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AMA / C1
SAISON 2021 / 2022

One Way Ticket to Smell

AMA U15 - Grün Weiss Ahrensfelde U15

8 : 0

Waren wir nun so gut oder der Gegner an diesem Tag so schwach? Wahrscheinlich beides, wenngleich es überraschte, wie viel Raum und Zeit wir während des gesamten Spiels genossen. Es schien, als wäre der Gegner nicht im Vollbesitz seiner Kräfte. Offenbar hatten sich die Ahrensfelder in der Trainingswoche zuvor schwerstens verausgabt und gingen nun auf dem Zahnfleisch.

Nach all den grauen Januarwochen knallte endlich auch wieder die Sonne auf den Platz. Nach einer halbwegs offenen Anfangsviertelstunde übernahmen wir das Zepter und spielten uns mehr und mehr in extrem gute Laune. Jeweils vier Tore pro Halbzeit zeugten von einer durchgehend guten Leistung, die mir jedoch nicht so recht wasserfest vorkommen wollte, dazu wirkte der Gegner einfach nicht präsent genug. Was bedeutet schon ein 100-Meter-Rennen, wenn die Konkurrenz mit harten Waden antritt?

Gleichwohl waren es sehenswerte Treffer, allesamt sauber heraus gespielt und in trockener Manier abgeschlossen, etwas, das wir im Laufe der Hinrunde schon mal vermissen ließen. Zu Beginn des Spiels war der Boden noch harsch gefroren, er taute erst zur zweiten Halbzeit vollständig auf. Da die gegnerische Hälfte des Platzes schneller ergrünte, setzen wir uns direkt in ihr fest.

Ahrensfelde ließ uns bereitwillig machen, als genössen sie die Sonne weit mehr als wir, frei von jeglichen Sorgen über den langsam anwachsenden Rückstand. Sie waren früh in Kreuzberg angekommen, noch vor uns, und verblieben auch in der zweiten Halbzeit im Modus absoluter Gelassenheit. Unser spontan eingesprungener Jungschiedsrichter hatte nicht viel zu tun. Am schwersten war es noch, die störrische Pfeife zum Tönen zu bringen. Sie beansprucht, das weiß ich wohl, ein wohl dosiertes Volumen schnell heraus gepresste Luft, um überhaupt zu funktionieren. Ansonsten klingt sie eher wie ein Infrantistenhorn von Playmobil. Was will man erwarten? Die meisten Produkte heutzutage kommen nicht mal an die gute alte Kaugummi-Automaten-Qualität von früher heran.

Neulich musste ich mir neue Fußballschuhe besorgen, die alten gingen aus Leim und Naht, die Noppensohle war glatt gewetzt wie ein laminiertes Frühstücksbrett. Meine Füße sind wie mein Charakter leider etwas kompliziert, die Zehen eher kurz, der Vorderfuß zu breit. Adidas macht eher Schuhe für schlanke Füße, früher trug ich deshalb Puma (siehe Maradona). Nike war dann später ein guter Ersatz. Bei Adidas habe ich vorne immer zu viel Luft im Schuh, es fühlt sich an, als trüge ich Schnabelschuhe. Zwar gut zum Löffeln, aber ansonsten eher ein clowneskes Gefühl beim Kicken.

Mittlerweile gibt es Fußballschuhe wie Stilrichtungen in der Kunst - für jeden Idioten das passgenaue Ding. Leider kann man diese passgenauen Objekte in Form von Fußballschuhen nicht mehr überall anprobieren, denn die Sportgeschäfte dafür schließen eines nach dem anderen. Fällt wahrscheinlich unter den Sammelbegriff Artensterben. Ich fragte also beim nächsten Training etwas verstohlen und scheinheilig meine Spieler, wo oder wie sie an ihre Fußballschuhe kämen? "Ja, also, wir bestellen das gesuchte Exemplar im Internet in drei Größen, und die beiden nicht passenden Größen schicken wir dann anschließend wieder zurück."

Nun gut, dieser Weg wäre nichts für mich, dachte ich. Früher fuhr zwar jeder Idiot mit dem Auto zum Sportgeschäft, das war auch nicht viel besser. Aber die Lieferwagen heutzutage nerven schon genug, auf den Zug müsste ich nun nicht auch noch aufspringen. Komischerweise fand man früher immer schnell einen Parkplatz. Das soll nun einer kapieren! Je mehr digital erhältliche Fußballschuhexemplare, desto mehr Lieferwagen, desto weniger freie Parkplätze?

Ich wurde schließlich fündig, sogar analog, ausgerechnet beim Branchenprimus, dem grässlichen Sportdiscounter mit den 25tausend Selbstbedienungskassen. Leider führte er keine von mir bevorzugten Nikes, dafür aber die begehrten Fußballlehrer-Adidas in Vintage-Schwarzweiß, sogar in Leder und direkt mal im Angebot. Idiotischerweise passten mir die No-Name-Billigdinger aus Plastik viel besser, die gab es sogar zum unglaublichen Schnäppchenpreis eines Gyrostellers von der Kreuzberger Wunderlaterne, weshalb ich gleich in bester Torjägermanier die zweifache Gelegenheit nutzte und beide Buden machte, die edlen schnabelförmigen Adidas (Känguruleder) und die passgenauen Plastik-Kipsta (in halbwegs guter Kaugummi-Automaten-Qualität).

Wenigstens in dieser Angelegenheit habe ich nun hoffentlich bis zum Karriereende ausgesorgt. Rente krieg ich sicherlich auch noch irgendwie hin. Kommt Zeit, kommt Lieferrad, hehe! Wer weiß, wie lange es den Branchenprimus mit angeschlossenem Ramsch-Lager noch gibt? Die arme Jugend hingegen muss weiterhin unzählige Kartons hin und her versenden, nur um sich ein bisschen fit zu halten.

Ich sag`s mal so: Früher war sicherlich nicht alles besser, aber an passende Fußballschuhe zu kommen, war nicht mal eine Anekdote wert.

Insofern, auf die Zukunft und die Gegenwartskunst aus Automaten!

[Freundschaftsspiel / Sa. 12. Februar 2022]


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AMA U15 - Grün Weiss Ahrensfelde U15
8:0 (4:0)
(2x Luca, 2x Gigi, 1x Nuri, 1x Jakob, 1x Julius, 1x Femi)
Es spielten: Eddie, Julius, Arda, Guillermo, Felix, Noah, Luca, Jakob, Levi, Theo, Femi, Bela, Nuri.



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