprache: „Wir brauchen Eier!“
Nun gut, der Vollständigkeit halber erst mal der dritte Treffer, zehn Minuten nach der Pause, der erste Vorstoß der Füchse in unsere Hälfte. Eine Ecke von links, flach auf den ersten Pfosten gezielt, ein Fuchs vor dem Keeper, zwei Spieler von uns um ihn herum, der Ball geht einfach durch, ein anderer Fuchs hält sein Knie oder seinen Fuß hin, der Keeper wie angewurzelt auf der Linie: Bumm.
Zwei Tore Rückstand und noch dreißig Minuten zu spielen, wir bauen Druck auf, gehen voll ins Risiko, lösen die Viererkette auf, die Füchse nutzen jede Gelegenheit, um Spieler zu wechseln, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Sie schießen kein weiteres Mal auf unser Tor, im Grunde schossen sie im ganzen Spiel nur fünf Mal auf unser Tor. Wir dagegen sammeln Eckstöße, Freistöße, Flanken, Abschlüsse, aber nur einer will noch hinein, erst zum Ende.
Der Schiri quittiert das Dauerwechseln der Füchse mit sechs Minuten Nachspielzeit. Wir drücken, geben alles, noch mal ein Kopfball nach einer Ecke, aber genau auf den Keeper gezielt, der nicht mal reagieren muss. Ganz zum Schluss noch ein Freistoß aus bester Position, wir wechseln unseren erkrankten Spezialisten ein, vielleicht hat er ja ein goldenes Füßchen.... Nein, heute leider nicht.
Man kann sagen, was man will, aber am Ende fehlte einfach jemand, der in den entscheidenden Situationen den Ball haben und das Spiel bedingungslos gewinnen wollte, vorne, in der Mitte und hinten.
[9. Spieltag / Sa. 18. November 2023]