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AMA / F1
SAISON 2016 / 2017

Wieder kein Durchbruch

TSV MARIENDORF - AMA

4 : 4

Nicht einen einzigen 9-Meter verwandelt, dafür acht Mal die Latte getroffen. Im Spiel nur einmal in Führung gegangen, dafür zwei Mal einen Rückstand aufgeholt, auf die letzte Minute ein Unentschieden gerettet. Das soll etwas heißen bei einem Gegner, der laut Trainerkollege in der ganzen Rückserie nur drei Tore geschossen hat - vor diesem Spiel!

Vier Gegentreffer, bei denen wir nicht gut aussahen. Schneller Ballverlust nach der Spieleröffnung, inkonsequentes Verteidigen, ein ärgerliches Freistoßtor ins kurze Eck sowie weitere Geschenke an den Gegner in Form kleiner individueller Aussetzer. Wir müssen uns mit dem Gedanken vertraut machen, dass die Mannschaft, wenn sie so weiter spielt, ins Mediokre abfällt.

Man spürt, dass die Mannschaft gehemmt ist, obwohl der Kessel brodelt. Man kann es nach jedem geglückten Treffer hören, wenn die Spieler ihren Frust lauthals herausschreien und sich gegenseitig Mut zurufen, los jetzt, kommt endlich! Sie wollen sich befreien vom Druck, vom Pech, von diesem zähen Widerstand des Augenblicks, der Knoten muss doch endlich mal platzen!

Vielleicht spüren sie, dass die Mannschaft eine schwere Phase durchläuft, dass eine seltsame Unruhe in sie hinein getragen wird. Wie kann man ihr helfen und den Kindern etwas Gutes tun, damit sie den Kopf frei bekommen? Die Planungen für die kommende Saison laufen, wir müssen uns neu aufstellen, die grundsätzliche Idee überdenken, weshalb wir zusammen Fußball spielen. Das Spiel ist nicht mehr das gleiche wie noch vor einem Jahr.

Die Entwicklung im zweiten F-Jugend-Jahr ist enorm. Aber nicht jeder Spieler entwickelt sich gleich schnell. Fatal, denn Spiele werden mittlerweile durch kleinste Fehler entschieden. Ein kleiner Fehler an der falschen Stelle, und ein Team büßt schwer dafür. Es muss sich doppelt und dreifach anstrengen, um den Fehler wett zu machen. Das war vor einem Jahr noch anders! Da bestand das Spiel aus einer Vielzahl von kleinen Fehlern, und sehr gute Einzelspieler profitierten davon, nutzten ihren Leistungsvorsprung gnadenlos aus. Doch dieser schrumpft zunehmend zusammen, wenn der Gegner ein homogenes Team aufbietet und kaum Schwachstellen zeigt. Anders herum gesagt: Offenbart man selber Schwachstellen, gerät man schnell ins Hintertreffen und der Gegner hat es leicht.

Wir müssen einsehen, dass ein zu großer, heterogener Kader mit zu großen Leistungsunterschieden der Spieler untereinander weder dem einen, noch dem anderen etwas nützt. Es ist an der Zeit, die Weichen so zu stellen, dass jeder Spieler sich in einem optimalen Umfeld und in einer ihm eigenen Geschwindigkeit entwickeln kann. Frei von jeder Eitelkeit müssen wir feststellen, dass es besser ist, einen bestimmten Leistungsgedanken aufzugeben, wenn das individuelle Potential nicht gegeben ist oder Teile der Mannschaft von ihm überfordert sind. Es macht keinen Sinn, etwas zu erzwingen. Wir können zwar weiterhin versuchen, das bestehende Potential zu fördern und auszubauen, aber erzwingen können wir eine Leistungsklasse nicht.

Es steckt viel Zeit und Engagement in der Trainerarbeit, wir geben den Kindern nicht nur einen Ball und sagen, macht mal. Wir organisieren Turniere, wir bereiten Trainingseinheiten vor, wir beobachten Spieler, wir erledigen täglich anfallende Korrespondenzen, tauschen uns aus, knüpfen am Netzwerk, pflegen Listen, üben uns in Selbstkritik. Wir überlegen uns Strategien für die Zukunft, gehen zu Trainerfortbildungen und sammeln am Ende der Saison auch noch die Bälle ein, nur um sie am Anfang der nächsten wieder auszuteilen. Wir machen das alles aus Freude und Spaß an diesem Sport, wir bekommen dafür nicht einen Cent bezahlt, das ist zwar schade, aber auch nicht weiter schlimm, denn wir werden ja durch anderes entlohnt. Wir sind Teil einer Entwicklung, wir bauen zwischenmenschliche Beziehungen auf, wir freuen uns mit den Kindern, wenn sie Spaß am Spiel haben und gewinnen, es erfüllt einen zu sehen, wenn sie Fortschritte machen und immer besser werden und einen richtig guten Fußball spielen lernen. Genau das ist unser Lohn: Zu sehen, dass die Kinder lernen, einen richtig guten Fußball zu spielen!

Um nicht anderes geht es generell beim Vereinsfußball, das sollte jedem klar sein. Es geht darum, einen guten und gepflegten Fußball zu spielen. Natürlich geht es auch um Freizeitgestaltung und erlebte Gemeinschaft, gegen sich selbst kann man schlecht Fußball spielen. Aber der Sport steht trotzdem an erster Stelle. Wer das anders sieht, sollte sich überlegen, ob er weiter im Verein Fußball spielen möchte. Man muss das nicht tun, wer es aber tun will, sollte sich zu diesem Grundsatz bekennen. Für dieses Ziel, das ein langer Weg ist, treffen wir uns so oft wie möglich zum Training und verabreden uns am Wochenende mit anderen zum Spiel. Spaß und Freude kommen dann von selbst auf, auf welchem Niveau auch immer, das ist relativ. Wer aber ein höheres Niveau anstrebt, wird dafür etwas opfern müssen. Er wird sehr viel Zeit und Freiraum opfern müssen, welche ohne Zweifel gut für anderes genutzt werden könnten. Aber ohne dieses Zeitopfer, ohne diese Kontinuität und ohne Anstrengung geht es nicht.

Diese Anstrengung kann sehr schön sein, man muss die Herausforderung nur annehmen.

[16. Spieltag / 17. Juni 2017]


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4:4 (2:2)
1x Fynn, 2x Luca, 1x Ruben
Es spielten: Jaden, Fynn, Levin, Luca, Kolja, Gabriel, Timo, Yaron, Arturo, Ruben

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