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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Der Kopf spielt immer mit!

1. FC Schöneberg E2 - AMA e2

1 : 6

Zu gerne würde ich einmal ein Torverhältnis der vergeben Großchancen für diese Hinserie sehen. Leider habe ich keine Liste geführt. Wie oft trafen wir nicht, obwohl wir hätten treffen müssen? Ich glaube, wir stünden ganz oben in der Tabelle. Seit dem dritten Spieltag beobachte ich diese Tendenz zur balltechnischen Leichtfertigkeit.

Unsere 51 bislang erzielten Treffer sind ein gutes Ergebnis, wir rangieren damit im oberen Drittel der Staffel. Aber allein heute hätten es wieder mindestens vier Treffer mehr sein müssen, und das ist noch großzügig gerechnet. In Wahrheit waren es acht bis neun vergebene Torschüsse aus allerbester Position. Schon gegen die Hertha hätten wir ein anderes Ergebnis erspielen können, hätten wir nur unsere Großchancen genutzt. Woran liegt`s ?

Da sind zunächst einmal die etwas widrigen Trainingsbedingungen momentan, unter denen der Torschuss gelitten hat. Im Grunde können wir nur einmal in der Woche ein effizientes Torschusstraining abhalten. Montags rutschen wir über das vom Moos überwucherte und von einem schmierigen Naturfilm überzogene Gymnastikfeld neben dem Körte. Mittwochs wiederum stehen uns auf dem riesigen Lobeck nicht mal Minitore zur Verfügung, wodurch ein Torschusstraining bei unserer derzeitigen Präzision schnell zum Ausdauertraining avancieren würde. Obwohl! Meistens schießen wir ja gar nicht vorbei, sondern direkt auf den Torhüter.

Die Genauigkeit beim Torschuss lässt zu wünschen übrig, wie uns auch die kalte Schnauze vor dem Tor fehlt. Ein Knipser, der hungrig ist und Tore schießen will und weiß, wann er wo er auftauchen muss, um den Ball hart und genau durch den kleinen Spalt der Torchance ins Tor zu befördern, könnte unserem Spiel gut zu Gesicht stehen. Aber es würde auch schon reichen, wenn alle anderen den Ball einfach mal sauber rechts oder links in die Ecke schieben würden, wenn sie frei vor dem Tor auftauchen oder mit dem Ball am Fuß darauf zulaufen.

Meine geheime Vermutung: Es fehlt an der nötigen Summe wiederholter Ballberührungen, die für ein sicheres, beständiges Ballgefühl beim Torschuss grundlegend sind. Als ich E-Jugend spielte, trainierten wir nur ein bis zwei Mal in der Woche, dafür wurde jeden Tag auf der Straße oder dem Bolzer gekickt, und da kam eine Menge Torschuss zusammen. Nun gut, das war eine andere Zeit und ein anderer Ort. Damals gab es noch Brachen oder Felder, die man sich erobern und mit Toren aus geklautem Bauholz ausstatten konnte, und irgendwer war immer draußen, gegen den man antrat. Die Schule ging nicht bis in den Nachmittag, und der lästige Kommunion-Unterricht befeuerte die Lust aufs Fußballspielen umso mehr. Bessere Fußballer waren wir deshalb noch lange nicht.

Das braucht seine Zeit und Beständigkeit, bis diese vielen gut heraus gespielten Chancen effizienter genutzt und Spielzüge mit trockenen Treffern veredelt werden. Gleichzeitig würde ich mir wünschen, dass zumindest mittelfristig nicht nur ein einziger Spieler aus der Mannschaft fast die Hälfte unserer Tore schießt, während die anderen beinahe doppelt so viele Gelegenheiten benötigen, um die andere Hälfte zusammen zu stoppeln. Das ist leider etwas Gewichtung zu viel, mindere oder nicht erhaltene Spielzeit hin oder her.

Von den Defensivkräften wird verlangt, dass sie keine Fehler machen und den Gegner rechtzeitig am Torschuss hindern und die Bälle klug und sauber nach vorne spielen. Und so darf man auch von den Offensivkräften erwarten, dass sie sich in jeden Zweikampf werfen und mit ihren Großchancen nicht leichtfertig umgehen, sondern konzentriert und klug die Bälle vorne über die Torlinie drücken. Zugegeben, wir könnten ein wenig häufiger die Positionen tauschen, selbst wenn uns das am Ende einmal einen Sieg kostet. Denn die Rollenumkehrung setzt neue Impulse in Gang und trainiert das Gehirn, welches wesentlich an diesem Sport beteiligt ist, selbst wenn es oft genug nicht danach aussieht. Aber genau das ist ja der Beweis dafür, dass dem doch so ist!

Life Kinetik, wie es mittlerweile bei den Sportmodernisten heißt, ist ja nichts anderes, als Kopf und Körper so zu verschalten, dass ein Maximum an Wahrnehmung mit einem Minimum an Kraftaufwand gekoppelt wird, um zu perfekten sportlichen Ergebnissen zu kommen. Der beabsichtigte Trainingseffekt in jedem Sport ist der der Optimierung: Steigerung des Resultats bei gleicher bis weniger aufgewendeter Körperanstrengung. Es gehört aber auch zum Sport, sich mit anderen messen zu wollen, wenngleich das innere Gleichgewicht des Sportlers nicht dauerhaft durcheinander geraten sollte, weil er nur dem Ehrgeiz anderer folgt, dem der Eltern, der Trainer oder einer monetären Torprämie.

Als Spieler ist man immer auf der Suche nach der eigenen Mitte, denn das Gleichgewicht zwischen Kopf und Körper ist äußerst labil und vielen äußeren Faktoren unterworfen. Gleichzeitig kann man seine Leistung am besten dann abrufen, wenn Körper und Kopf genau wissen, wie sie miteinander kommunizieren müssen, um zueinander zu finden.

Am Ende, wenn alles (für den Moment) perfekt sitzt, sieht es dann, wie es so schön heißt, ganz leicht aus! Der Weg bis dahin ist lang und holperig und wird auch nicht viel ebener, wenn man ihn weiter geht. Verbuchen wir das heutige Spiel als solide und sehr gute Trainingseinheit, die wir sehr engagiert und mit viel Leidenschaft absolviert haben. Wir haben viel aufs Tor geschossen, kaum etwas zugelassen und das Spiel souverän gewonnen. Und das ist freilich auch viel wert!

Nächstes Wochenende erwarten wir Hürtürkel, da wird die Aufgabe schon wieder etwas komplexer.

[7. SPIELTAG / 26. NOVEMBER 2017]


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1:6 (0:3)
(3 x Fynn, 1 x Timo, 1 x Kolja, 1 x Luca)
Es spielten: Samy, Fynn, Albion, Ion, Levin, Timo, Luca, Gabriel, Kolja


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