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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Von unten nach oben

Ama E2 - BFC Meteor E2

4 : 0

Sich über zu viel Platz zu beschweren, kann einem auch nur in Berlin passieren. Aber zurecht darf bei einem E-Jugendspiel darauf verwiesen werden, dass das Spielfeld laut BFV-Vorgaben nicht länger als 55 Meter sein darf. Nur bitte vor dem Spiel und nicht nach einer Niederlage, denn das wirkt immer ein wenig so, als könne man nicht gut verlieren.

Ich schritt das abgesteckte Feld vor dem Spiel extra ab und zählte 27 Schritte von Mittellinie bis Torlinie, die in diesem Fall mit der 16-Meter-Linie des gesamten Platzes zusammenfiel. Vielleicht habe ich zu lange Beine, was zu schön wäre, vielleicht war das abgeschrittene Feld tatsächlich um 1,5 Meter zu lang und 0,32 Meter zu breit. Doch teilte ich diesen potentiellen Umstand umgehend dem Co-Trainer und dem Betreuer von Meteor vor Beginn des Spiels mit und fragte, ob das für alle Beteiligten okay sei? Es wurde zweifach bejaht! Nur leider hatte der abwesende Mannschaftsverantwortliche es nicht bestätigt.

Die 16-Meterraumlinien des Körte bieten sich als Grundlinien an, weil sie das E-Jugend-Kleinfeld übersichtlich gestalten. Aber in Zukunft werde ich sie nicht mehr benutzten! Der Körte misst eine Gesamtlänge von 87-88 Metern. Er ist für Großfeldspiele wegen seiner Kürze nicht zugelassen. Die Abmessungen irritieren einige Gegner, die zu uns zu Besuch kommen. Sie denken meist, wir würden ein D-Jugendfeld aufbauen, weil wir die 16-Meterlinien benutzen. Stimmt aber nicht! Zu behaupten, das abgesteckte Feld hätte 77 Meter gemessen, so wie es der Mannschaftsverantwortliche von Meteor nach dem Spiel meinte abgeschritten zu haben, ist blanker Unsinn.

Der gegnerische Kollege hatte vor Beginn des Spiels mit den Abmessungen offenbar kein Problem mit dem Feld, sonst hätte er mir ja etwas sagen können. Nach dem Spiel umso größere. Sein Team hatte verloren, relativ deutlich und völlig verdient, da suchte er wohl schnell nach einem Grund außerhalb seiner eigenen Verantwortung. Der Platz war schuld, weil zu lang, und deshalb wäre das Spiel sowieso ungültig. Verdrängung einmal leicht gemacht.

Auch Meteor kämpft in der Staffel um jeden kleinen Punkt. Es ist klar, dass dies zu eigenwilligen Stilblüten der Fairness führen kann. So begann das Spiel mit einer seltsamen Intervention, denn kaum fiel ein Meteor-Spieler, leicht touchiert von unserem Angreifer, zu Boden, pfiff der Meteor-Verantwortliche ins Spiel und bestimmte: Freistoß! Seltsam, denn zuvor am Kreis hatte ich noch beiden Teams vorgeschlagen, dass wir eigentlich Fair-Play-Liga spielen wollen, ohne Einflussnahme der Erwachsenen. Es ginge darum, guten und fairen Fußball zu spielen und den Gegner zu respektieren. Nur in krassen Fällen sollten die Erwachsenen eingreifen. War es also ein krasses Foul? Ich hatte noch nicht mal ein kleines Foul gesehen, aber ich stand zu weit entfernt auf der anderen Seite in der Coachingzone und nicht vor der Barriere beim Elternanhang, auf deren Seite sich die Szene zutrug.

Ich schildere den frühen Pfiff nur deshalb, weil im Laufe des Spiels, hätte der Meteor-Verantwortliche weiter konsequent eingegriffen, quasi jeder unserer Vorstöße im Mittelfeld und Angriff mit einem Freistoß zu unseren Gunsten hätte geahndet werden müssen! Meteor zog und zerrte bei jedem Zweikampf am Trikot, hielt und klammerte wie ein Ringer, als gelte es, den davon eilenden Spieler mit allen Mitteln festzuhalten und am Weiterlaufen zu hindern, nur leider eben mit völlig regelwidrigen Mitteln.

Es sind dies die hinlänglich bekannten Muster in der Fair-Play-Liga, die zu großen Diskussionen und bei manch einem zu herbeigesehnten Schiedsrichtern im Kinderfußball führen. Dabei müsste man eigentlich nur die einschlägigen Trainer aus dem Spielbetrieb nehmen, die ihre Schützlinge bewusst dazu anhalten, unfair zu spielen und jedes kleine unlautere Mittel auszunutzen, um den Gegner mürbe zu machen. Meteor hatte noch den verkürzten Abstand bei Freistößen auf Lager. Wie auch eine massive Blockbildung vor dem gegnerischen Torhüter bei Eckbällen, die allerdings zulässig ist, solange man dann nicht wieder darüber meckert, von einem kraftvollen Torhüter aus dem Torraum geschoben zu werden. Aber das ist das hinlänglich bekannte Opferrollen-Muster: Erst überschreitet man selbst die Grenzen, dann nimmt man umgehend die Opferrolle ein, wenn der andere mit gleichen oder ähnlichen Mitteln zurückschlägt.

Zum Glück hatten wir das gar nicht nötig! Wir gingen verdient in Führung und hielten hinten souverän die Null. Bei jedem Freistoß warteten wir schließlich so lange, bis die fünf Meter Abstand vom Gegner eingenommen wurden, es war ja nicht unsere Zeit. Freilich nervt es auf Dauer, immer mit der gleichen Methode auf dem direkten Weg zum Tor zu Boden gezerrt zu werden, aber so ist Fußball nun mal. Man muss dieses einfallslose Defensivverhalten eben mit noch eleganteren fußballerischen Mitteln und Kniffen aushebeln. Was uns leider nicht in voller Perfektion und Schönheit gelang, wodurch das Spiel wiederum bis zum Ende sehr spannend blieb. Uns fehlten ein paar Tore, um zu zeigen, wo der Hammer hängt - Chancen hatten wir genug! Immerhin der vierte Treffer war so etwas wie ein "Okay, es reicht! Wollt ihr etwa noch mehr?": Ein Brett von einem Schuss in den Winkel, zugleich der Schlusspunkt des Spiels, das daraufhin nicht mehr angepfiffen wurde.

Da es beim Fair-Play keine Karten- oder Zeitstrafen gibt, ist der Ehrliche meist der Dumme. Die ganze aufgezogene Aftershow-Beschwerde des gegnerischen Verantwortlichen war mir im Grunde egal, auch wenn sie ob der Scheinheiligkeit entsetzlich nervte. Dieses Mal hatte der bessere Fußball gewonnen. Höhere Gerechtigkeit, wenn man so will.

[7. Ligaspiel RR / 13. Mai 2018]


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4:0 (2:0)
(1x Albion, 2x Fynn, 1x Luca )
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Ruben, Kolja, Luca, Levin, Gabriel, Timo, Fynn


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