AMA U15 - Hertha BSC U14
3 : 6
Wahrscheinlich können wir uns nun dafür rühmen, das schnellste Tor aller Zeiten gegen die 2008er von Hertha BSC erzielt zu haben. Wir benötigten keine Minute dafür. Doch am Ende der Partie, daran gibt es auch keinen Zweifel, sahen wir eher alt aus. Selbst der zwischenzeitige und viel umjubelte Ausgleich zum Drei zu Drei Mitte der zweiten Halbzeit konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir zu wenig in unser Spiel investierten. Genaugenommen hielt der Ausgleich nicht mal so lange wie wir für unsere Führung zu Beginn benötigten. Insofern war dieses Freundschaftsspiel, auf das wir uns sehr gefreut hatten, auch ein Gipfeltreffen der schnellen Tore. Leider aber auch eines der Verletzten, zwei Gästespieler und einer unserer Spieler mussten das Spiel vorzeitig beenden.
Dass die Hertha, wenn sie es will, einfach mal ein bis zwei Gänge höher schalten kann, führte sie uns und den vielen neugierigen Zuschauern eindrucksvoll vor Augen. Zugleich deckte sie damit unsere speziellen Schwächen und Unzulänglichkeiten auf. Obwohl taktisch mit zwei Viererketten ins Spiel gestartet, wurden wir viel zu leicht durch die Mitte überrannt. Wie Slalomstangen beim Super-Ski umkurvten uns die dribbelstarken Offensivspieler und kamen zum erfolgreichen Abschluss. Das Kompliment der Gäste-Trainer an unserer Team am Ende war ehrenwert, konnte aber zumindest mich nicht darüber hinweg täuschen, dass wir nur einen mäßigen Tag erwischt hatten.
Kaum einmal, dass wir den Ball über mehr als drei Stationen laufen oder zirkulieren ließen. Stattdessen wurden wir bereits nach dem Abstoß druckvoll und sehr effizient attackiert. Für ein geschicktes Aufbauspiel fehlten uns letztlich die spielerischen Mittel. Handlungsschnelligkeit, Ballsicherheit und vor allem Selbstbewusstsein reichten bei weitem nicht hin, um gegen die fixen Jungs von Hertha mitzuhalten. Immer wieder beschlich mich das Gefühl, dass einige unserer Spieler extrem unkonzentriert und viel zu verzagt agierten. War der Respekt doch zu groß? Die Hertha glitt durch unsere Reihen wie ein warmes Messer durch weiche Butter.
Gleichwohl waren unsere drei Treffer nicht unansehnlich und entstanden durchaus aus druckvollen Momenten, in denen wir einmal vergaßen, gegen wen wir eigentlich spielten. Daran kann man im Grunde ablesen, wie wichtig es ist, häufiger gegen spielstarke und überlegene Gegner anzutreten. Bei Rückenwind radelt es sich leicht bis ans Ende der Welt. Bei starkem Gegenwind tut schon ein Kilometer Landstraße entsetzlich weh.
Selbst in unserem Training gelingt es uns nur schwer, einen solchen Gegnerdruck zu erzeugen. Gerade an diesem Merkmal kann der Klassenunterschied gut abgelesen werden. Letztlich sind wir weitaus heterogener veranlagt als die Teams der größeren Vereine. Dort werden alljährlich neue Talente gesichtet, bis sie irgendwann von anderen Talenten überholt werden. Bislang kam uns die ehrenvolle Aufgabe zu, für den gelegentlichen Nachschub zu sorgen, wobei man sagen kann, dass die potentiellen Aufsteiger ins Jugendoberhaus wohl spätestens ab der B-Jugend rarer werden dürften. Es sei denn, wir bleiben zusammen!
Unsere Rechnung ist ganz leicht: Je mehr Spieler bleiben, desto vielversprechender wird unsere eigene Zukunftsperspektive sein. Sobald jedoch einer geht, kann eine fatale Kettenreaktion in Gang kommen, an dessen Ende nur wenige Gewinner stehen werden. Das Thema ist nicht neu, bislang hatten wir stets Glück und konnten unsere Abgänge überraschend gut ersetzen. Man muss mit seinen Ansprüchen auch nicht übertreiben. Jedoch wird die sportliche Ausdifferenzierung mit jedem Jahr deutlicher. Um auf hohem Niveau mithalten zu können, reicht es nicht mehr, nur regelmäßig zum Training zu kommen. Wer höher hinaus will, muss den Gegenwind lieben lernen.
Was wir anderen Teams im Augenblick noch voraus haben, ist unser augenblickliches Gefüge. Das kann sich schnell ändern, so wie sich alles im Leben schnell ändert. Ich habe keine Ahnung, wie es unseren ehemaligen Spielern in ihren neuen Clubs ergeht. Ich nehme an, sie fühlen sich mehr oder weniger wohl und werden am Ende da landen, wo sie nun einmal landen werden.
Jeder hat seine eigene Geschichte. Unsere wird hier aufgeschrieben.
[Freundschaftsspiel / Mi. 15. Dezember 2021]