AMA - BFC Preussen U16
1 : 1
Momentan ist es beinahe interessanter, wie andere Ligen spielen, als wie wir selbst spielen. Insbesondere die Verbandsliga legte sich an diesem Wochenende mächtig für uns in Zeug. Füchse I holten bei Empor drei fette Punkte im Abstiegskampf und Preußen I schlug BAK I, um sie vom direkten Aufstiegsplatz fern zu halten. Ja, wenn es in der Verbandsliga so weiter geht, könnten wir uns eigentlich schon halbwegs entspannt zurücklehnen. Aber eben auch nur halbwegs, denn derzeit spielen wir relativ gesehen straight um den Abstieg, wenn auch absolut gesehen immer noch um den Aufstieg. Abstieg auf den dritten Tabellenplatz, wenn man so will.
Gemessen an den späten Ausgleichstreffern, die wir dabei erzielen, sind wir zwar noch ein bisschen Leverkusen. Aber das wäre auch schon die einzige Parallele. Bereits gegen Viktoria gelang uns der Ausgleich auf der Zielgeraden. Gegen Preußen wiederholte sich dieses Finish, und wir prügelten den Ball erneut aus kurzer Distanz in den gegnerischen Kasten, als gelte es das Netz zu zerfetzen, das bis dahin unberührt geblieben war in einem spannenden und intensiven Spiel. Beide Teams schenkten sich nichts, vielleicht hatten wir den einen oder anderen Torschuss mehr in petto, dafür auch wieder einige kleine Löcher zu viel im Spiel gegen den Ball, nicht nur im Mittelfeld. Auch eine Zeitstrafe durften wir mal wieder für uns verbuchen. Insgesamt für uns sicherlich zu wenig Punkte aus den letzten vier Partien, das hatten wir uns anders ausgemalt.
Es ist zu spüren: Wir sind verunsichert, denn derlei Talsohlen kennen wir gar nicht. Zwei Jahre hintereinander Dominanz und Aufstieg, und auch in dieser Saison dribbelten wir geschmeidig durch die Hinrunde. Aber mit dem Preußen-Hinspiel, eigentlich schon mit der Pokalniederlage zuhause gegen die SF Charlottenburg, begann etwas, das in unserem verwöhnten Selbstverständnis nicht vorgesehen war. Seitdem haben wir dieses Flackern und unstete Auftreten auf dem Platz. Immer wieder kleine bis große Rückschläge. Wie ein kleines Loch im Hosenboden, das plötzlich rasant anwächst.
Die Gründe?
Zuletzt nicht nur großes Verletzungspech, sondern auch hausgemachte Diskontinuität und Spannungslosigkeit im Trainingsbetrieb, zu jeden Ferien eigentlich Minimalbesetzung, drum herum viele andere verstreute Befindlichkeiten, Termine, Familienfeiern, Infekte und was eben alles so geschieht und auf ein Team einwirkt während einer langen Saison. Das alles wetzt am Stoff und am Charakter - die ganze Zeit, und irgendwann gibt die Struktur eben nach und löst sich in Wohlgefallen auf. Freilich kann man immer noch auf den aktuellen Punkte- und Tabellenstand verweisen, doch im Grunde gehört unsere Hose schleunigst in die Änderungs-Schneiderei und muss geflickt werden.
Noch stehen wir da oben inmitten einer illustren Gesellschaft, die, wenn alles so bleibt, auch unsere Nachbarschaft in der kommenden Saison sein könnte. So wäre das Spiel gegen Preußen erneut als ein direkter Vorgeschmack auf eine potentielle Verbandsliga in der kommenden Saison zu betrachten. Fühlte sich jemand unterfordert? Dann sollte er schleunigst höher andocken! Anders herum geht natürlich auch. Überhaupt sollten wir lernen, dass man nicht immer gewinnt. Andrea Petkovic, die tolle Tennisspielerin, schrieb mal, dass man im Tennis meistens verliert, weil ja immer nur ein Teilnehmer eines Turnieres gewinnt. Na ja, ich würde schon sagen, dass sie eine Menge gewonnen hat in ihrem Leben, aber wo sie Recht hat, hat sie Recht. Immer zu gewinnen, ist der Ausnahmefall.
Dass enorme Glückshormone frei werden, wenn man bestimmte Saison-Ziele erreicht, zeigen nicht nur die Bierduschen der Erstplatzierten, sondern auch alle Freudentränen jener Teams, die am Ende die Klasse halten konnten. Insofern sind wir endlich mal in der ganz normalen Liga-Realität angekommen und können ein Maximum an Erfahrung aus der Talsohle ziehen, ja, vielleicht sogar neue Kraft. Geht freilich nur, wenn es dann demnächst auch wieder besser wird. Und es wird besser, wenn wir wieder bei Null anfangen und alles noch mal von vorn probieren.
Am kommenden Wochenende erwartet uns jedenfalls ein Spiel, das sicherlich noch mal alles auf den Kopf stellen kann – durchaus auch in unserem Sinne. Ich bin jedenfalls parallel sehr gespannt, wie die Ergebnisse in der Verbandsliga ausfallen werden. Und natürlich würde ich mich über ein gutes eigenes Ergebnis extrem freuen. Diese permanente Schützenhilfe und Nachbarschaftsprotektion ist ja auf Dauer doch eher peinlich und bringt nix, denn Verbandsliga bleibt nun mal Verbandsliga, insbesondere in der nächsten Saison.
Auf dass die Talsohle nicht zur neuen Gewohnheit wird!
[22. Spieltag / Sa. 4. Mai 2024]