TSV Rudow - AMA
1 : 3
Eine Kopie des Spiels vom Mittwoch, aber mit anderem Ausgang. Wir beginnen konzentriert und druckvoll, gehen früh mit zwei zu null Toren in Führung, drängen den Gegner zurück in seine Hälfte, erspielen uns Chancen, bis die ersten Akkus leer sind und das Spiel des Gegner immer druckvoller wird. Aber dieses Mal halten wir stand und retten den knappen Vorsprung bis zur Pause, bekommen sogar noch eine Riesenchance aufgelegt, um auf drei zu eins zu erhöhen, scheitern aber knapp.
Pause. Atem schöpfen, trinken, entspannen, eine taktische Umstellung innerhalb des Teams vornehmen. Wieder antreten.
Die Rudower kommen in der zweiten Halbzeit wuchtig auf. Sie werfen alles nach vorne, setzen uns mächtig unter Druck. Sie übernehmen die Kontrolle im Mittelfeld und versuchen, sich geschickt bis vor unser Tor zu kombinieren. Die Abwehr wackelt, das Mittelfeld schwimmt und bekommt keinen Zugriff mehr auf das Spiel. Aber wir halten das Ergebnis. Torhüter Samy pariert auf der Linie, wirft sich auf Bälle, verschafft uns Atempausen. Die Außenverteidiger stoppen die schnellen Spitzen auf den Flügeln durch kluges Stellungsspiel. Vom Mittelfeld werden unentwegt neue Löcher in der Abwehr gestopft. Wir erobern Bälle, setzen zum Konter an - Geburtstagskind Oskar läuft die Strecke seines Lebens. Aber wir kommen nicht mehr gefährlich vor das gegnerische Tor.
Jeder läuft und kämpft für den anderen, keiner gibt auf, und dann endlich doch das erlösende dritte Tor: Ein satter Linksschuss von Fynn aus achtzehn Metern ins lange Eck. Trocken, flach, unhaltbar. Drei zu eins, das verschafft uns neue Luft, das bringt uns mehr Sicherheit und Ruhe in den Aktionen. Doch noch geben die Rudower nicht auf, man spürt, dass sie sich wehren, doch ihre Kräfte schwinden. Sie bleiben fair, das ganze Spiel über, sie ergehen sich nicht empört in Nicklichkeiten, weil sie zurück liegen, sie zeigen ich als sehr fairer Gegner und guter Verlierer, sie verhalten sich viel sportlicher als die Viktoria.
Ein sehr spannendes, bis zum Ende hin offenes Spiel, das sich genauso gut gegen uns hätte entwickeln können. Letztlich standen wir taktisch nicht viel besser als am Mittwoch, aber dieses Mal hielten wir die Ordnung und brachen nicht ein. Das machte den Unterschied! Zu einem wahren Kraftakt wurde dieses Spiel mit einem durchaus verdienten, aber auch glücklichen Ausgang. Um uns dennoch gleich auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen: Dieses Spiel, diese Intensität - das ist das ganz normale Leistungsniveau in der Leistungsklasse, so würde es an jedem Spieltag zugehen!
Ich bleibe dabei, wir haben das Potential, aber wir müssen uns entscheiden. Wollen wir diesen Einsatz dauerhaft aufbringen oder begnügen wir uns mit weniger? Denn mit diesem Spiel hört der Kraftakt nicht auf, dieses Spiel beweist nur mehr, wie wichtig Kontinuität und Regelmäßigkeit im Fußball sind. Ein Kernspieler, der zwei Wochen lang nicht spielt oder nur unregelmäßig trainiert, fällt schnell ab in seiner Leistung. Dies würde das Team sofort zu spüren bekommen. Es geht nur gemeinsam und über die ganze Dauer einer Halbserie hinweg, nicht nur sporadisch oder temporär. Die Frage muss gestellt und in den nächsten Wochen beantwortet werden: Wollen wir gemeinsam Leistungsklasse spielen oder wollen wir es nicht?
Auch müssen wir uns fragen, wie wir weiterhin alle Spieler unseres großen Kaders ihrem individuellen Leistungsstand entsprechend integrieren und fördern können? In solchen Spielen wie heute wird offenbar, dass auch von den Ergänzungsspielern viel verlangt wird, vielleicht sogar etwas zu viel. Sie bekommen zu spüren, dass sie nicht erste Wahl sind und permanent um ihren Platz kämpfen müssen. Sie gehören zum Team und zur Mannschaft, dennoch setzt der Trainer sie nicht gleich oft oder gleich viel ein wie andere Spieler. Die Spielzeiten fallen kürzer aus, die Chancen sind komprimierter. Auch das gehört zur Leistungsklasse: Sich in zehn Minuten so zu bewähren, als wären es 40 Minuten.
Im Training ist vieles möglich, was im Spiel nicht geht. Im Training fallen Unterschiede nicht so ins Gewicht, jeder kann so viel Einsatz und Ehrgeiz zeigen, wie er hat und einzubringen bereit ist. Im Training holt sich jeder Spieler für sich Kraft und neue Kenntnisse, um am gemeinsamen Spiel erfolgreich teilnehmen zu können. Es geht nicht darum, der Beste zu sein, sondern sich immer wieder neu zu zeigen. Man muss gewillt sein, dazu zu lernen, um sich zu verbessern. Wer sich kontinuierlich anstrengt, der wird auch auf Dauer besser! Daran besteht kein Zweifel, denn so funktioniert nun mal der Sport.
Leistungsklasse verlangt von allen einen enormen Kraftakt. Nicht nur von denjenigen, die häufiger auf dem Platz stehen, sondern auch von denen, die dadurch weniger zum Einsatz kommen. Sie müssen sich genauso anstrengen, oft sogar etwas mehr. Verzicht üben müssen alle, sogar einige nicht unmittelbar Beteiligte: Eltern, Verwandte, Freunde, wenn es heißt: "Am Wochenende spielen wir gegen Hertha BSC, da kann ich leider nicht zu deinem Geburtstag kommen!" Das muss jedem klar sein, und jeder muss dem zustimmen, sonst macht das Ganze keinen Sinn!
Wir Trainer empfehlen nur!
Man muss nicht Leistungsklasse spielen, wir haben zudem auch eine zweite Mannschaft, die sich gerne verstärken würde. Dort sind die Ansprüche nicht ganz so hoch. Die Gegner sind leichter, die Mitspieler gute alte Freunde. Wer sich lieber in Ruhe entwickeln will, ohne erhöhten Leistungsdruck, der kann es dort in jedem Fall tun. Der Fußball bleibt der gleiche: Ein Ball, ein Platz, zwei Mannschaften, eine Handvoll Regeln.
Gleicher Spaß, gleiche Tricks!