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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Mit Glück, Können und Nervenstärke

Füchse Berlin e1 - AMA E1

1 : 3

Die Frage, ob ein Schiedsrichter bei einem leistungsstarken U-11-Ligaspiel sinnvoll ist oder nicht, lässt sich leicht beantworten: Ja! Eine andere Frage ist, ob man diesen Umstand gut heißen soll? In unserer Staffel geht es bereits um sehr viel. Jedes Team will gewinnen, zumal die Platzierung in der Hinrunde über die Einordnung in eine mehr oder weniger starke Staffel der Rückrunde entscheidet. Nur wer sich mit den Besten misst, weiß, wo er wirklich steht. Und natürlich will jeder mit den Wölfen heulen, ob er nun das Format dazu hat oder nicht. An Ehrgeiz mangelt es jedenfalls niemanden.

Man sollte kurzfristigen Erfolg in der Liga dennoch nicht überbewerten, wichtiger ist es, einen Fortschritt der Mannschaft insgesamt zu kreieren. Geht die Zahl der individuellen Fehler zurück? Reift das Kombinationsspiel heran? Zeigt die Mannschaft ausreichend Teamgeist? Natürlich ist jedes Spiel heiß umkämpft, die Kinder schenken sich nichts, ein Foul gibt ohnehin niemand zu. Das liegt auch daran, dass man als Spieler in jeder Situation befangen ist. Die wenigsten Fouls sind für einen Spieler selber einzusehen, dazu ist das Adrenalin zu hoch. Der Schiedsrichter kann im Grunde besser bewerten, auch wenn ihm jederzeit etwas entgehen und eine Fehlbewertung einer Szene unterlaufen kann. Bei den Kindern genießt er sogar noch Respekt.

Eltern sehen vieles anders, sie sind oft emotionalisierter als ihre Kinder. Auch Trainer haben erhebliche Probleme mit Situationen, in denen die Keule der Unfairness auf ihr Team niedergeht - Schiedsrichter hin oder Schiedsrichter her. Dass in Berlin bis in den E-Jugendbereich keine offiziellen Schiedsrichter eingesetzt werden und die Kinder nach Fair-Play-Regeln strittige Situationen selbst klären und entscheiden sollen, ist eigentlich eine sehr gute Sache. Sie wird auch nicht schlechter dadurch, dass auch schon Neunjährige wissen, wie man Grenzen zu seinen eigenen Gunsten verschieben kann. Sie lernen es täglich und nebenbei - zu Hause, in der Schule, im Straßenverkehr und natürlich auch auf den Fußballplätzen. Ein guter Trainer steuert bewusst gegen diese kleinen Vorteilsnahmen an und fordert Fairness und Sportsgeist von jedem seiner Spieler.

Ich denke oft an eine Szene, in der bei einem Trainingsspiel ein Spieler von uns mit einem Gegenspieler in den Zweikampf ging. Er dribbelte an ihm vorbei, aber als er sah, dass sein Gegner fiel, unterbrach er seinen Antritt, um sich dem am Boden Liegenden kurz zuzuwenden und zu fragen: "Geht`s?" Erst dann machte er sich im Eiltempo weiter auf den Weg.

So eine spontane Zuwendung wäre absolut atypisch in einem heiß umkämpften Kinder-Ligaspiel, jeder andere Spieler wäre direkt weiter gerast. Oft genug werden selbst offensichtliche Fouls ausgenutzt, um einen Spielzug unbeschadet ins Ziel zu bringen. Und nicht jeder Trainer tritt dann hinzu und sagt seinen Spielern, dass das Tor leider nicht gilt, da es einen regelwidrigen Kontakt im Mittelfeld gegeben hat.

