Halbzeiten gegen Neubrandenburg U14 und Neustrelitz U15
2 - 0 - 2
Niemand verliert gerne, aber noch schlimmer ist es, einen Wettkampf zu verpassen, selbst wenn er verloren geht.
Man kann nur einmal in denselben Fluss steigen, sagte Heraklit. Alles ist einmalig. Das Leben vollzieht sich im permanenten Widerstreit der Gegensätze. Ein anderer Vorsokratiker, Parmenides, wiederum bestand darauf, dass das Seiende sei; das Nicht-Seiende aber sei nicht.
Wenn jedoch etwas nicht ist, so wäre es dennoch etwas, nämlich nichts - oder etwa nicht? Dies aber bestritt Parmenides. Es gäbe kein Nichtsein, alles ist, auch wenn manches nicht erfahrbar wäre oder durch bestimmte Wahrnehmungen nur fälschlich erfahrbar würde.
Zu gern hätte ich also miterlebt, wie wir nach einer famosen ersten Halbzeit gegen spielstarke 2008er aus Neubrandenburg gegen den zweiten Gegner, die 2007er von der TSG Neustrelitz, an diesem wunderschönen September-Samstag-Vormittag ins offene Messer der Überheblichkeit und Selbstüberschätzung rannten.
Von etwaigen Schiedsrichterfehlentscheidungen einmal abgesehen, schienen wir nicht wirklich eine aktive Kontrolle über uns und unser Spiel gewonnen zu haben. Aber das ist freilich Spekulation, da ich, wie gesagt, an dem Spiel und auch an der gesamten Fahrt gar nicht teilnahm und nur aus zweiter und dritter Hand vom Spielgeschehen erfuhr.
Ein zweifelhafter Elfmeter brachte uns in Rückstand. Aber dann rannten wir wohl doch nur kopflos durch die Mitte, um das sich Anbahnende und Unwahrscheinliche abzuwenden, blieben jedoch in einem fort an unserer eigenen wilden Entschlossenheit hängen. Erst als wir dem Gegner schließlich von uns aus den Ball auf dem direkten Weg vor unser eigenes Tor servierten, wachten wir auf. Denn folgerichtig lochte der gegnerische Stürmer den Ball locker und leicht ein und besiegelte damit die erste offizielle Niederlage (oder die zweite Halbzeit-Niederlage, wenn man das Spiel gegen Tasmania hinzurechnet) der Saison.
Das ist nun mal Fakt.
Freilich ist es auch jammerschade, das famose Spiel (die erste Halbzeit) gegen die Neubrandenburger nicht miterlebt zu haben, bei dem, wie mir berichtet wurde, der Ball auf unglaublich rhythmische und präzise Weise durch unsere Reihen gelaufen sein soll, selbst wenn die Abschlüsse erneut zu wünschen übrig ließen. So überzeugend hatten wir offenbar gespielt, dass wir die Neustrelitzer, die zuvor im ersten Drittel des Drei-Teams-Treffens den Neubrandenburgern deutlich unterlegen gewesen waren, im Anschluss nicht mehr ernst nahmen. Und genau das ist der Punkt, ab dem eine Niederlage immer sehr wahrscheinlich wird.
Um es mit Parmenides zu sagen: Nie und nimmer darf man einen Gegner nicht ernst nehmen!
Einmal zwei zu null gewonnen, einmal null zu zwei verloren. Das wiederum hätte Heraklit gut gefallen. Für mich ist ohnehin der eine ohne den anderen nicht denkbar. Ich mag aber auch Zenon und seine paradoxen Schildkröten und Pfeile. „Wo zwei nicht sind, da ist keiner„ - schrieb ich mal in einer Erzählung, die von zwei einstürzenden Bürohaustürmen und einem verschwundenen Urahnen handelte. Ich las die Erzählung in einem Berliner Literatursalon. Ein Mann, der ungefähr mein jetziges Alter hatte, brach in schallendes Gelächter aus und schüttelte den Kopf. Ich glaube, er hielt die Erzählung für reinen Blödsinn.
Ist schon ein paar Jahre her, war eine andere Zeit, vielleicht auch ein anderer Fluss.
[Teamfahrt / 3. - 5. September 2021]