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AMA / C1
SAISON 2021 / 2022

Maschinen

AMA U15 - Tebe U15

0 : 1

Das Tempo war beeindruckend. Die Athletik gepaart mit Handlungsschnelligkeit überwältigend. Das Gebaren nach dem einzigen Treffer des Spiels jedoch übertrieben. Logisch, nach einem Führungstreffer kann man schon mal kollektiv und ausgiebig in der gegnerischen Hälfte feiern, das wird den Jungs früh beigebracht. Es schindet Zeit. Aber sich dann im gemächlichen Rückwärtsgang auch noch demonstrativ hinzuknien und die Schnürsenkel neu zu binden, das ist dann doch eher Kasperletheater und eines Regionalligatabellenführers unwürdig. Soll professionell wirken und verschaffte uns sogar freundlicher Weise neue Luft, kam mir aber trotzdem ziemlich aufgesetzt vor.

Der spielentscheidende Freistoß von der Strafraumseite ins lange Eck war gut geschnitzt, ein schöner Treffer, wenngleich ihm ein zweifelhaftes Foul vorausgegangen war. Einer unserer wenigen 2007er im Team hatte seinen Körper rustikal gegen den gegnerischen Angreifer eingesetzt. Es gab keinerlei Tritt oder Zerren am Trikot, einfach nur einen kantigen Schultereinsatz gegen eine andere kantige Schulter. Man könnte sagen, es war einer der wenigen Zweikämpfe auf Augenhöhe, denn 75 Prozent unseres Teams bestand ja aus jüngeren U14ern. Doch die Schiedsrichterin hatte vorher schon relativ klar geurteilt und allzu heftige Rempler und Tacklings geahndet. So gab sie also Freistoß. Die erste Ausführung, die bereits aufs lange Ecke ging und zweitverwertet wurde, musste noch einmal wiederholt werden. Die zweite Fassung passte dann leider allzu gut und landete direkt im Winkel.

Bei aller Überlegenheit kam Tebe während der gesamten Spieldauer nur selten zwingend gefährlich vor unser Tor. Ein weiterer Freistoß aus der ersten Hälfte, der wuchtig an die Oberlatte klatschte, sowie eine turbulente Strafraumszene um die dreißigste Minute herum, als Tebe den Führungstreffer erzwingen wollte, wir aber stets ein Bein oder ein anderes Körperteil zwischen die Abschlüsse bekamen und schließlich klären konnten. Aber sonst? Vielleicht fünf oder sechs Abschlüsse, davon die meisten deutlich am Kasten vorbei. Unser Keeper wirkte während des Matches so dermaßen gelassen und ließ es sich in einer Szene nicht nehmen, dem heranstürzenden Angreifer mit zwei kurzen gewitzten Bewegungen den Ball kurz vor dem Kopfball hinweg zu stibizen, bevor er ihn lässig festhielt. Umso erstaunlicher seine heftige Erregung nach dem Schlusspfiff, von der ich immer noch nicht weiß, was der eigentliche Anlass war. Wieder eines von diesen idiotischen Komplimenten?

Zugeben, der Platz im Estadio del Coerthe, ist klein, die Räume sind sehr eng. Da kann selbst eine jüngere und klassentiefere Elf gegen ein Regionalligateam gut verteidigen. Tebe verlagerte im Ansatz schnell und dynamisch, brachte die Außenverteidiger immer wieder kurz vor der Mittellinie in gute Positionen. Aber von dort gingen die Bälle oft nur steil und ideenlos ins Zentrum - wo sie entweder im Abseits oder auf den Köpfen und den auskragenden Füßen unserer Innenverteidiger landeten. Ich zählte nicht mehr als vier Ecken gegen uns. In der ersten Halbzeit kam Tebe teilweise noch druckvoll über ihre linke Seite, da taten sich Lücken in unserer Defensive auf, die das Allerschlimmste befürchten ließen. Auch behaupteten sie viele erste Bälle. Die Ballbesitzquote lag sicherlich bei über 70 Prozent. Aber spätestens am Sechzehner war dann doch irgendwie Schluss für sie.