Auch ich sah einen kleinen Tritt im Spiel gegen die Füchse. Ein gegnerischer Angreifer fiel im Strafraum. Es war eine harmlose, kleine Berührung, aber sie brachte den Spieler nun einmal aus dem Tritt. Hätte der Schiedsrichter Strafstoß entschieden, hätte ich es sofort akzeptiert. So harmlos es aussah und so hart eine Entscheidung gegen uns gewesen wäre, aber der Strafstoß wäre nicht unberechtigt gewesen. Der Schiedsrichter gab den Strafstoß nicht, sondern ließ das Spiel weiterlaufen, er stand näher, ich intervenierte nicht. Der Trainerkollege der Füchse nahm die Entscheidung sportlich, er war der Erste, der seine Jungs neu motivierte - eine mehr als respektable und sehr sportliche Haltung. Er selber hatte uns vor Beginn des Spiels angeboten, einen Schiedsrichter stellen zu können, wenn wir es wollten.

Ich wollte und gebe gerne zu, mir war wohler bei dem Gedanken, dass ein Schiedsrichter die Zweikämpfe im Spiel gegen die Füchse bewerten sollte, nicht die Kinder selbst. Auch wenn sich dadurch nun im Nachhinein ein möglicherweise berechtigter Elfmeter nicht ergeben hat. Gegen die Füchse, das wusste ich, geht es immer sehr eng zu, sie geben keinen Ball verloren und sind sehr zweikampfstark und haben spritzige Spieler. Ich habe Spiele gegen sie erlebt, bei denen ich das Gefühl hatte, ein Schiedsrichter hätte dem allgemeinen Spielverlauf besser getan. Insofern war ich sicher alles andere als unbefangen und durchaus froh, dass sich jemand fand, um das Spiel zu leiten.

Dieses Spiel allerdings blieb, das muss man anerkennend für beide Mannschaften sagen, insgesamt sehr fair, wenngleich die strittige Strafszene im Raum stehen bleibt. Ich behaupte dennoch, der Schiedsrichter tat dem Spiel insgesamt sehr gut. Er brachte viel Ruhe hinein, so dass sich jedes Team ausschließlich auf seine fußballerischen Mittel konzentrieren konnte, ungeachtet der vielen Emotionen, die von außen in ein Spiel geworfen werden durch Eltern, die ohnehin immer alles besser wissen oder gesehen haben wollen.

Die Füchse spielten einen sehr guten Fußball und setzen uns immer wieder über ihre schnellen Außen und einen sehr ballsicheren, zweikampfstarken Sechser im Mittelfeld unter Druck. Bei einigen Szenen hatten wir Glück, dass aus ihrem Kombinationsspiel kein weiterer Gegentreffer entstand.

Andererseits kreierten wir selber viele hochkarätige Chancen, die wir allerdings nicht gerade schmuck vergaben. Im Grunde gewannen wir dieses Spiel dieses Mal hinten und nicht vorne. Hätten Abwehr und Mittelfeld in der zweiten Halbzeit nicht so famos gestanden und trotz des Anschlusstreffers ein Übergewicht geschaffen, hätte das Spiel auch anders ausgehen können. Vorne fehlte die Entlastung in Form von Toren.

Die zwei Tore-Führung zur Halbzeit war bereits eine dürftige Ausbeute, es hätten eigentlich vier Treffer sein müssen. Aber der knappe Erfolg zeigt dennoch einen Fortschritt: Früher hätten wir eine solche Führung im Lauf des Spiels höchstwahrscheinlich eingebüßt, dieses Mal hielten wir dem Druck stand und konnten sogar Gegendruck aufbauen. Das bezeugt Charakterstärke.

Gleichwohl müssen wir sagen, dass nicht jedes Spiel durch Glück und Nervenstärke gewonnen werden kann. Vorne müssen die Buden schon gemacht werden, da beißt die Maus keinen Faden ab! Gegen Dynamo reichen drei Treffer nicht. Da muss schon etwas mehr kommen.

[3. Punktspiel HR / 15. September 2018]


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1:3 (0:2)
(2x Fynn, 1x Kolja)
Es spielten: Albion, Blerton, Fynn, Kolja, John, Levin, Samy, Noah, Luca, Bela, Timo


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