Hertha 03 - Cup
4. Platz
Fünf Veränderungen auf vier Positionen, so ließe sich das Rotationsmodell umschreiben, mit dem wir nach dem famosen Hallenstart letzte Woche an diesem Samstagmorgen in aller Herrgottsfrühe zum alljährlichen Hertha03-Turnier aufbrachen, um vor Ort festzustellen, dass es nicht immer leicht ist, jedem Spieler ausreichend Spielzeit zu geben, ohne die Statik eines Teams ins Wanken zu bringen. Wenn mit 4+1 Feldspielern gespielt wird, verschieben sich die Gewichte auf dem Feld mit jedem Wechsel schnell. Zumal wenn Mannschaften mitwirken, die auf einem Niveau Fußball spielen, auf dem nicht alle Akteure gleich stark mithalten können. Der Grad zwischen Wünschen und Können ist schmal.
So bekamen mindestens zwei unserer Spieler zu wenig Spielzeit ab, wenngleich sie ihre Sache gut machten. Der erreichte vierte Platz ist als Gesamtleistung zu verstehen. Denn auch das gehört zum Mannschaftssport, dass sich Hauptlasten unterschiedlich verteilen können, gewonnen oder verloren aber wird gemeinsam. Wären uns einige kleine Fehler nicht unterlaufen, wäre nach oben hin sogar mehr möglich gewesen. Insgesamt wirkten wir erneut sehr aufgeräumt und spielfreudig und boten eine durchaus selbstbewusste Vorstellung. Als einzige Mannschaft schlugen wir den späteren Turniersieger. Insbesondere ein neu hinzugekommener Spieler zeigte eine klasse Turnierleistung und passte sich perfekt ins Spielsystem ein. Eine große Bereicherung für das Team.
Zwei Mal gewonnen, zwei Mal unentschieden, zwei Mal verloren - durchschnittlicher kann man zwar nicht abschneiden, aber gerade die beiden Niederlagen wären vermeidbar gewesen. Beide Male fielen die Siegtreffer spät, beide Male besaßen wir das spielerische Übergewicht. Einmal führten wir bereits mit zwei Treffern und schienen den Gegner fest im Griff zu haben. Aber dann ließ für einen Moment die Konzentration nach und der Anschlusstreffer fiel. Eine weitere Ungenauigkeit, schon stand es Zwei zu Zwei. Anstatt auf Nummer sicher zu gehen und wenigstens das Unentschieden über die Zeit zu bringen, kassierten wir mit dem Schlusspfiff sogar den ärgerlichen dritten Treffer und verloren.
Insgesamt war das Teilnehmerfeld sehr ausgeglichen. Hier konnte jeder jeden schlagen. Manchmal entschied der Zufall, doch in den meisten Fällen waren kleine individuelle Fehler ausschlaggebend über Sieg und Niederlage. Dies spricht für das hohe Niveau, auf dem neun- bis zehnjährige Kinder bereits Fußball spielen können. Nicht die Mannschaft setzt sich durch, die am meisten wagt und am aggressivsten auftritt, sondern jene, der am wenigsten Fehler unterlaufen. Die vielen Unentschieden und knappen Ergebnisse des Turniers beruhten eben auch darauf, dass Mannschaften nahezu fehlerfrei agierten und sich in ihren Aktionen egalisierten. Der bewusste Verzicht auf das Bandenspiel bremste das Tempo leicht, nahm aber auch die unleidliche Zufallsmaschine aus dem Spiel, die sonst auf Hallenturnieren gern für hitzige Emotionen und wilden Chaos-Fußball sorgt.
Überhaupt erlebten wir ein ruhiges und schönes Hallenturnier, mit großer offener Tribüne und renoviertem Spielfeld, aber vor allem mit einem durchweg freundlichen Publikum und fairen Mannschaften. Je höher das fußballerische Niveau ist, desto leiser geht es in der Regel zu. Vereinzelnd gab es robustere Gangarten, hier und da auch ein unsportliches Trikotziehen, auch ein kleiner Ausraster eines gefoulten Spielers war zu beobachten, aber insgesamt navigierten alle Beteiligten auf sehr sportlichem und fairem Kurs durch das Turnier. Es geht eben auch anders.
Am Ende witzelten wir gar, dass einige unserer Spieler viel zu gut erzogen sind und beinahe schon zu freundlich und zuvorkommend auf dem Platz agieren. Höflich bis in den zurückhaltenden Torschuss hinein. Nicht, dass sich ein Gegner durch einen Rempler oder direkten Zug zum Tor noch benachteiligt fühlt!
Vier Tore in sechs Spielen, das ist nicht üppig, da wäre mehr möglich gewesen, aber spielerisch wussten wir durchaus zu überzeugen. Und die Sache mit der Konzentrationsschwäche und dem Sekundenschlaf bekommen wir auch noch in den Griff. Schade nur, dass nicht alle Spieler gleichviel Spielzeit abbekommen haben, das nagt dann doch an der inneren Zufriedenheit, das hatte ich mir ganz anders vorgestellt. Aber auch ein Trainer ist kein allwissender Gott, wenngleich immer um einen sportlichen Ausgleich bemüht.
[Hertha 03 - Cup / 13. JANUAR 2018]