picture
loading

AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Schneesterne

SFC STern 1900 E2 - AMa E2

5 : 6

Natürlich kann man darüber streiten, ob eine kleine, ungeschickte Berührung, die einen in den Strafraum dribbelnden Spieler zu Fall bringt, im Kinderfußball elfmeterwürdig ist. Der Gefoulte wird sagen: "Natürlich, denn sonst hätte ich ein Tor erzielen können!" Der gegnerische, verteidigende Spieler wiederum wird sagen: "Ich habe ihn gar nicht berührt!" Aber hingefallen ist der Spieler, das konnte jeder sehen, und er schien auch nicht auf dem glitschigen, verschneiten Boden ausgerutscht zu sein. Von diesen Ausrutschern gab es heute allerdings zuhauf, aber sie sahen allesamt anders aus im Bewegungsablauf.

Letzte Woche hatten wir exakt den gleichen Fall, im wahrsten Sinne des Wortes. Da entschied der Schiedsrichter auf Eckball, obwohl der Gefoulte den Ball durch sein Fallen selber ins Toraus bugsiert hatte. Heute nun eine fast identische Szene. Der gleiche Spieler, der schon so oft und von so vielen Gegnern und meist unabsichtlich von den Beinen geholt wurde, weil er nun einmal pfeilschnell und sehr wendig ist, bekommt beim Dribbling einen kleinen Schlag an den Fuß, fällt hin, der Ball ist verloren, der Angriff für den Gegner entschärft. Da wird von außen prompt Elfmeter gefordert, doch der gegnerische Abwehrspieler wiegelt ab, er habe den Spieler gar nicht berührt. Wie also entscheiden?

Die Trainer der Gastmannschaft haben ein klares Foul gesehen, auch wenn dem Foul zweifelsfrei keine Absicht zugrunde lag und es einfach nur ein kleiner fehlgegangener Versuch war, den dribbelnden Spieler dem Ball vom Fuß zu stibitzen. Der Trainer der Heimmannschaft dagegen will kein Foul gesehen haben und verlässt sich stattdessen auf die Aussage seines Spielers. Dieser würde immer ehrlich zugeben, wenn er jemanden getroffen habe, er sei ein fairer Sportsmann. Der Trainer der Gastmannschaft fragt eindringlich daher auch seinen eigenen Spieler, den Gefoulten, um eine Zweitmeinung einzuholen: "Hast du wirklich einen Tritt oder Schlag abbekommen?", denn natürlich vertraut auch dieser Trainer seinem Spieler. Ja, er sei am Fuß getroffen worden, antwortet der Spieler. Einige Mitspieler bestätigen, ein Foul gesehen zu haben. Es steht Aussage gegen Aussage. Wie also entscheiden?

War das Foul so gravierend, dass ein Elfmeter gegeben werden musste? Das ist an sich die große Frage im Kinderfußball: "Ab wann wird ein unbeabsichtigt verursachtes Foul im Strafraum zur Vorteilsnahme des Gegners, weil dieser Strafstoß fordert?" Ab der D-Jugend würde wohl niemand behaupten, dass in einem solchen Fall kein Elfmeter gegeben werden dürfte. Denn Foul ist nun einmal Foul! Selbst schuld, wenn man so ungeschickt in den Zweikampf geht. Aber muss jetzt auch schon in der E-Jugend die Regel derart strikt ausgelegt werden? Oder gibt es in dieser Altersklasse nicht einen guten Grund, anders zu entscheiden? Eines hatte die Szene jedenfalls zur Folge: Die Trainer beider Seiten kamen nicht mehr einhellig zusammen, und das ist freilich nicht im Sinne des Kinderfußballs und die eigentliche Niederlage des heutigen Spieltages.

Ich gebe zu, ich fühle mich nie wohl damit, einen Elfer zu fordern, wenn einer meiner Spieler im Strafraum unabsichtlich gefoult wird, auch wenn ich es aus Reflex immer tue. Auf der anderen Seite würde ich immer, wenn einer meiner Spieler einen Gegner im Strafraum zu Fall bringt, sagen: "Klar, Elfmeter, war doch ein Foul!" Bei Handspielen bin ich vorsichtiger, aber selbst da würde ich es hinnehmen, wenn gegen uns entschieden wird. Denn auch ein Handspiel, bei dem die Hand deutlich zum Ball geht, gehört zur Familie der unerlaubten Dinge im Fußball.

