BW Hohen Neuendorf - AMA
1 : 5
Der BAK hatte vorgelegt, erneut zittern wir ein paar Tage, die alles entscheidende Frage war: Patzen wir erneut? Aber dann lief alles wie am Schnürchen auf diesem wunderschönen Rasenplatz in Hohen Neuendorf. Ein Hauch überregionaler Verbandsliga-Fußball, der uns dort wohlig anwehte, beeindruckend und sehr inspirierend. Man kann getrost sagen, dass ein solches Spiel auf einem solch gepflegten Geläuf ein echtes Highlight für jede Erinnerungskiste der besten Kick-Events im Jugendalter darstellen dürfte. Umso schöner, dass wir dort allen hausgemachten Druck hinter uns lassen konnten und einfach mal wieder einen ziemlich überzeugenden Fußball spielten. Wir lieferten komplett und beeindruckend ab.
Nun verbleibt noch ein Heimspiel, um den zweiten Platz und damit hoffentlich den Aufstieg perfekt und fix zu machen. Wir können sehr optimistisch sein. So oder so. Denn unser Spiel überzeugte in allen Mannschaftsteilen und über beinahe die gesamte Spieldauer, wenngleich der Gegner sicherlich nicht seine allerbeste Form erwischte und schon früh mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Unsere Dominanz ließ jedoch von Anfang an keinen Zweifel aufkommen, wer das Spiel an diesem wunderschönen späten Maimittag in der Niederheide machen wollte. Wir! Kaum ein Vorstoß der Hohen Neuendorfer an unsere Box heran. Wir entschärften ihr Spiel schon im Ansatz, übernahmen kompromisslos das Mittelfeld und drückten früh auf ihr Tor. Aber zunächst wollte der Ball nicht hineingehen.
Immerhin zeigten sich die Spitzen hellwach, sodass sie nur durch Foul von den Beinen zu holen waren. Der erste fällige Elfmeter brachte uns zeitig in Führung. Gleichwohl lag der Treffer schon einige Minuten in der Luft, mehrmals waren wir gefährlich durchgebrochen und hatten uns Abschlüsse erspielt. Als zehn Minuten später erneut auf Elfmeter entschieden wurde, hätten wir den Sack beinahe schon zumachen können. Aber der erfolgreiche Schütze des ersten Strafstoßes verlor das Psycho-Duell gegen den Keeper. Dieser stellte sich bewusst etwas in die Torecke des ersten Treffers. Was sollte der Schütze tun? Auf das Angebot eingehen und die andere Ecke wählen? Oder bei seinem Stiefel bleiben?
Er entschied wohl falsch, denn der Keeper parierte. So kamen wir kurz aus dem Tritt, verloren für ein paar Minuten den Faden, und schon wieder klingelte es bei uns. Ein Durchbruch, ein einziger Torschuss, nur ungenügend geblockt, schon hatte Hohen Neuendorf ausgeglichen. Aber dieses Mal behielten wir alle Ruhe und sämtliche Nerven, zockten einfach unseren Stiefel weiter runter. In der Pause noch einmal Feinjustierung und zwei neue Spieler, aber mit der gleichen Intensität, Konzentration und Power zurück ins Spiel. Und siehe da, die Gegenwehr des Gegners bröckelte dahin, seine Kräfte ließen nach, wenngleich unser erneuter Führungstreffer noch etwas auf sich warten ließ. Ganz so flugs wollte er nicht hinein. Ein Schuss aus kurzer Distanz weit über die Latte, ein abgepfiffenes Abseitstor, Kopfbälle nach Standards, Schüsse, aber alles noch nicht platziert genug.
Aber dann! Ein beherzter Schuss aus zweiter Reihe von halblinks, der wie ein Strich halbhoch durch den Raum sauste und im rechten Innenseitennetz einschlug, satt und wie mit dem Lineal gezogen. Kommentar eines Mitspielers später dazu: „Mein Assist, denn ich sagte dem Schützen, als er am Ball war, er solle abziehen!“ Nun gut, wenn jedes Spieler-Coaching zu solchen Erfolgen führt, könne wir gerne eine neue Kategorie eröffnen.
Der Treffer war der Türöffner, wir kombinierten und erhöhten, vice versa, hin und her, von einer Seite zur anderen und von einem Treffer zum nächsten. Vom Gegner kam nichts mehr, nur selten gelangte er einmal in unsere Hälfte. Ich kann mich nicht erinnern, ob er noch einmal auf unser Tor schoss. Zwei vermeintliche Abseitstore wurden uns in dem Spiel aberkannt, aber das ist Makulatur am Ende eines solch überzeugenden Vortrags.
Die Spieler waren jedenfalls sehr euphorisch, sodass sie kaum vom Platz gehen mochten, komplett verliebt in den Stadionrasen und weitere Bälle aufs Tor schießend. Ich unkte, die gehen erst runter, wenn der Platzwart das Licht ausmacht.
Bei aller bestem Sonnenwetter schwang ich mich aufs Rad und strampelte entzückt zurück nach Schöneberg.
[25. Spieltag / Sa. 25. Mai 2024]
