AMA U15 - 1. FC Marzahn U15
5 : 0
"Jedes goal ist immer eine Neuerung, ist immer einer Subversion des Codes, jedes goal ist Unabwendbarkeit, Blitzschlag, Verblüffung, Irreversibilität. Genau wie die poetische Aussage."
(Pier Paolo Pasolini; Il calcio "è" un linguaggio con i suoi poeti e prosatori, Il Giorno, 1971)
Bislang sind wir auf Gegner vornehmlich aus dem unteren Tabellendrittel getroffen. Nur einmal gegen Hohen Neuendorf waren wir deutlicher gefordert. Das wahre Gesicht der Liga haben wir leider noch nicht ausreichend kennen gelernt. Da kommen hoffentlich noch einige interessante Teams mit besonderen Spielstrategien auf uns zu.
An unserem Aufbauspiel habe ich keinen Zweifel, auch nicht am Teamgeist oder generell an der Gesamtverfassung. Dennoch denke ich, dass wir hier und da noch einiges zu verbessern haben. Insbesondere im Abschluss zeigen wir nach wie vor gravierende Schwächen. Beste Torchancen bleiben reihenweise ungenutzt liegen oder werden sogar kläglich vergeben. Es fehlt die letzte Konsequenz, die finale Konzentration beim Goal.
Manchmal geht es auch um taktische Optimierung und Hilfsmittel beim Knacken tiefstehender Abwehrriegel. Das Spiel gegen Mahrzahn zeigte hierfür zwei recht unterschiedliche Gesichter. Nach 18 Minuten führten wir bereits mit fünf zu null Toren. Da kann man nicht behaupten, wir hätten unsere Torchancen nicht genutzt. Wir überrannten den Gegner förmlich, er fand kaum Zeit, sich zu sammeln. Quasi mit der dritten Aktion nach dem ersten Ballgewinn gingen wir in Führung. Konsequenter und geschmeidiger geht es nicht. Marzahn kam nur sporadisch über die Mittellinie und sah selten, wenn überhaupt unseren Torhüter aus der Nähe.
Doch dann verflachte etwas, unser Spiel wurde auf schleichende Weise fad. In der ersten Hälfte war dieser Spannungsabfall noch nicht klar zu erkennen, aber in der zweiten dann recht schnell. Weiterhin großes Bemühen und Können, Torchance um Torchance herauszuspielen. Aber sehr wenig Ambitionen und Biss, diese Vorleistungen auch in Tore umzumünzen. Unsere Abschlüsse waren nicht „salzig“ genug, wie die Jungs sagen würden. Man muss den Ball nun mal im letzten Schritt im Tor des Gegners unterbringen, sonst machen alle Schritte zuvor keinen Sinn.
Ungenaue Zuspiele, schlampige letzte Pässe, ungeschicktes Positionieren im Raum. Oft schlossen wir halbherzig und nicht druckvoll genug ab, als würden wir das Toreschießen nicht ernst nehmen. Eine erstaunliche Trias des ausbleibenden Torerfolgs stellte sich ein: Entweder wurden die Schüsse halbherzig und unentschlossen abgegeben. Oder sie landeten direkt beim Keeper. Und wenn das nicht, dann zimmerten wir sie blind über die Torlatte. Ich hoffe, die zukünftige Regierung, in welcher Farbkombination auch immer, wird nicht in eine ähnlich deprimierende Abschluss-Routine verfallen.
Tatsächlich kam es mir vor, als würde Eins nicht zum anderen passen. Hier gab es eine Viertelsekunde zu langes Nachdenken, dort ein ungenaues Zuspiel, dann wurde wieder eine Position im Rückraum nicht konsequent genug besetzt. Und wenn doch alles einmal zu passen schien, patzte erneut jemand durch technisches Defizit. Aber gut, erst mal selber besser machen!
Fairerweise müssen wir sagen, dass Marzahn in der zweiten Hälfte besser stand. Zu holen, war für sie nichts mehr. Aber beweisen, dass sie keinen Treffer mehr zulassen würden, das war noch möglich. Und so zogen sie sich komplett zurück und verrammelten teilweise mit elf Spielern den Strafraum. Lockten wir sie einmal heraus, kamen wir nach Ballgewinn nicht schnell genug in die Tiefe. Und wenn doch, dann waren unsere körperlich kleineren Spieler in vorderster Linie nicht durchsetzungsstark genug, um Sprintduelle für sich zu entscheiden. Setzen wir wiederum größere Spieler auf die Außen, neigten diese dazu, erneut durch die Mitte ziehen zu wollen. Es war kein gutes Durchkommen, das Spiel plätscherte unspektakulär dahin.
Mag sein, dass vor allem die mentalen Kräfte fehlten, zumal wir am Vorabend intensiv trainiert hatten. Im Training geht es mittlerweile oft spannungsreicher zu als im Spiel. Aber selbst ein sehr gutes Training kann eben keinen echten Gegner ersetzen. Abschlüsse sind schwer zu trainieren. Entweder simuliert man Torschusssituationen, die so gar nicht vorkommen im Spiel. Oder man nimmt den Gegnerdruck hinzu, dann ergeben sich jedoch weniger Einschussmomente. Es gibt Mittel und Wege, aber das Erlernen des Torschusses braucht nun mal viel Zeit und viele Wiederholungen, aber vor allem mentales und technisches Feintuning. Ein Spieler muss automatisieren, wie er den Keeper in welcher Situation am besten durch welches Mittel überwinden kann. Andere nennen es den Riecher.
Früher holte man sich seine Torgefährlichkeit auf dem Bolzer. Man musste meist gegen Größere kicken und hatte wenig Chancen. Nutzte man sie und bewies Schlagfertigkeit, bekam man den Ball öfter. Diesen Fokus auf den letzten und entscheidenden Moment des Spielzuges vermisse ich bei unseren Spielern. Es muss ja nicht gleich die Hand Gottes sein, aber etwas mehr Fußspitzengefühl beim Abschluss wäre schön.
[7. Spieltag / Sa. 2. Oktober 2021]