Insgesamt wirkten sie bei aller körperlichen und technischen Überlegenheit insbesondere beim Kombinationsspiel nicht unbedingt zwingend. Die wenigen Versuche, das Spiel über die Mitte zu eröffnen, konnten wir durch die enge Staffelung im Mittelfeld noch vor der Strafraumgrenze entschärfen. Unsere Innenverteidigung stand extrem sicher, da ging so gut wie nichts durch. Und je länger das Spiel dauerte, desto weniger schien es, als könnte Tebe sein Angriffspotential noch einmal modifizieren. Nun gut, als sie in Führung gingen, mussten sie sich nichts mehr beweisen und konnten das Spiel einigermaßen sicher nach Hause schaukeln. Unsere Frage war von vornherein gewesen: Reichen unsere Kräfte überhaupt?

Und ob sie reichten, sogar mehr als das! Nachdem der Treffer so spät gefallen war, wurden wir etwas mutiger, lösten die Viererkette auf, um mehr Druck nach vorne zu bekommen. Wir gingen ins Risiko und begannen sogar zu kombinieren. Zu verlieren hatten wir ab dem Moment nichts mehr. Eine schnelle Passkombination über die rechte Seite, eine geschickte Flanke aus dem Halbraum diagonal in den Strafraum und plötzlich war unsere Neuner am Keeper vorbei und schob ein... nein, nicht ganz, der Ball wurde noch in letzter Sekunde von einem Verteidiger von der Linie gekratzt.

Was wäre nur los gewesen, wäre dieser Ball zum Ausgleich reingegangen? Und was wäre erst gewesen, hätten wir nur unseren Strafstoß in der achten Minute genutzt, der leider etwas zu unscharf geschossen und vom Keeper pariert werden konnte. Oder der Konter zehn Minuten danach, dem eine exzellente Balleroberung mit tollem Umschaltspiel im Zentrum vorausging? Die Chancen, zumindest einen Treffer zu erzielen, waren da. Am Ende siegte dann das zweifellos stärkere Team, aber nicht unbedingt das bessere.

An diesem winterlich kalten Mittwochabend vor toller Kulisse kauften wir Tebe durchaus den Schneid ab! Am Ende ließen sich vereinzelte Spieler von ihnen gar zu Provokationen hinreißen, dagegen wirkte die lächerliche Schnürsenkel-Szene nach dem einzigen Treffer des Spiels schon beinahe niedlich. Nun gut, man hätte ihnen von unserer Vereinsseite ausnahmsweise auch mal eine der größeren Kabinen zuweisen können statt eine der obligatorischen Gastkabinen, die enger sind. Schließlich hat man nicht allzu oft ein solches Team mit überregionaler Strahlkraft zu Gast, womit ich alle anderen Gästeteams nicht geringschätzen möchte.

Der Gästetrainer hatte dann auch im Grunde recht, als er direkt nach dem Schlusspfiff lautstark für alle bekundete: Okay, Tebe! Eins zu null! Pokalspiel gewonnen! Abhaken! Ich glaube sogar, dass der Ausruf durchaus als verkapptes Kompliment an uns gedacht war, nur eben etwas umständlich ausgedrückt und adressiert. Mir ging es jedenfalls nach einer Niederlage noch nie so gut: Wann verliert man schon mal so knapp und fühlt sich trotzdem als Sieger?

In diesem Sinne: Eins zu null verloren, aus dem Pokal geflogen, bitte noch lange nicht abhaken, lieber genau so weiter!

[3. Runde Pokal / Mi. 8. Dezember 2021]


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AMA U15 - Tebe U15
0:1 (0:0)
Team: Eddie, Levi, John, Theo, Julius, Jonas, Arda, Emil, Bela, Levin, Guillermo, Nuri, Noah, Hasan, Felix, Femi, Lamin, Jakob, Luca, Levin.



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