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AMA / E1
SAISON 2018 / 2019

Dickes, süßes Brett

Zwischenrunde II, Kinderkrebshilfe Cup 2019

1. Platz

Eine 1qm große, zuckersüße, 400 Gummibärchen fassende AMA-Kuchenarena gegen vier altbackene Marzipantorten: Ein bisschen wirkte der vom BfV initiierte Backkampf wie ein ungleiches DFB-Pokal-Finale Profis gegen Amateure. Was soll man als aufstrebender, unkonventioneller Bäckeramateur schon gegen eine gewiefte Teutonia-Spieler-Oma mit Confiserie-Meisterbrief ausrichten? Sie backt einem natürlich die kühnsten, schmackhaftesten Dinge wie auf Bestellung. Alles fein und formschön hingegossen, als wäre Kuchen Porzellan.

Richtig gut geschmeckt hat unser Kuchen trotzdem! Am Ende des Turniers war von unserer feisten Stadionplatte nicht mal ein grünes Heckenbüschen übrig geblieben. Restlos aufgeputzt war der ganze Platz, was durchaus für seine Qualität sprach. Jeder Sitzplatz, jeder Zuschauer, alle transluziden Werbebanden, der gesamte Wackelpeter-Rasen, nicht zu vergessen der große AMA-Schokobär im weißen, überfließenden Vanillemantel - alles einfach aufgefuttert! Wer von einer großen Zukunft der Berliner Amateure in höheren Spielklassen träumt, der sollte am besten mit dem Backen einer schmackhaften Kuchenarena beginnen: als gelungene identitätsbildende Maßnahme zur Vereinsglorifizierung - außerhalb des Kernanliegens natürlich, guten Fußball zu spielen.

Ich erinnere mich, ein Mal ein Hertha-BSC-U14-Team in einer Kochschule unweit des Winterfeldplatzes von der Straße aus in der offenen Küche habe werkeln sehen, in Schürze und blau-weißem Hertha-Dress!

Guter Fußball wurde freilich auch gespielt an diesem sonnigen Sonntagnachmittag im Wedding. Zwar wussten wir nicht durchgehend in jeder unserer fünf Partien zu glänzen, aber im fortschreitenden Verlauf des Turniers zeigten wir uns beständiger und erneut charakterlich stark. Im Grunde war diese zweite Zwischenrunde des Kinderkrebshilfe-Cups ein Spiegel der Liga-Hinrunde draußen. Wir starteten mit einem Unentschieden gegen das spielstarke Empor und gewannen dann mehr oder weniger souverän gegen alle Mitkonkurrenten wie Teutonia, Hertha Zehlendorfer, Mahsldorf und BFC Dynamo. Wie im letzten Jahr qualifizierten wir uns somit für die Endrunde und kommen damit einem weiteren Saisonziel näher.

Aber zunächst lief nicht viel rund. Ein Spieler stürzte kurz vor dem Turnier auf den Asphalt vor der Halle und schürfte sich das Gesicht auf. Ein Schock, nicht nur für den Spieler! Wie schon bei der ersten Ausscheidung im Dezember mussten wir in zwei Spielen einem Rückstand hinterher rennen und taten uns in mancher Szene schwer. Zweimal konnten wir uns erst mit dem Schlusspfiff behaupten. Beide Male schaltete einer unserer famosen neuen Kuchenbäcker schneller als der Gegner, traf einmal selbst und legte das andere Mal geschickt auf zum siegreichen Treffer im letzten Spiel. Kompliment! Kuchenbacken fördert fußballerische Intuition!

Insbesondere das Spiel gegen Dynamo gestaltete sich als beste Sonntagsunterhaltung für alle angereisten Zuschauer. Spannender kann ein inoffizielles Finale (mal wieder!) gar nicht sein. Zweimal kamen wir zurück ins Spiel, nachdem der BFC mit unserer gütigen Mithilfe vorlegen konnte. Aber wir gaben uns nicht auf, im Gegenteil. Wir erhöhten kontinuierlich den Druck und blieben beharrlich, erspielten uns gute Möglichkeiten, allein der Ball wollte zunächst nicht ins Tor.

Erst zum Ende der Partie konnten wir ausgleichen und dann sogar noch den Siegtreffer erzielen. Es war schon in der letzten Spielminute: Ein kleines Foul kurz hinter der Mittellinie. Unser gefoulter Spieler schnappt sich den Ball, legt ihn sich kurz hin, steckt da schon geistesgegenwärtig durch auf den nach vorn enteilenden linken Offensivspieler, der frei vor dem Torhüter die Nerven behält und eiskalt einlocht - die ganze Szene zehn Sekunden vor Schluss.

Wütende Proteste des Gegners, weil der Ball angeblich nicht freigeben war. Aber seit wann müssen Freistöße im Mittelfeld freigegeben werden? Vielleicht hätte man von Seiten des Gegners besser das unnötige Foul vermieden? So aber schalteten wir schneller und gewannen letztlich völlig verdient das entscheidende Spiel um den Turniersieg, an dem wir insgesamt deutlich mehr Anteile und die bessere Spielanlage hatten.

Auf der fröhlichen Rückfahrt noch ein interessanter Austausch über das Phänomen akustisch befremdlicher Atemtechniken von Fußballern beim Wettkampf. Es ist doch erstaunlich, was man als Trainer auf der Bank alles nicht mitbekommt - die Spieler im Zweikampf jedoch sehr wohl! Keuchende Gegenspieler, die irgendeinen inneren Atmungsapparat zu besitzen scheinen, der die Luft stoßweise einsaugt und wieder heraus expediert. Vom Kontrahenten schon beinahe mit einer gewissen Verwunderung wahrgenommen, wenngleich ich sagen muss, dass jede Atmung proportional zur Anstrengung im Tempodribbling bei fast jedem Spieler zur eigenwilligen aeroakustischen Onomatopoetik führt. Manchmal kicke ich ja beim Training mit, da kann ich es dann gut hören.

P.S. Meine Favoriten finde ich allerdings beim Tennis. Was treiben die da auf dem Platz? Quiet, please!

[Zwischenrunde II Kinderkrebshilfe Cup 2019 / 24. Februar 2019]


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1. Platz
Es spielten: Samy, Albion, Blerton, Kolja, Noah, Luca, Fynn, Timo, John, Bela


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TURNIER ANSCHAUEN
EINBLENDEN / AUSBLENDEN