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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Den Rohbau besichtigt

AMA U11 - FC Viktoria 89 U11

6 : 2

Noch ein paar Spiele und Turniere, dann ziehen wir um in die D-Jugend. Das bedeutet 1 Spieler mehr auf dem Feld, längere Laufwege und reichlich Raum für neue taktische Dimensionen. Neu erfinden werden wir den Sport sicher nicht, aber uns selber vielleicht ein bisschen. Ich bin gespannt, wer wie aus den Startlöchern des Ferienendes in die neue Saison kommt. Einige kleine individuelle Andeutungen gab es bereits in dem Freundschaftsspiel gegen die Viktoria zu bewundern, das wir bewusst im D-Jugend-Format abhielten.

Wie bei jedem Umzug muss alles Mitgebrachte erst mal seinen Platz finden. Das eine oder andere Möbelstück wird dann schon mal von hier nach dort geschoben, bis es endlich passt. Am Ende kommt etwas zustande, das mit dem Alten nicht mehr viel zu tun hat. Aber das Wesen der Gegenstände bleibt das gleiche.

Wer die D-Jugend nutzt, um sich fußballerisch weiterzuentwickeln und dabei lernt, sich seiner besonderen Möglichkeiten und Fähigkeiten noch bewusster zu werden, kann sich anschließend getrost auf unbestimmte Zeit von allen Ebenen des Ehrgeizes und des Talents in die Pubertät verabschieden. Es wird ihm sicher nicht zum Verhängnis. Danach wird er immer noch er selbst sein, wenn auch in einem neuen Körper und mit einem umgebauten Geist.

Die D-Jugend gilt in der Fußball-Ausbildung als das Goldene Lernalter. Die Spieler lernen angeblich rasend schnell, sie adaptieren Bewegungsmuster durch simples Zuschauen und Betrachten. Mir schwant, dass dennoch eine Zeit kommen wird, vor allem im zweiten Jahr, die neben Fußball auch noch ganz andere exotische Dinge zu bieten hat. Biologisches und natürliches Alter schnellen bei manchem rasch auseinander, das sorgt für ganz besondere und spezielle Abenteuer auch neben dem Rasen.

In der Tat ist die D-Jugend ein verlockendes Format, weil dort der Fußball im Modus des Kleinfelds zur Perfektion gebracht wird. Perfektion ist auch schon jetzt ein Thema, da Raum und Zeit zum Agieren für einen älteren E-Jugend-Spieler während des Spiels bereits arg verknappt sind, sodass selbst kleinste technische Unzulänglichkeiten ein unansehnliches Spiel provozieren können. Fallen augenblicklich individuelle Details ins Gewicht, wird es in der D-Jugend aber vor allem darauf ankommen, sich im spielenden Kollektiv als anpassungsfähige Spielerpersönlichkeit zu entwickeln. Will heißen: Ein Spieler muss sich innerhalb des Kollektivs variationsreich adaptieren können, dabei spielen kognitive Aspekte eine große Rolle. Man könnte sagen, ab der D-Jugend sollte ein Spieler lernen, das Spiel selbstständig zu lesen.

Im Idealfall lernt er noch während des Wettkampfs hinzu, nicht erst in der Nachbesprechung oder beim Training. In dem Maße, wie er nun gewohnte Muster aufbricht, kann er neue hinzufügen. Die Zeit bis zur große Hormon-Revolte ist freilich knapp. Je mehr fußballerisches Selbstverständnis noch vor dem ersten unkontrollierten Schweißausbruch mitgenommen wird, desto besser für ihn und überhaupt alle.

Zu unserem Rohbau: Nimmt man die drei mal 20 Minuten, die wir gegen die Viktoria spielten, so fällt unsere Prognose in konditioneller und kognitiver Hinsicht schon ganz gut aus. Im ersten Drittel lief bei uns kaum etwas zusammen, im zweiten schon deutlich mehr und im dritten hatten wir den Bogen tatsächlich schon ganz gut raus. Das ist ein sehr gutes Ergebnis, auch wenn ich betonen muss, dass es sich bei dem Spiel nur um einen ersten kleinen Test handelte.

Nach furiosem Beginn und klugem Stellungsspiel ging der Viktoria im Laufe des Spiels mehr und mehr die Luft aus, weshalb wir vor allem im dritten Drittel zu unseren Treffern kamen. Chancen hatten wir zuvor reichlich, aber erst gegen Mitte des Spiels wurden unsere Aktionen präziser und zwingender, in der Folge fielen auch die Tore. Dabei halfen uns durchaus einige Experimente auf bestimmten Positionen.

Die Karten neu gemischt, war es interessant zu sehen, wer in wem eigentlich noch so steckt? Neue Potentiale, die in dem starren Leistungskostüm der älteren E-Jugend ein wenig verborgen geblieben sind, weil es leider schon zu oft um Ergebnisse ging. So konnte ich ein hohes Maß an individueller Flexibilität feststellen, in dem schlicht und ganz einfach folgende besondere Botschaft versteckt ist: Ich habe Spaß am Fußball und bin ein offener Typ, ich spiele auf jeder Position mit Begeisterung! Das ist ein grandioses Kapital, aus dem jede gute Mannschaft geformt wird. Was wäre der Fußball ohne Begeisterung für die Vielfalt und die Achterbahnfahrt des Spiels?

Entweder man hat den Ball, oder man hat ihn nicht. Hat man ihn, muss man wissen, wie man ihn behalten und ins Ziel bringen kann. Hat man ihn nicht, kommt es darauf an, zu wissen, was nötig ist, um ihn zurück zu erobern. Dieses Modell kann man jetzt unendlich weit differenzieren und in seine Einzelteile zerlegen. Wichtig für einen D-Jugendspieler ist es, zu begreifen, dass im Spiel alles mit allem zusammenhängt. Eine Bewegung hier, hat eine besondere Reaktion dort zur Folge. Das ist ein komplexer Qualitätssprung im Wahrnehmungsvorgang, auch im Sinne der Selbstwahrnehmung, denn bislang spielte jeder Spieler mehr oder weniger seinen eigenen Stiefel, wenngleich er schon viele gruppentaktische Elemente kennengelernt hat.

Im Laufe der D-Jugend muss er nun einen Ball nicht nur sicher annehmen und sauber verarbeiten können, sondern exakt in jeder Situation wissen, welches technische und taktische Mittel das richtige ist, um im Sinne des zu erreichenden Gruppenziels den Ball laufen zu lassen und ins Ziel zu bringen.

Das sind komplexe Anforderungen, die man nur dann bewältigt, wenn man nicht ausschließlich mit sich selbst oder seinen Purzelbaum schlagenden Hormonen beschäftigt ist. In der D-Jugend öffnet sich die schöne Wiese der Entwicklung noch einmal auf das Wunderbarste. Man kann da Blümchen pflücken gehen und gleichzeitig neue Rasenspiele erfinden. Genial! Die Sonne scheint und der Sommer ist da. Nur in der Ferne färbt sich der Himmel bereits leicht violett.

[Testspiel D-Jgd. / 15. Mai 2019]


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6:2
(2x John, 1 x Fynn, 1 x Feris, 1x Kolja, 1x ???)
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Kolja, Noah, Fynn, Timo, Feris, Luca, Levin, John



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