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AMA / C1
SAISON 2022 / 2023

Einen Punkt gewonnen, zwei verloren

AMA U15 - Nordberliner SC U15

1 : 1

Ich wünschte, ich könnte diese eine Minute in der zweiten Halbzeit aus dem Film des Spiels herausschneiden und die übrig bleibenden 69 Minuten jemanden vorspielen. Er oder sie würde sicherlich sagen, spannendes Spiel, über weite Strecken klare Überlegenheit von euch, schade, dass ihr nur eins zu null gewonnen habt, da wäre sicherlich mehr drin gewesen!

Leider haben wir nicht gewonnen, sondern unentschieden gespielt. Ärgerlich und verhängnisvoll zugleich, denn die große Chance, sich mit diesem Spiel nicht nur an der Tabellenspitze klarer abzusetzen, sondern auch für den potentiellen direkten Aufstiegs-Vergleich bei Punktgleichheit mit einem Konkurrenten wertvolle Punkte zu sammeln, ließen wir leichtfertig aus. Wieder reichte dem Gegner ein einziger Torschuss in einer kompletten zweiten Halbzeit, um ein Tor gegen uns zu erzielen.

Die Fehlerkette dabei eine Ansammlung von individuellen Unzulänglichkeiten. Unnötiger Ballverlust in der Vorwärtsbewegung, komplettiert durch ein Foul in der eigenen Hälfte, ein nicht deutlich genug geklärter Abwehrball nach Freistoß sowie ein zu harmloses Attackieren des Gegners an der Strafraumgrenze, der per Drehschuss eine langsame Bogenlampe über den einen Schritt zu spät abhebenden Torhüter hinweg ins lange Eck schlenzte. Fünf leichtfertige Fehler innerhalb eines Spielzuges und einer einzigen Minute, das ist zu viel für einen ansonsten gut und leidenschaftlich aufspielenden Aufstiegsanwärter.

Natürlich müssen wir auch vorne und im letzten Drittel deutlicher und präziser abschließen. Aber manchmal reichen alle kreativen Bemühungen vorne eben nicht aus, einen mit Glück und großem Können verteidigenden Gegner zu überwinden. Wenn man aber schon mit einem Tor führt, muss hinten die Null gehalten werden. Allzumal wenn man 95 Prozent der Zeit in der Hälfte des Gegners zubringt und hinten eigentlich nicht mehr als gelegentlich lang heraus geschlagene Bälle abwehren und klären muss.

Woran liegt´s? Einfach nur Pech?

Unser Verein möchte nicht gern sein derzeitig erstaunliches Kontovermögen in einen hauseigenen Athletiktrainer für das gesamte Großfeld investieren. Es würde ihn wahrscheinlich jährlich nicht mehr als 2k kosten, um ein einmal wöchentlich stattfindenden Termin für die Leistungsteams bereitzustellen. Mag sein, dass man die gute alte Ehrenamtsschiene weiterfahren sollte und demnächst das drei mal wöchentlich, auf hohem Niveau stattfindende Training pro Monat einen Vereinsspieler weniger kostet als eine Biobutter im Supermarkt. Man sollte auch die Kommerzialisierung des Fußballs, insbesondere im Amateurbereich, kritisch sehen. Dennoch denke ich, dass es langfristig nicht funktionieren wird, Leistung, Qualifikation und Kontinuität dauerhaft zu koppeln, indem man alles so belässt, wie es ist. Angemessene Aufwandsentschädigungen und Beitragserhöhungen im und für den Trainingsbetrieb bedeuten nicht die Aufgabe von Idealismus und freiwilligem sozialen Engagement. Doch hehre Werte allein oder Menschen, die diese dauerhaft leben und weitergeben, wird man für umsonst nicht immer bekommen, es könnte am Ende viel schwerer sein, überhaupt noch eine aristotelische Mitte zwischen anerkenndem Schulterklopfen und einem kleinen Mini-Gehalt zu finden.

