Füchse E2 - AMA E2
7 : 6
Am Spielfeldrand wird es langsam ungemütlich. Kälte und Feuchtigkeit kriechen von unten in die Knochen. Den Spielern bekommt die Frische jedoch ganz gut, sie laufen und laufen und benötigen nicht mal einen Schluck Wasser zur Erfrischung. Schlimm ist es für sie nur nach dem Spiel, wenn sie sich die Schuhe ausziehen wollen und die Schnürsenkel nicht mehr auf bekommen, weil die Finger so steif gefroren sind. Man hat keinerlei Kraft in ihnen, sie kommen einem regelrecht geschwollen vor.
Richtig angeschwollen war auch Samys Fuß. Ein Pressschlag gegen den Knöchel, komplettiert von einer heftigen Druckstelle des gegnerischen Stollens auf den Spann, hatte ihn früh im Spiel außer Gefecht gesetzt. Kurz zuvor hatte er noch einen Strafstoß pariert, nun musste er verletzt vom Platz. Bis dahin hatten wir die Füchse recht gut im Griff und führten mit 3:1 Toren. Wir deckten eng, waren hellwach und ließen Ball und Gegner besser laufen als in der letzten Woche. Aber mit der Auswechslung verloren wir den Faden. Der Schock der Verletzung zog sich durchs ganze Team, Kraft und Konzentration verschwanden schlagartig. Zur Pause hatten die Füchse ausgeglichen.
Nach dem Seitenwechsel dauerte es noch einmal zehn Minuten, bis wir zurück ins Spiel fanden. So gerieten wir zunächst deutlich in Rückstand. Die Füchse nutzen jede unserer Unsicherheiten und trafen in regelmäßigen Abständen. Doch das Spiel war noch nicht zu Ende! Durch die Mannschaft ging ein Ruck, und siehe da, sofort funktionierte wieder das, was bereits in der ersten Halbzeit so gut geklappt hatte. Wieder standen wir eng am Gegner, nahmen die Zweikämpfe an und behielten die Ruhe, wenn wir den Ball eroberten. Wir kombinierten und generierten uns erneut Torchancen. Leider ließen wir zu viele von ihnen ungenutzt liegen. Unsere gute altbekannte Abschlussschwäche!
Gemessen an den heraus gespielten Torchancen waren wir vielleicht sogar besser. Aber am Ende zählen nun einmal Treffer, und da waren wir nach 59 Minuten um ein Tor schlechter. Wieder fehlte die letzte Entschlossenheit im Abschluss, diese Mixtur aus unbedingtem Willen, Präzision und einstudierter Bewegung - der kühle Kopf und der sichere Fuß! Im anschließenden Elferschießen war diese Ungenauigkeit erneut zu beobachten. Wir verschossen die meisten Elfer, die Füchse kaum einen. Diese Sicherheit im Abschluss gewinnt man letztlich nur durch ständige Wiederholung, sie beruht auf bestimmten Automatismen, die sich erst dann einstellen, wenn man häufig genug in die Situation kommt, einen gezielten Torschuss abgeben zu müssen. Anders gesagt: Man muss erst eine Menge versemmeln, um zu kapieren, wie es richtig funktioniert. Eines Tages platzt der Knoten!
Hoffen wir, dass unser Torhüter bis zum kommenden Sonntag rechtzeitig fit ist. Wir nähern uns dem entscheidenden Spiel gegen die Hertha 03. Wenn sich jeder Einzelne reinhängt, kommt die Mannschaft ganz von selbst zum Vorschein und spielt einen guten Fußball - das ist die Lehre aus dem heutigen Spiel. Aber freilich müssen sich alle gemeinsam reinhängen, sonst geht es nicht. Halbe oder dreiviertel Kraft reichen gegen spielstarke Mannschaften nicht aus. Ohne maximalen Laufeinsatz eines jeden ist eine Fußball-Mannschaft so handlungsfähig wie ein Fahrrad ohne Lenker.
Wir brauchen uns vor keinem Team zu fürchten. Wenn wir so auftreten wie heute und unsere Torchancen kompromisslos nutzen, werden wir die Hertha 03 schlagen. Muss nur noch das Wetter mitspielen!
[TESTSPIEL 2 x 30 Min. / 12. NOVEMBER 2017]
