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AMA / E2
SAISON 2017 / 2018

Autsch, bitter!

AMA E2 - HERTHA 03 E2

1 : 6

"Mit einem Tropfen Honig fängt man mehr Fliegen als mit einem Liter Galle."

Aus dem Sprichwortschatz Sepp Herbergers


Jeder hat seine Art, mit einer Niederlage umzugehen, die einen sind schnell wieder bei sich, andere brauchen etwas länger. Manche Niederlagen schmerzen besonders, weil sie einen wunden Punkt treffen. Diese gehört dazu. Wenn ich auf das Ergebnis schaue, kann ich kaum glauben, dass es wahr ist. Haben wir wirklich sechs Gegentreffer bekommen? Vier allein in den letzten 12 Minuten?

Das Ergebnis scheint mir zu hoch, dennoch stimmt es. Die Hertha hat uns eiskalt an die Wand gespielt. Wir hatten ihr nichts entgegenzusetzen, uns gelang so gut wie keine Kombinationen über mehr als zwei Stationen. Wir ließen den Ball nur unzureichend laufen. Unser Spiel glich einem groben Mix aus ideenlosem Zufall und planloser Offensive. Wieder ließen wir dem Gegner zu viel Platz, statt selber aktiv zu werden und als Erster am Ball zu sein. Wieder vertrauten wir nicht unserem Passspiel, sondern verstiegen uns in übereifrige Einzelaktionen. Erneut versemmelten wir reihenweise richtig gute Torchancen und kassierten im Gegenzug Tore durch unglückliches Defensivverhalten. Lediglich in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit boten wir eine ansprechende Leistung, leider ohne Torerfolg.

Wieso ist die Mannschaft derart von der Rolle? Man könnte jetzt einwenden und sagen, nun ja die letzte Woche war nicht unbedingt ein Zuckerschlecken. Zwei Spieler verkündeten kurzerhand ihren Abgang, sie wechseln den Verein. Aber bringt so etwas den Rhythmus einer Mannschaft derart ins Stottern? Nein, dazu gehört mehr, aber es hängt alles miteinander zusammen.

Warum gehen die beiden Spieler? Einem ist das Trainings-Pensum zu hoch, der andere fühlt sich nicht mehr wohl oder wertgeschätzt bei uns. Hier und da vernehme ich vom Seitenrand, der Spaß sei dem Druck gewichen. Meistens kommt der Einwand von denen, die dem vermeintlichen Druck im Augenblick nicht stand halten oder spüren, dass ihre Schützlinge nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Es ist ein Warnsignal! Was ist Druck? Zwei bis drei mal Training in der Woche? Angst davor, vom Trainer nach einem Fehler oder nach einer müden Leistung kritisiert zu werden? In einem Spiel alles zu geben, zu rennen, zu kämpfen und dem Ball immer entgegen gehen zu müssen - ist das Druck?

Den einen ist das Programm, das wir aufgestellt haben, zu viel. Andere wünschen sich mehr individuelle Einfühlung in die Kinderseele, wieder andere sind mit allem gut oder sogar sehr zufrieden. Im Vergleich mit den richtigen Topteams dieser Altersklasse fahren wir ein eher moderates Programm, was nicht bedeuten muss, dass unser Programm schlechter ist, aber ist es auch altersgerecht? Wir bemühen uns permanent um Ausgleich. Jedes ausgebliebene Training eines Spielers versuchen wir ideell und sportlich aufzufangen. Das ist nicht immer leicht, weil nun mal ein versprungener Ball ein versprungener Ball ist, und der Ball verspringt dem Spieler deshalb, weil er nicht regelmäßig trainiert oder trainiert hat. Freilich sind wir alle keine Profis, dennoch wollen wir immer ein starkes Team aufstellen.

Die Kunst der Mannschaftsführung ist es, den Laden auch in schwierigen Zeiten zusammenzuhalten. Wenn allerdings zwei Spieler den Verein mitten in der Saison verlassen, obwohl die Mannschaft, wie wir Trainer glauben, keine schlechte ist, weder sportlich, noch charakterlich, dann haben wir wahrscheinlich etwas falsch gemacht. Entweder haben wir unser Konzept unzureichend kommuniziert. Oder unsere Erwartungen an die Mannschaft und die Spieler sind zu hoch und erzeugen tatsächlich zu viel Druck. Möglich auch, dass wir das Potential der Mannschaft insgesamt falsch eingeschätzt haben. Möglicherweise haben wir sogar vom Kinder-Fußball keinen ausreichenden Sachverstand, schlimmer noch, wir können mit Kindern nicht wirklich umgehen. Wahrscheinlich ist unsere Leidenschaft für den Fußball und das Glück, das einem durch die Gemeinschaft zuteil wird, einfach zu groß oder eben noch größer als die Aufnahmefähigkeit der Kinder. Wie auch immer, jetzt heißt es, den Spaß am Fußball zurück zu gewinnen! Nur wie?

Immer da, wo Menschen mit Menschen zu tun haben und die Bedingungen für alle nicht immer gleich sind, kommt es zu Konflikten. Jeder geht anders um mit Konflikten, weshalb es schnell zu neuen Konflikten kommt. Die einen sitzen Konflikte aus, die anderen ergreifen die Flucht nach vorn. Konflikte sind ein Perpetuum Mobile. Die Schwierigkeit im Fußball besteht darin, nach einer heftigen Niederlage, die ähnlich schmerzt und an die Nieren geht wie ein menschlicher Konflikt, wieder auf ein Niveau zurück zu finden, von dem aus der Neustart gelingt. Es darf zu keiner Kettenreaktion der Konflikte kommen. Dies geht am besten dann, wenn sich alle wieder auf eine gemeinsame Sache einigen und sich auch gegenseitig in der gemeinsamen Sache unterstützen. Ansonsten geht der Laden ganz schnell den Bach runter.

Sechs Buden und eine Mannschaft, die ihren Faden und zwei Spieler verloren hat. Diese Niederlage ist nicht nur eine sportliche Niederlage, sie ist leider etwas Größeres. Das wird eine kleine Zeit brauchen. Aber es liegt natürlich an uns selber, daraus etwas Positives für die Zukunft mitzunehmen. Genau das sagen wir den Kindern im Training und nach den Spielen auch immer: "Fehler sind wichtig, aus Fehlern lernen wir!"

Das Maß an Konzentration und Einsatzbereitschaft, das wir von den Kindern verlangen, müssen wir noch besser anpassen. Mal geht mehr, mal ist weniger mehr. Der eine lernt schneller, der andere etwas langsamer. Man verliert und gewinnt, aber immer gemeinsam.

Kopf hoch, AMAS, das Leben geht weiter!

[6. SPIELTAG / 19. NOVEMBER 2017]


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1:6 (1:2)
(1 x Timo)
Es spielten: Samy, Julius F., Fynn, Albion, Ruben, Levin, Timo, Luca, Yaron, Kolja


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