In den meisten Fällen lassen wir die Kinder selber entscheiden, aber auch dies gelingt leider nicht immer, weil sie selber oft eine unterschiedliche Wahrnehmung von der Spielszene haben, was letztlich ganz natürlich ist und in jeder Trainingseinheit gut beobachtet werden kann. Außerdem geht es in der E-Jugend bereits um Punkte und Tabellenstände, und die wenigstens Erwachsenen, die am Spielfeldrand stehen, gedeihen dabei zu großen Fairness-Vorbildern. Sie nehmen ihre Schützlinge nicht nur zu recht in Schutz, sondern sie kämpfen sogar mit um den Erfolg, statt zu schlichten und zu vermitteln. Ich nehme mich da überhaupt nicht aus!

Hat der gegebene, verwandelte Elfmeter das Spiel entschieden?

Auf dem Papier, ja, denn wir gewannen mit einem Tor Vorsprung. Gemessen am Spiel eher nicht, wie ich denke, denn ein kleines Übergewicht meinte ich an unserem Spiel durchaus erkannt zu haben, nicht groß und überdeutlich, aber doch über die Länge des Spiels sichtbar. Aber auch darum geht es nicht. In der ersten Halbzeit spielten beide Teams auf dem rutschigen, schwer zu bespielenden Schneeboden noch munter auf und ab. Tor und Fehlpass hier, Balleroberung und Gegentreffer dort. Erst der Elfmeter direkt vor der Pause brachte den kleinen Vorsprung. Das Spiel war bis dahin ausgeglichen. Wir hatten unsere liebe Not mit der Standfestigkeit und den schnellen und ausgebufften Spitzen der Sterne, die ihre Angriffe sehr gut zu Ende spielten und sich unseren Abwehrspielern immer wieder, insbesondere auf unserer linken Seite, entzogen. Zu oft ließen wir uns herauslocken oder verloren den Ball leichtfertig in der Vorwärtsbewegung, wodurch wir anfällig wurden für Konter.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit standen wir besser, waren schneller am Ball, drückten sogar die ersten zehn Minuten, und so fielen folgerichtig zwei weitere Treffer für uns. Wir bauten die Führung zu einem soliden Sechs zu Drei aus und hätten sogar einen oder zwei Treffer mehr erzielen können. Doch statt ruhig zu bleiben und hinten nichts anbrennen zu lassen, öffneten wir erneut die Abwehr und überließen dem Gegner zu viel Raum, den er geschickt ausnutzte und sich erneut mit zwei schönen Treffern für seine Courage belohnte. So arbeiteten sich die Sterne wieder heran. Aber letztlich fingen wir uns und hielten dem Druck bis zu Ende stand und konnten den knappen Vorsprung ins Ziel bringen.

Eigentlich würde ich gerne öfter gegen die Sterne spielen, denn beide Teams begegnen sich auf Augenhöhe und könnten viel von einander lernen. Wir hatten sie sogar einmal eingeladen im letzten Sommer zu unserem AMA-Cup, aber sie nahmen die Einladung nicht an. Zuvor hatten sie uns eingeladen, doch leider waren wir schon verplant gewesen. Irgendwie eine kleine Kette unglücklicher Verfehlungen. Mir ist das Team durchaus sympathisch, denn auch die Sterne spielen für einen kleinen, aber engagierten Kiezverein, der mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, wie wir: Abwerbungsversuche großer Vereine, begrenzte Kapazitäten etc. Auch sie haben engagierte Eltern, die die Teams unterstützen und das Fairplay ganz nach vorne stellen. Leider wird wohl nun die Sache mit dem Elfmeter für die nächste Zeit zwischen uns stehen, das ist sehr schade. Allein aus diesem Grund hätte ich einfach sagen sollen: "Egal, spielt einfach weiter, auf diesen einen Elfer kommt es nicht an!" Aber so gelassen und weitsichtig war ich in dem Augenblick leider nicht.

Glückwunsch aber an die Mannschaft, die mit dieser Partie eine mitreißende, spannende und überraschend erfolgreiche Halbserie zu Ende gespielt und sich mit einem wunderbaren zweiten Platz für ihre oft genug eindrucksvolle und begeisternde Spielweise belohnt hat.

Weiter so!

[9. SPIELTAG / 9. DEZEMBER 2017]


***

5:6 (3:4)
(3 x Fynn, 2 x Ruben, 1 x Timo)
Es spielten: Samy, Fynn, Albion, Ion, Levin , Timo, Luca, Gabriel, Kolja, Ruben


***

TABELLE ANSCHAUEN
EINBLENDEN / AUSBLENDEN