Sommmerturnier bei Hertha 03
12. Platz
Die Frage ist, waren das wirklich wir oder waren wir es nicht? Wenn ja, was folgt daraus? Wenn nein, wer hat dann das Turnier als Zwölfter von zwölf Mannschaften abgeschlossen?
Halten wir uns zugute, in den letzten 10 Tagen kaum trainiert und nicht ein einziges Mal gespielt zu haben und deshalb nicht in allerbester Verfassung gewesen zu sein. Aber reicht das aus als Erklärung für diese fulminante Darstellung einer ausgebliebenen Spielkultur? Einfach nur einen grottenschlechten Tag erwischt und komplett neben sich gestanden? Fehler am laufenden Band produziert und deshalb von Spiel zu Spiel immer schwächer ausgesehen?
An der Moral hat es nicht gelegen, soviel steht fest, aufgesteckt haben wir nicht. Bis zuletzt versuchten wir, unser Können abzurufen, auch wenn wir zwischenzeitig heftig zusammenbrachen. Wir kämpften um Bälle, wir versuchten, Torchancen heraus zu spielen, wir rannten und rannten. Aber am Ende wirkten die meisten unserer Aktionen immer auch ein wenig hilflos und verlegen. Kein kollektives Agieren, so gut wie kein aufblitzender Spielwitz, kein Selbstbewusstsein in den Abschlüssen, kaum ein griffiger Spielzug. Dazu haufenweise basale Fehler wie mangelhafte Ballkontrolle, dem Ball nicht entgegen gehen, zu kurze Pässe, Stellungsfehler, kopflos in den Gegner dribbeln, und wenn doch einmal ein gelungener Vorstoß, dann allerbeste Torchancen kläglich liegen gelassen - nein, mit so einem reichhaltigen Mängelpaket lässt sich auf so einem anspruchsvollen Turnier kein Blumentopf gewinnen.
Man muss auch verlieren können, keine Frage! Aber lernen wir auch aus so einer heftigen Niederlage? Das verlange ich! Wenn wir aus diesem Turnier nichts anderes mitnehmen als nur eine saure Erinnerung, dann verlieren wir richtig, dann können wir einpacken und verschämt von unserem Saisonziel abrücken. Unser Saisonziel lautet: Wir wollen nächsten Saison Leistungsklasse spielen!
Wir haben uns vorgenommen, einen zwischenmenschlich kultivierten und sportlich anspruchsvollen Fußball zu erlernen und zu spielen. Daran halten wir fest. Um dies zu erreichen, müssen wir uns wieder auf die grundlegenden Dinge des Fußballspiels konzentrieren: Freude, Training, Gemeinschaft, Kontinuität, sportliche und ideelle Laufbereitschaft. Denn der schön gespielte Fußball fällt nicht einfach so vom Himmel! Wie jede andere Fertigkeit muss auch dieses Können erlernt und gepflegt werden. Gefragt sind Kinder mit schnellen Beinen und klugem Köpfchen! Gefragt sind Motivation und Wissbegierde! Wir brauchen Spieler, die gerne zum Training gehen, die sich jederzeit beherzt in einen Zweikampf werfen, sich keiner Position, keiner Übung zu schade sind und niemals einen Ball verloren geben. Kinder, die daran interessiert sind, sich stetig zu verbessern, die etwas dazulernen wollen, Woche für Woche, und die einander Mut zusprechen, wenn es einmal nicht so gut läuft.
Und wir brauchen Eltern, die weiterhin dieses Ziel mittragen und die Mannschaft unterstützen, die ebenso motivieren und aufrichten, wenn es einmal eine Krise oder eine schwierige Phase zu überstehen gilt. Der Fußball findet ja nicht nur auf dem Platz statt! Der Fußball ist zwar unser Ausdrucksmittel, das Medium, über das wir miteinander kommunizieren und mit dessen Hilfe wir uns über unsere Gefühle und unsere Wünsche verständigen können. Gleichzeitig findet er außerhalb des Platzes statt und jeder, der zur Mannschaft gehört, und das sind auch die Eltern, ist dazu aufgefordert, das Team nach Kräften zu unterstützen! Gerade jetzt, wo wir einen dicken Dämpfer erlitten haben, benötigen wir von allen Seiten neuen Optimismus, Geschlossenheit und kreative Mutmacher.
Noch liegen sechs Sommerwochen bis zu den großen Ferien vor uns, in denen wir in Ruhe an unserem gemeinsamen Saisonziel arbeiten können. Wir wünschen uns, dass die Mannschaft vollzählig zwei Mal in der Woche trainieren kann und am Wochenende zu einem Spiel oder einem Turnier zur Verfügung steht. Wir bieten weiterhin optional einen dritten Trainingstermin an, zu dem kommen mag, wer Zeit und Lust hat. Möglicherweise wird es ab der kommenden Saison nicht mehr so leicht möglich sein, dreimal zu trainieren, da uns wegen Baumaßnahmen am Züllicher auf unbestimmte Zeit ein Trainingsplatz verloren geht.
Für die Kinder - wie für uns Trainer - bedeutet das aufgestellte Pensum eine hohe Kraftanstrengung, auch wenn es sich bei drei Terminen insgesamt gelassener trainieren lässt. Drei Einheiten müssen nicht sein, zwei aber sehr wohl! Und diese zwei Einheiten sollten über eine Halbserie auch von allen durchgehalten werden, sonst werden wir häufiger die Erfahrung machen, sang und klanglos unterzugehen. Die Teams, die heute vor uns lagen, pflegen einen weitaus höheren Aufwand, dort wird selbstverständlich in allen Ferien durchtrainiert und zu Feiertagen wie Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten an Turnieren teilgenommen. Der Sieger des heutigen Turniers kam aus Nürnberg!
Es haben sich innerhalb der Elternschaft offenbar einige offene Fragen zum Konzept und zum Entwicklungsstand der Mannschaft ergeben. Es spricht überhaupt nichts gegen einen weiteren Elternabend, an dem erneut Fragen geklärt und über unser Anforderungsprofil gesprochen werden kann. Sehr gerne mag dann auch jemand ein Protokoll führen, damit das Gesagte für alle schriftlich festgehalten wird.
Dieser Blog ist im übrigen nicht das offizielle Kommunikationsmedium der Mannschaft, er ist nur ein schriftlicher Spiegel dessen, was Woche für Woche mit und in der Mannschaft geschieht und welche Fragen sich daraus ergeben. Wer sich dafür interessiert, mag den Blog lesen. Er zwingt sich niemanden auf, er erfasst und stellt subjektiv dar, auch wenn er sich bemüht, objektiv zu bleiben, er entzieht sich keiner Diskussion oder gegenteiligen Meinung.
Waren es also tatsächlich wir, die dieses anspruchsvolle Turnier mit dem vorschnellen Namen "Saisonabschluss" als Zwölfter von zwölf Teams beendet haben? Ja, genau wir waren es, wir alle zusammen: Spieler, Trainer, Eltern!
[Sommerturnier Hertha 03 Zehlendorf / 10. Juni 2017]