Eine Dreiviertelstunde Athletiktraining pro Woche – und schon würden wir wahrscheinlich nach wenigen Wochen in der Liga eine ganze andere Zweikampfbilanz abliefern. Vorausgesetzt, die Spieler ziehen alle mit. Man muss zwar nicht notwendig nur Athletik wählen, um sein Zweikampfverhalten zu schulen. Ich bevorzuge eigentlich Spielformen im Training, um wettkampfnahe Bedingungen zu erzeugen. Das Problem ist jedoch, wenn die Hälfte eines Teams dabei nicht voll in die Motivation geht, entsprechen die kreierten Rahmenbedingungen nicht denen am Spieltag. Ein Athletiktraining würde dieses mentale und trainingsspezifische Schlupfloch stopfen, zudem auch zur Verletzungsprophylaxe beitragen, denn ein Spieler könnte sich dabei nicht verstecken oder vornehm zurückhalten, ohne direkt aufzufallen.

Im Augenblick haben wir nur das, was wir haben. Vor allem erneut einen Ferienbreak, der nur den Verletzten zu Gute kommt, dem Team insgesamt eher nicht. Ob der derzeitige Leistungsstand reichen wird, die Herbstmeisterschaft auch in einen Aufstieg zu verwandeln, wird sich schon in den nächsten vier Wochen zeigen. Alle wichtigen und schweren Spiele liegen in diesem Zeitraum. Danach wird es eher ein Verwalten und Halten des Ausgebauten geben, wenngleich man nie unterschätzen darf, dass sich Teams gewaltig steigern können innerhalb einer Spielzeit und Hinspielergebnisse als solche weder nützen, noch etwas besagen. Andersherum: Wenn wir in den nächsten vier Wochen erneut zu komprimierten Fehlerketten im Spiel neigen und auch mal das Pech auf unserer Seite haben, wird es fast unmöglich, in der Restspielzeit der Saison erneut ganz nach oben zu gelangen.

Soviel zum Nachdenkenswerten, nun zum Erreichten.

Wir sind erneut Herbstmeister geworden ohne eine einzige Niederlage, wir haben gegen alle drei Mitkonkurrenten bewiesen, zu welcher fußballerischen Dominanz wir fähig sind, wir haben trotz schwieriger Trainingsbedingungen und einigem Verletzungspech erstaunlich kontinuierlich in der Liga punkten und fußballerische Klasse beweisen können. Die meisten Teams standen uns im Grunde nur eine Halbzeit lang stand und brachen dann ein. Wir haben es selber in der Hand, unseren kleinen Punkt Vorsprung in den nächsten Spielen auszubauen, um uns noch konzentrierter auf die fußballerische Ausbildung aller Spieler zu konzentrieren und das Team als solches für die kommenden Aufgaben in der 1.B-Jugend zu rüsten.

Wir haben zudem ein tolles direktes Umfeld mit leidenschaftlichen und begeisterten Eltern und zwei extra Edelfans, die keine Entfernung und keine Wochenendstunde scheuen, uns zu jedem Auswärtsspiel zu begleiten. Das Team selbst ist ein lebendiges, sich gegenseitig stützendes und motivierendes Gebilde, in dem wahnsinnig viel positive Energie zirkuliert und sich hoffentlich niemand ausgeschlossen, an den Rand gedrängt oder anderweitig missverstanden oder gar überfordert fühlt.

Bei uns herrscht eher ein Klima der Kooperation und des gemeinschaftliches Erlebens als ein künstlich erzeugter Rahmen überregional hochwertigen Konkurrenz- und Leistungsdrucks. Überdurchschnittlich gute Spieler genießen bei uns enorm förderliche Freiräume in der Entwicklung und können sehr viel individuelle Verantwortung übernehmen, andere haben genügend Zeit, sich in aller Ruhe zu entwickeln und ihr Talent auf sehr hohem Niveau stetig auszubauen.

Im Grunde sind wir eine erstaunliche und ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, bei der, wie in jeder guten Story, nicht immer alles glatt, aber das meiste doch nach gutem intuitiven und klugen Plan verläuft. Hier und da müssen wir unsere Sätze noch schleifen, den einen oder anderen Absatz streichen, und ob uns der zuerst ausgedachte Titel wirklich gut steht, wird sich auch noch zeigen.

[11. Spieltag / Mi. 25. Januar 2023]


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1:1 (1:0)
(1x Julius)
Es spielten: Djamal, Bela, Jaden, Julius, Moritz, John, Jonas, Levi, Efe, Felix, Hasan, Jakob, Luca, Ivan, Shafik.


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