SC Staaken U14 - AMA U15
0 : 3
Ich erinnere mich an packende Duelle mit den 2008ern von SC Staaken. Bis zur jüngeren D-Jugend waren die Begegnungen stets ein Garant für erstklassigen Fußball auf extrem hohen Niveau. Dann kam Corona.
Kleinste individuelle Fehler machten den Unterschied. Oft gewannen wir, aber vor allem in den Anfangsjahren hatten die Staakener meist die Nase vorn. Bei der letzten Begegnung vor knapp zwei Jahren fiel mir auf, dass das zuvor so gefährliche und druckvolle Aufbauspiel der Staakener bereits leicht an Präzision und Genauigkeit eingebüßt hatte. Auch sie mussten den Fortgang von einigen Leistungsspielern durch neu hinzugekommene Talente kompensieren. Gleichwohl wirkten sie auf mich als Team immer noch sehr kompakt, gefährlich und spielstark.
So war ich nicht verlegen, meinen Spielern unmittelbar vor dem Match ins Gewissen zu reden und ihnen klar zu machen, dass man gegen diese Staakener alles andere als überheblich in die Partie gehen dürfe. Es könne gut sein, dass sie enormen Druck auf uns ausüben würden. Zu meiner eigenen Verwunderung verlief das auf einen frühen Mittwochabend angesetzte Spiel entgegen all meinen Erwartungen. Weder wurden wir unter Druck gesetzt, noch gingen wir leichtfertig in die Partie. Die Fallhöhe, die ich für uns befürchtet hatte, wendete sich vielmehr gegen die Staakener. Sie hatten über die gesamte Spielzeit erhebliche Probleme, in die Partie zu finden und im Mittelfeld eine klare Spielstruktur und fußballerische Dominanz zu kreieren. Zwischenzeitig mit nur einem 2007er auf dem Platz relativierte sich selbst der Altersunterschied, den wir durch unsere Mixed-U15-Formation mitbrachten.
Im Grunde spielen wir die meisten Spiele ohnehin als jüngerer Jahrgang. Das Verhältnis von 2007er zu 2008er im Kader steht augenblicklich bei eins zu drei. Klar, ein einziger starker 2007er kann eine strategisch wichtige Rolle für das ganze Team übernehmen. Aber am Ende ist es doch immer das gesamte Team, das gewinnt oder verliert. Und an diesem wunderbar milde und sonnig warmen September-Abend waren wir eben doch die deutlich bessere Mannschaft. Man konnte ein diffuses Rumoren bei den Staakenern spüren, hier und da einen gereizten Reflex, wenn ein Pass den Mitspieler wieder einmal verfehlte. Am Ende teilte ein Spieler von ihnen dann aus Frust sogar aus, wenngleich das Spiel als solches absolut fair blieb. Aber selbst an diesem Foul war nicht eindeutig zu erkennen, ob es eher auf ungeschicktem überharten Tackling oder auf gezielt übermäßigem Körpereinsatz beruhte.
Gleichwohl zeigten auch wir die eine oder andere Schwäche. Insbesondere im Abschluss fehlt es uns noch an Präzision und Feinschliff, da zeigen wir weiterhin eher ein Spiel in der Rohfassung. Die geringe Torausbeute ist der Beleg. Viele unserer Treffer beruhen momentan sogar auf individuellen Fehlern des Gegners. Wir spielen uns gut bis zum Strafraum vor, teilweise sogar bis hinter die Abwehr, doch dann verpufft das spielerische Übergewicht und die letzte Präzision bleibt aus. Es fehlt der eigentliche Schlussstein im kunstvoll errichteten Torbogen.
Zwei neue Spieler, die zum ersten Mal am Wettkampf für uns teilnahmen, machten ihre Sache, wie es schön heißt, schon sehr gut. Es wirkte nicht, als bräuchten sie noch etliche Einweisungen und besondere Motivationsansprachen. Ohnehin regelt das spielende Team vieles an gruppentaktischem Verhalten auf dem Platz selbst. Die Spieler kommunizieren und leiten sich gegenseitig an, sie loben und helfen einander. Solch ein individuelles progressiv-positives Verhalten im Sinne des Teams ist nicht selbstverständlich. Man muss dafür eine gute Mischung aus charakterlicher Aufgeschlossenheit und motivatorischer Offenheit mitbringen. Ohne bestimmte Persönlichkeit und besondere individuelle Charakterzüge ist selbst ein exzellentes Ensemble aus erstklassigen Einzelspielern nicht viel wert.
Bislang sind wir auf einem sehr guten Weg, auch wenn der jeweilige Kader für die Spiele meist kleiner und überschaubarer ausfällt, als ich mir das im Grunde vorstelle. Aber vielleicht ist es besser so als anders herum. Denn einem Spieler bereits vor der Partie absagen zu müssen, da wir nur eine begrenzte Anzahl aufstellen dürfen, könnte ich noch schwerer ertragen.
[Testspiel / Mi. 1. September 2021]